MAK

Volltext: Katalog der Theodor Graf'schen Funde in Aegypten

14 
wohl diese Anspielung auf den Fisch sich schon in Tertullians Tractat de bap- 
tismo, der zu Ende des 3- Jahrhunderts n. Chr. verfasst ist, findet, müssen wir 
unseren Gobelin doch in eine bedeutend jüngere Zeit versetzen. Der Ductus, so 
wie das Gemisch lateinisch-griechischer ßuclistabenformen, weisen bestimmt in die 
Zeit des Kaisers Heraclius, erste Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Ch., für welche wir 
zahlreiche epigraphische Belege auf den Münzen finden. Interessant ist die That- 
sache, dass in den figuralen Darstellungen mancher Gobelinborten unseres Fundes 
jenes altchristliche Kunstmotiv, der Fisch (IxtKic) sich gleichfalls vorfindet. S. die 
Nr. 137 etc. 
113. Die untere Hälfte einer jüdischen wollenen Prachttunica. Der Ge 
wandstoff ist ein weissgestreifter, safranfarbiger (kpokuitoc) Ribs, be 
setzt mit breiten, purpurnen Gobelinborten in zarter, weisser Orna- 
mentirung, welche über die ganze Länge des Gewandes bis zum 
Saum hinabreichen. Letzterer besteht in einer schönen breiten, rothen 
Wollborte mit weissen, lancirten Kreisornamenten, welche je zweimal 
gerade und rückläufig die drei hebräischen Buchstaben 033 (= nkm) 
als Abkürzung der Eulogie: nischmato kabud menühatä (Seine Seele, 
in Ehre sei ihre Ruhe!) enthalten. 
Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen und eine glückliche Fügung, dass die 
imFaijümer Papyrus-Fund (s. II. Abth. Nr. 55o -*552) plötzlich zu Tage gekommenen 
ältesten geschriebenen Urkunden der Hebräer, eine hochwillkommene ergänzende 
Parallele durch unser textiles Prachtstück erhalten haben. Dieses und die genannten 
Papyrus sind in das 7.— 8. Jhdt. n. Chr. zu versetzen. Was die drei hebräischen 
Buchstaben anbelangt, deren Beziehung zur funeralen Bestimmung des Gewandes 
nach der obigen , mir durch Herrn Prof. D. H. Müller zu Theil gewordenen Er 
klärung ausser Zweifel steht; so sei bemerkt, dass nach des genannten Fachgelehrten 
Darlegung derlei abgekürzte Eulogien auf alt-hebräischen Grabsteinen nicht selten 
anzutreffen sind. Zum Belege mögen hier nur die folgenden erwähnt sein: 
D3J nbt — nafscho betob talin »Seine Seele weile im Guten«, 
ne — nischmato t eden »Seine Seele sei im Paradies«, 
5333 wkm — wehaja kabud menühatä »Es sei Ehre ihre Ruhe«. 
1 14. Rothes kurzärmeliges Kinderkleid mit geschweiftem Schnitt und 
unteren Randschlitz, aus festem, dichtem Wollstoff. Auf der linken 
Brustseite ist ein grosser blauwollener, mit überschossener weisser 
Musterung dessinirter Lappen (tabula) als Modeabzeichen aufgenäht. 
1 i5. Ein grosses, sehr merkwürdiges, als Leichentuch gebrauchtes Linnen 
stück, dessen eigenthümlich verschlungene geometrische Ornamente 
aus langen, unaufgeschnittenen Plüschnoppen bestehen. Die Farben 
sind: roth, gelb, grün und schwarz. 
116a. Grosses Kibätij - Leinen (s. Anm. zu Nr. 81), verziert mit farben 
kräftiger Gobelinmusterung. Die Fläche ist mit Reihen von abwechselnd 
grösseren und kleineren Herzblattmotiven besetzt, dazwischen als 
Hauptmotiv ein grosses Rundmedaillon, das von vier etwas kleineren 
Kreisornamenten umgeben ist. Ein Todtentuch. 
116 b. Kibätij-Linnen von ursprünglich derselben Anordnung der Ornamentik. 
Erhalten ist nur ein mit einer buntfarbigen Rosette gefülltes Rund 
medaillon. Ueberrest eines Todtentuches.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.