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L iis gefällt das Einfache besser: es ist dies lediglich eine ästhetische
Forderung, und die Maschine hat lange Zeit hindurch sehr reich
verzierte Gegenstände erzeugt und tut dies auch heute noch. Einfachheit
bedeutet aber keineswegs Geradlinigkeit oder auch die Anwendung irgend
einer geometrischen Form. Was wir unter einfachster Form verstehen,
das ist die beste und knappste Form. Diese Form wird immer eine
organische sein, während die geometrische und geradlinige in der Regel
affektiert und leblos bleibt; denn sie ist erkünstelt und aus formalen
Gründen dem Haus und seinen Mauern entnommen, um formale Ein
heiten herzustellen; es ist dies ein Mißverständnis, da die kubische Form
des Hauses dessen natürliche Form i.st. Die lebendige Form kann aber
von Architekten und Kunstgewerblern nicht gefunden werden, auch wenn
sie mit bestem Willen ange.strcbt wird; wohl aber können von dieser Seite
AnregungeJi geistiger Art gegeben werden, die zu neuer formaler Ge
staltung führen.
Es besteht kein Zweifel, daß die individuellen Gebrauchsgegenstände
immer mehr verschwinden werden und alles in der nächsten Zeit durch
Industrieerzeugnisse ersetzt werden wird, die serienmäßig in großer
Anzahl von A'arianten hergestellt werden. Heute wird dieser Prozeß noch
durch sehr viele A'orurteile verzögert. Brauchbare Typen entstehen in
der Regel anonym und glücken durch Zufall oder auch als Resultat von
A'ersuchen ohne jeden besonderen Formwillen, der aber latent immer
vorhanden ist. Der bewußte Formwille entstammt noch der Zeit, da
ein jeder Gegen.stand zum Kun.stwerk erhoben werden sollte; es fehlt
diesen Dingen deshalb jene angenehme Banalität, die .sie erst allgemein ver
wendbar machen würde. Denn UnperSünlichkeit ist das wichtigste formale
Kennzeichen des Gegenstandes, der je zu einem Typus werden kann.