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LASZLO GABOR
ERZEUGER, KÄUFER
UND DER WERKBUND
Unserer Wiener Veranstaltung sind solche in Deutschland vorangegangen.
Es erweist sich, daß whtschaftliche und soziologische Rücksichten das
Cesicht derjenigen Ausstellungen bestimmen, die eine enge Fühlung mit
der Wirklichkeit suchen und nicht etwa im luftleeren Raum einer der
breiten Masse unverständlichen Programmatik nachstreben. Dem Titel
der Veranstaltung nach müßte man annehmen, daß es sich dabei um
die selbstverständlichste Sache der Welt handelt, sind doch nur Dinge
auszuwählen, die einerseits gut, andererseits billig sind. Hausfrauen
sind doch stets imstande, diese beiden Forderungen zu erfüllen und der
billige Einkauf ist niemandem ein unbekannter Begriff. Leider zeigt es
sich gar zu oft. daß der ..billige Einkauf“ ein sehr kostspieliger war
und. wenn wir tJmschau halten in immiltelbarer Umgehung, hi der
W'ohnung, dann entdecken wir, daß sieh vieles Überflüssige in kür
zester Zeit aufgehäuft hat und wenn nicht ÜJberflüssiges, dann oft
nicht viel Gutes. Es lohnt sich, zu iinlersuchen, auf w'elche Ursachen
dies zurückzuführen ist, denn nur so können wür auf den Kern des
Problems kommen.
.Vm zwingendsten wird unsere Retrachtung, wenn wir ein beliebiges
Geschäft für „Bedarfsartikel“ als Beispiel heranzichen und mit kriti
schen Augen das DargeRotene untersuchen. Hunderte, ja tausende Dinge
wmllen da gekauft werden, vieles hat gleiche Zweckbestimmung, aber
oft völlig wechselnde Formen. Ein Kleiderhaken zum Beispiel hat
lediglich eine Funktion, es gibt aber ungezählte Modelle solcher und die
formalen Unterschiede sind so groß, daß einer dem anderen gar nicht
mehr ähnelt, ln allen Stilarten abgewandelt, mit Ornamenten übergossen,
glatt, matt, poliert, emailliert, verchromt oder vernickelt, Bronze, Eisen,
Messing, Holz, gedrechselt, gestanzt, gegossen und immer wieder nur:
ein Kleiderhaken! Man möge sich diese ansehnliche Kollektion mm recht
anschaulich vergegenw'ärtigen und den in sich gar nicht so gefestigten
Käufer dazu.
Die verwürrende Überfülle wird ihn trotz seines „guten Geschmackes“
waidcelmütig machen und das ist der psychologische Momeid, wo der
Verkäufer in Aktion tritt. Er berät den Kunden. Er wird je nach
Schulung oder Veranlagung vorgehen, entweder alles anpreisen, oder
eine bestimmte Gattung als hevorzugenswert hhistellen, in allen Fällen