venezianischen Glases. Das leichte und dünne Natron
glas (es besteht aus Kieselsäure, die aus dem Seesand
und Natron, aus der Asche der Strandpflanzen ge
wonnen wurde), das war für den damals aufkommenden
Glasschnitt nicht geeignet. Beim Zusammenbruch der
Republik Venedig war die Glasbläserei auf einem künst
lerischen Tiefstand angelangt. Im 19. Jahrhundert wurden
Versuche der Belebung dieses Zweiges des Kunsthand
werks unternommen, aber man beschränkte sich auf das
Kopieren alter Formen, und was an eigenen Erfindungen
enfstand, war dem Zeitgeschmack entsprechend über
laden und unkünstlerisch.
Es ist kaum möglich, bei einer so mächtigen Tradition sich
dem genius loci zu entziehen. Jeder in Murano arbei
tende Künstler sieht sich vor die Aufgabe gestellt, aus
dem alten Geist heraus zu schaffen und unter Wahrung
der hochstehenden Handfertigkeit neue Formen, die der
heutigen Zeit entsprechen, zu finden. Besonders schwierig
ist das in einer Umgebung, die heute wie im 19. Jahr
hundert sogenannte Glaskunstwerke herstellt, deren ein
ziger Wert im Verkaufspreis liegt, und die nichts anderes
als Reiseandenken für die Fremden sind.
Als Paolo Venini, der am Corner See geboren isf, wo
einer seiner Vorfahren vom Ende des 18. bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts eine Glashütte betrieben hatte,