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Geleifworf
Von Bundesminisfer für Handel und Verkehr
Frifz Stockinger
Zum erstenmal triff die Kunsfgewerbesekfion des Wiener
Gewerbegenossenschaffsverbandes mit einer großen, die
kunsfhandwerklichen Betriebe der verschiedenarfigsfen Ge
werbezweige umfassenden Ausstellung vor die Oeffenflich-
keif. In hingebungsvoller und unermüdlicher Arbeit hat
es die Leitung dieser Sektion zuwege gebracht, die sdiöpferi-
schen Gedanken hervorragender Künstler mit der erlesenen
Technik Wiener Handwerksmeister zu gemeinsamem Schaf
fen zu vereinigen und darzufun, welche Leistungsfähigkeit
und Gestaltungskraft diese Handwerker trotz aller Ungunst
der Zeit und des Druckes der Wirtschaftskrise aufzubringen
vermögen. Die Ausstellung soll im Vergleich zu den zahl
reichen, in ihrer Art gewiß hochwertigen und vielfach
blendenden Veranstaltungen, wie sie uns in den letzten
Jahren von den vornehmsten kunstgewerblichen Vereini
gungen geboten wurden, durchaus eigenartige Züge auf-
w^eisen. Gewerbezweige, die aus Ursachen wirtschaftlicher
und geschmacklicher Natur in Vergessenheit geraten oder
von billigen Ersatzerzeugnissen verdrängt worden sind, und
alte, wertvolle Handwerksfediniken sollen durch die Aus
stellung eine kräftige Wiederbelebung erfahren. Und was
vor allem das Wesentliche ist: Die leitende Idee der Aus
stellung ist — unbeschadet der Mitwirkung bewährter
Künstler — aus dem Geiste des Handwerks selbst geboren
worden. Das Wiener Kunsfhandwerk will zeigen, daß es
dem Drucke wesensfremder Sfilrichfungen nicht nachgeben
und widerstandslos unter die Räder geraten, sondern seine
Ssferreichisdie Eigenart unter allen Umständen wahren will.