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Li 5 gibt bei Kindern keine Trennung zwischen Eindruck und Ausdruck.
Die Unmittelbarkeit und Lebhaftigkeit des Eindruckes findet den natürlichen Ausdruck
in Bewegung und Wort, in Zeichnung und Farbe, durch ein Verfahren welches dem
ähnlich ist, was der Volkskunst eigen ist; es ist die aufrichtige Wiedergabe einer
frischen und unberührten Empfindlsamkeit.
Die Kunst ist deshalb für Kinder der treue Spiegel der eigenen wechselnden seeli
schen Empfindungen; Freude, Schmerz, Lachen, Weinen, gehen vom Eindruck zum
Ausdruck über, ohne zu erstarren, sich zu entstellen oder während des Überganges
zu verbittern.
Der Krieg ist über die Seelen der Kinder von Port-Said gegangen und hat ihre
unschuldigen Vorstellungen verwirrt, das heitere Familienleben, den Genuss des
Grosstadtlebens, das allen Menschenrassen eine Heimat bietet, und gleichzeitig
eine harmonische Gesellschaft bildet.
Im Augenblik der Zerstörung und des Todes offenbarte sich diesen Kindern, in seiner
ganzen Schönheit der Wert dessen, was man zerstören wollte. Mit der schnellen
Auffassungsfähigkeit ihrer Empfindlichkeit verstanden sie sofort den brutalen Cha
rakter des Angriffs.
Die Zeichnungen und Malereien der Schüler von Port-Said, die gegenwärtig in einer
Von der ägyptischen Akademie organisierten Ausstellung in Rom zu sehen sind,
bezeugen diese zweifache Erfahrung.
Es sind Bilder der Angst, des Kummers und des Todes, die Episoden aus den tragi
schen Kampftagen der Stadt schildern, aber es sind gleichzeitig Bekenntnisse. Die
kleinen Künstler verkündigen, durch ihre Werke der Welt, die Botschaft des neuen
Ägyptens; das Vertrauen in Güte und Leben, das in den Proben gegen Tot und Übel
wiederauffammte, die Sicherheit, dass Hass und Gewalt nicht siegen werden, solange
das menschliche Empfinden sie beobachten und beurteilen wird, wie es diese Kinder
getan haben.
SALAH KAMEL
Direktor der ägyptischen Akademie in Rom
Leiter der Ausstellung