15
los wie die Maschine. Es gibt aber heute noch viele ITandarbeiter, deren
Bezahlung sich so drücken läßt, daß sich ihre Beschäftigung lohnt; das
gilt hauptsächlich von der Heimarbeit. Die Vertreter des Handwerks
als Ideal verwechseln meist, wie dies auch auf allen ihren Ausstellungen
zu sehen ist, Handwerk mit Kunstgewerbe. Das Handwerk in seiner
ursprünglichen Bedeutung brauchen wir heute fast nur noch zur Her
stellung von Modellen. Seine Pflege an Schulen ist deshalb durchaus
notwendig und es wäre sehr wünschenswert, wenn es den Zeichen-
nntoi'richt in immer größerem Maße ersetzen könnte.
Was uns heute an Typen geboten wird, die auf industriellem Wege
zustande gekommen sind, das smd Dinge, die ihrer Hauptsache nach
nicht das Beste und Rationellste und Schönste darstellen, was erreichbar
ist, sondern es sind dies meist Gegenstände, die ihr Entstehen größtenteils
dem Unternehmungsgeist eines Fabrikanten verdanken, der den Mut hat,
größere Mengen davon herzustcllen und damit manchesmal Erfolg hat,
weil diese Dinge entweder billig sind oder einem momentanen Mode
bedürfnis dienen. Es ist aber durchaus falsch, ein jedes Massenerzeugnis
gleich für eine wertvolle oder endgültige Type anzusehen oder gar für
eine Norm, nur weil sehr viele Exemplare davon existieren. Die heutige
Modeform des Sessels ist zum Beispiel geradlinig, kubisch und aus Stäben
zusammengesetzt, trotzdem dies alles dem Wesen des Sessels widerspricht,
der sich in all seinen Teilen dem menschlichen Körper anschließen imd
deshalb diesem ähnliche Formen haben muß. Die geraden Stäbe sind
auch tatsächlich in vielen Fällen billiger und genügen für mäßig gutes
Sitzen und deshalb wird fälschlicherweise oft die Ansicht propagiert,
daß der gerade Stab die natürliche Form des Holzes und der Maschine
ist. Wäre zum Beispiel das wirklich bequeme .Auflegen der .Arme auf
die Stützen von großer Wuchtigkeit, so wären deren Formen schon
typisiert und könnten in großen .Mengen leicht imd billig hergestellt
werden. Es besteht aber heute aus formalen Griinden gar nicht die
\bsicht, etwas derartiges zu suchen, trotzdem ältere Zeiten diesen Typus
schon geschaffen haben. Eine Ausnahme bildet hier wieder etwa der
amerikanische Bureausessel, für den keine ästhetischen Vorurteile vor
handen waren, der aber deshalb nicht modisch, sondern traditionell wirkt.
Ein Beispiel, welch komplizierte Holzformen maschinell herg-estellt
werden können, wenn es notwendig erscheint, ist der Gewehrkolben.
Die heute angestrebte Form der Gegenstände, ihre Einfachheit und
schmucklose Form ist weder eine Folge der maschinellen Herstellung,
noch der .Armut, noch des Verlangens nach g-rößerem rationalem Effekt.