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Volltext: Die ägyptischen Textilfunde im K. K. Österreich. Museum

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malischer Muster war der damaligen Weberei sehr geläufig. Handelte es 
sich um schmale Borten, so wurde der Figurschuss über das Grundgewebe 
lancirt, gewöhnlich in weissen Leinenfäden über blauen oder rothen Woll- 
grund (Taf. VI). Wo aber die Musterung grösserer Flächen vorzunehmen 
war, da wusste man sich sehr geschickt der Broschirung zu bedienen 
(Taf. VII). Die ausserordentlich buntfarbigen Erzeugnisse der letzteren 
beweisen, dass man eine grosse Anzahl von Schützen nebeneinander zu 
handhaben wusste. 
Die Weberei jener Zeit verstand sich auch auf Hervorbringung von 
Hohlgeweben, ferner von langnoppigen Friesen, die in Leinen namentlich 
zur Herstellung wärmerer Gewänder gedient haben dürften. Durch bunte 
Wollfäden, die in ähnlicher Weise in mässig von einander abstehenden 
Streifen eingeschossen wurden, scheint man dagegen nur eine Verzierung 
beabsichtigt zu haben. Gitterförmig durchbrochene Gewebe wurden auf 
zweierlei Art hergestellt: durch Gazebindung oder durch Auslassung 
bestimmter Kett- und Schussfäden im Leinengewebe. 
Zum grössten Theile wurden die Verzierungen der Leinen- und Woll- 
gewebe durch die Technik der Wirkerei hergestellt. Es wurde schon 
erwähnt, dass diese Technik nichts Anderes ist als eine einfache Leinwand 
bindung, innerhalb welcher die schütter gestellten Kettfäden von den dicht 
gestellten Schussfäden vollständig gedeckt werden. Da man hiebei nicht wie 
in der Leinwandweberei mit jedem Schüsse die ganze Breite der Kette zu 
durchmessen brauchte, sondern von beliebigen zu beliebigen Kettfäden die 
verschiedenfarbigen Schussfäden eintragen konnte, eignete sich diese Technik 
insbesondere zur ornamentalen Ausschmückung der einfachen Gewebe, und 
da wohl mit Sicherheit die Leinwandbindung als die älteste Gewebeart zu 
betrachten ist, so werden wir unbedenklich die Wirkerei als die älteste 
textile Verzierungstechnik ansehen dürfen. Wir finden sie daher auch bei 
den pontischen Griechen der hellenistischen Zeit, wie uns die taurischen 
Funde beweisen '), und zwar dient sie daselbst schon zur Wiedergabe von 
Ornamenten höherer Ordnung (Enten, Hirschköpfe, Blätter). Ursprünglich 
wird sie freilich nur einfache geometrische Muster von geradliniger Begrenzung 
hervorgebracht haben. Diese primitive Ornamentik tritt auch an unseren 
Funden gelegentlich noch zu Tage, und zwar in den quadratischen Punkten, 
oblongen Stäbchen, Kreuzen und buchstabenähnlichen Combinationen von 
') Compte rendu, 1881, S. 134. 
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