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Wohnen in Schweden
Katja Waiden
Fährt man mit dem Auto oder der Bahn
durch Schweden, so erscheint einem die
Gegend immer vertrauter: nach endlosen
Wäldern und zahlreichen Seen eröffnet
sich einem unerwartet der Blick auf Fel
der und Wiesen. Vereinzelt oder in Dör
fern trifft man auf die für Schweden so
typischen Holzhäuser, umgeben von
Ställen und Scheunen. So sieht man sie
immer wieder, von Smaland bis weit
hinauf in den Norden.
Heute ist jedoch das rote Holzhaus
keine typische schwedische Wohnform
mehr. Aber dennoch ist es ein Zeuge ver
gangener Zeiten, als noch zur Jahrhun
dertwende drei Viertel der 5,5 Millio
nen zählenden Bevölkerung auf dem
Lande wohnten — zu einer Zeit, als
Schweden noch am Anfang seiner indu
striellen Entwicklung stand.
Heute hat Schweden 8,2 Millionen
Einwohner. Große Bevölkerungsver
schiebungen haben nicht nur in Schwe
den selbst stattgefunden — vom Landes-
innern zur Küste, vom Norden nach
dem Süden, vom Lande in die Städte,
sondern ebenfalls vom Ausland nach
Schweden. Ungefähr 500 000 „Neu
schweden“ helfen, die Produktion in
Gang zu halten. Die größte Gruppe —
250 000 — ist von Finnland eingewan
dert. Weitere Einwanderergruppen ka
men aus Italien, Jugoslawien, Griechen
land, Türkei, Polen und anderen Län
dern.
Aber noch immer trifft das Bild des
roten Holzhauses für Schweden recht
gut zu, nicht nur als Wunschbild oder
Ideal-Vorstellung, sondern in Wirklich
keit, jedoch in modernen Formen. Mehr
als 40 Vo der Bevölkerung wohnen in
Ein- oder Zweifamilienhäusern, Eigen
heimen, Villen, Reihen- oder Kettenhäu
sern, d.h. durch Garagen verbundene
Einfamilienhäuser, etwas mehr als 10 ®/o
wohnen in Hochhäusern mit mehr als 50
Wohnungen, die hauptsächlich in den
Großstädten zu finden sind.
Obwohl Schweden mit seinen 19 Ein
wohnern per km^ — im Vergleich zu
Erankreich 92, England 228, DDR 158
und Österreich 89 — dünn bevölkert ist,
ist die Besiedlung im südlichen Teil
Schwedens weitaus dichter und konzen
triert sich vorwiegend im Tal des Mälar-
sees, an der Westküste und im Gebiet
Öresund. 30 ®/o der Bevölkerung wohnt
in Großkommunen bezw. Städten, wäh
rend 40 ®/o in Gemeinden mit über 2 000
Einwohnern wohnen und die restlichen
30 ®/o in kleineren Gemeinden oder Dör
fern.
Wohnungsmangel und begrenzte
Wohnverhältnisse waren während der
ersten Hälfte dieses Jahrhunderts das
größte Problem. Der Durchschnittsstan
dard einer Wohnung bestand aus einem
Zimmer und Küche. Hier mußten 8-
10-köpfige Eamilien ihre Unterkunft
finden. Heute jedoch ist die 3- oder 4-
Zimmer-Wohnung die meist übliche
Wohnform. Da man nach dem heutigen
Standard mit „nicht mehr als zwei Per-