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Im Jahre 1928 kommt ein junger Mann nadi Wien, der 1905 
in Kettwig an der Ruhr, in der Nähe von Essen, geboren 
wurde. Von den Eltern hat er westfälisdies und rheinländisches 
Wesen ererbt, eine Mischung gegensätilicher Elemente, nicht 
unähnlichdersohäuügenösterreichischenMischung von alpen 
ländischen und slawischen Zügen. Weltoffenheit, Sinnenfreude 
undTemperament des Rheinländers liegen wie eine glänzende 
Schuhhülle über der Veranlagung des Westfalen zur Grübelei, 
zur Einsamkeit, über seinem Drang zum Jenseitigen, seiner 
Zähigkeit im Verfolgen eines Zieles. Fast fühlt man sich zur 
Voraussage verlockt: was immer dieser junge Mann tun oder 
hervorbringen wird, es wird nie ohne Schwung und Leucht 
kraft sein und nie ohne Tiefe und Gewicht. Aber zunächst - 
begreiflich bei so gegensätzlicher Veranlagung - weiß er noch 
gar nicht recht, was er eigentlich will.Er beginnt mit demStudium 
an der Universität, doch bald tritt die schon in der Kindheit 
vorhandene Neigung zum Malen immer stärker hervor. Ohne 
akademischen Unterricht zu nehmen,geht er 1932 nach Italien, 
nach Rom, Neapel, dann nach Ischia, wo er bis 1936 malt. 
Dann treibt es ihn zurück nach Wien, das er bereits als Heimat 
empfindet, da er sich der österreichischen Lebensauffassung 
zutiefst verwandt fühlt. Der Krieg reißt ihn 1940 aus seiner 
Laufbahn; die langdauernde und an eindringlichen Erlebnissen 
reiche Gefangenschaft in Sibirien hat ihn aufgewühlt, geformt 
und gereift. 
Im Juli 1948 kehrt der Maler Robert Keil nach Wien zurück. 
Sein Name fällt hier erst, denn nun ist er zur Persönlichkeit ge 
worden, nun ist er sich seinerBerufung zumMaler klar bewußt. 
Auf Reisenin Italien und Deutschland füllt er sein Auge mit neuen 
Eindrücken, seine Seele mit neuen Erlebnissen. Für die künst 
lerische Bewältigung desEindrudts ist die Form bald gefunden: 
die Tuschzeichnung erfaßt mit raschem, sicherem und tempe 
ramentvollem Zugriff das Gesehene und verwandelt atmo 
sphärische Stimmung, Licht und Schatten, Aufbau und Struktur 
der Landschaft inLiniengespinste von hohemReiz. Die Malerei 
aber will mehr, sie will das Erlebnis gestalten, und nicht nur 
das auf Reisen gewonnene, auch das aus der Seele selbst 
geborene. Um ihre Form muß länger gerungen werden. 
Landschaften vonVenedig, aus dunkel glühenden und durch 
einanderwogenden Farbflecken gewirkt, zeigen ein hohes 
malerisches Können, aber sie genügen dem Künstler nicht 
lange. Er will stärkere Vergeistigung, tiefere Erfassung 
des inneren Erlebnisses, größere Klarheit der Form; das
	        
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