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freiung von allzu prinzipiellen Forderungen und Einengun
gen. Es werden in unserer Ausstellung die verschiedensten
Gewerbe ihre Arbeiten zeigen und ihre Eigenart und ihre
seltene Geschicklichkeit und Anpassungsfähigkeit erweisen,
i Viele fast schon vergessene Methoden und Möglichkeiten
sollen wieder erprobt werden und wir hoffen, durch diese
Versuche eine Belebung des gesamten Handwerkes in die
Wege zu leiten. Sollte es uns gelingen, dadurch auch unserer
Zeit ihr eigenes Gewand zu geben und ohne Nachahmung
Ureigenstes zu schaffen, erfüllen wir die gewiß vater
ländische Aufgabe, ein wertvolles Glied der Entwicklung zu
bleiben und geben durch den eigenen Formwillen Zeugnis
unverminderter Lebensbejahung und dadurch unserer für
die gesamte Welt wertvollen Existenz.
„Das befreite Handwerk" — eine vaterlän
dische Veranstaltung
Von Bundesminister a. D. Eduard Heini, Direktor des Gewerbe
förderungsinstitutes der Kammer für Handel, Gewerbe und Indu
strie in Wien
Noch steht uns die sogenannte „Makart-Zeit“ als eine
reiche und luxuriöse Kulturepoche in Erinnerung. Gerade
dadurch aber, daß sie sich entschieden zu viel des Guten
an Dekoration und überladenem Prunk leistete, verfiel sie
in ein Extrem und war es eigentlich etwas ganz Natürliches,
daß dieses selbst wieder durch ein anderes Extrem dies
mal Schmucklosigkeit und absolute Nüchternheit — Ab
lösung gefunden hat. Nahrung erhielt dieses zweite Extrem
noch durch den neuen Zeitgeist und die moderne Hygiene,
durch die technischen Fortschritte und vor allem durch die
Abnahme der Kaufkraft im Publikum, das gezwungen ist,
sich mit dem Einfachen zu begnügen.