15
große Massen von (iegen.st<änden einer Art herzustellen, die einander >oll-
ständig gleichen, will natürlich etwas gänzlich Aeues bringen, das sich
von allen bereits existierenden Gegenständen gleichen Zwecks v\esenl-
lich unterscheidet. Es geht hiebei sehr viel von ehemaligem Feingefühl
verloren und selbst der funktionelle Wert eines Gegenstandes wird oft
zugimsten ehier Form, ehe originell sein will, unterdrückt. Denn die
neue Form, die heute meist rationell erklärt wird (mag dies mit Recht
oder Unrecht geschehen), entscheidet oft den Erfolg. Fast unberührt
von diesem Modew'echsel blieben nur Gog^eiistäiide, auf die kein besonderer
W'ert gelegt wurde, da sie für Räume bestimmt sind, die der normalen
-Auffassung gemäß nicht ,,schön' sehi müssen : diese Gegenstände wurden
von der Industrie auf Grund rationeller Erwägungen hergestellt und sie
behalten, lalls sic nicht sachlich überholt werden, ihren formalen W ert
viel länger als das vom Architekten gezeichnete gewollte oder ungewollte
Kunstgewnrbe; es werden deshalb heute diese Gegenstände sehr oft.
und zwar hauptsächlich aus formalen Gründen von den untergeordneten
Räumen in die Wmhnungen übernommen, w'o sie sehr häufig ihren Zweck
nur teilweise erfüllen. Denn es gibt kein ,,Universalgerät“ für einen
Zweck, zum Beispiel ,,den“ Sessel, ,,die“ Lampe, und kein Gegen
stand, der verschiedene Bedürfnisse erfüllt, ist für eines davon voll
kommen brauchbar’. Deshalb sieht eine Wohnung anders aus wie ein
Bureau und hat andere Sessel und Lampen.
Die Industrieprodukte gelangen also schw-erer zur Typenbildung als
ehemals die handwerklichen Erzeugnisse mid es spielt hier auch der
Umstand mit, daß sie vielfach mit Musterschutz belegt sind und neue
Erzeuger gezwungen sind, auf germge formale Verbesserungen zu \er-
zichlen, denn sie müssen manchmal gänzlich andere, oft gekünstelte
Formen suchen, um bereits bestehenden und geschützten zu entgehen. Die
Entw’ickhmg der hidustriellen Form ist deshalb keine gleichmäß>ige,
sondern sie geht ruckartig vor sich.
Die Form des Gegenstandes ist ein Ausgleich zwüscheu Gebrauchswert,
Preis, Material und anderem; sie ist variabel, je nachdem einer oder der
andere dieser Punkte besonders hervorgehoben werden soll. Eindeutige
Formen gibt es sehr selten und kaum eine, die nicht von Zeit zu Zeit
vom Kunstgewerbe aus erschüttert oder beeinflußt worden ist. Es bilden
sich aber auch heute zweifellos nach wiederholten Abirrungen Typen
neuer .Art; im großen und ganzen haben sich die Typen der bereits
in der Handwerkszcit bestehenden Gegenstände, die wir noch heute
verwenden, wenig geändert, zum Beispiel Möbel. Diese werden nur in