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Volltext: Der gute billige Gegenstand

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große Massen von (iegen.st<änden einer Art herzustellen, die einander >oll- 
ständig gleichen, will natürlich etwas gänzlich Aeues bringen, das sich 
von allen bereits existierenden Gegenständen gleichen Zwecks v\esenl- 
lich unterscheidet. Es geht hiebei sehr viel von ehemaligem Feingefühl 
verloren und selbst der funktionelle Wert eines Gegenstandes wird oft 
zugimsten ehier Form, ehe originell sein will, unterdrückt. Denn die 
neue Form, die heute meist rationell erklärt wird (mag dies mit Recht 
oder Unrecht geschehen), entscheidet oft den Erfolg. Fast unberührt 
von diesem Modew'echsel blieben nur Gog^eiistäiide, auf die kein besonderer 
W'ert gelegt wurde, da sie für Räume bestimmt sind, die der normalen 
-Auffassung gemäß nicht ,,schön' sehi müssen : diese Gegenstände wurden 
von der Industrie auf Grund rationeller Erwägungen hergestellt und sie 
behalten, lalls sic nicht sachlich überholt werden, ihren formalen W ert 
viel länger als das vom Architekten gezeichnete gewollte oder ungewollte 
Kunstgewnrbe; es werden deshalb heute diese Gegenstände sehr oft. 
und zwar hauptsächlich aus formalen Gründen von den untergeordneten 
Räumen in die Wmhnungen übernommen, w'o sie sehr häufig ihren Zweck 
nur teilweise erfüllen. Denn es gibt kein ,,Universalgerät“ für einen 
Zweck, zum Beispiel ,,den“ Sessel, ,,die“ Lampe, und kein Gegen 
stand, der verschiedene Bedürfnisse erfüllt, ist für eines davon voll 
kommen brauchbar’. Deshalb sieht eine Wohnung anders aus wie ein 
Bureau und hat andere Sessel und Lampen. 
Die Industrieprodukte gelangen also schw-erer zur Typenbildung als 
ehemals die handwerklichen Erzeugnisse mid es spielt hier auch der 
Umstand mit, daß sie vielfach mit Musterschutz belegt sind und neue 
Erzeuger gezwungen sind, auf germge formale Verbesserungen zu \er- 
zichlen, denn sie müssen manchmal gänzlich andere, oft gekünstelte 
Formen suchen, um bereits bestehenden und geschützten zu entgehen. Die 
Entw’ickhmg der hidustriellen Form ist deshalb keine gleichmäß>ige, 
sondern sie geht ruckartig vor sich. 
Die Form des Gegenstandes ist ein Ausgleich zwüscheu Gebrauchswert, 
Preis, Material und anderem; sie ist variabel, je nachdem einer oder der 
andere dieser Punkte besonders hervorgehoben werden soll. Eindeutige 
Formen gibt es sehr selten und kaum eine, die nicht von Zeit zu Zeit 
vom Kunstgewerbe aus erschüttert oder beeinflußt worden ist. Es bilden 
sich aber auch heute zweifellos nach wiederholten Abirrungen Typen 
neuer .Art; im großen und ganzen haben sich die Typen der bereits 
in der Handwerkszcit bestehenden Gegenstände, die wir noch heute 
verwenden, wenig geändert, zum Beispiel Möbel. Diese werden nur in
	        
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