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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 17/18
An andere Interessenten wendet sich eine Ab- niederländische Seeschlachten,
teilung seltener Flugblätter und histori- Der Katalog erscheint in üblicher Ausstattung
scher Darstellungen, darunter deutsche und Mitte Oktober,
italienische Holzschnitte des 16. Jahrhunderts und
Der zweite Peil der Sammlung fernes.
Aus München wird uns geschrieben:
Die Testamentsvollstrecker des Nachlasses Mar-
cell von N e m e s, des bekannten, in München ver
storbenen ungarischen Sammlers, haben beschlossen,
die zweite längst vorgesehene Versteigerung dieses
bedeutenden Kunstbesitzes Ende Oktober bei
Hugo Helbing in München durchzuführen.
Die Auktion des ersten Teiles der Sammlung, die,
wie erinnerlich, bereits im Juni 1931 ebenfalls in
München stattgefunden hatte, bedeutete damals
allen Freunden alter Kunst ein Ereignis, Die jetzt
vorbereitete zweite Auktion soll nach der Absicht
der Nachlaßverwaltung die weitere Liquidierung des
noch vorhandenen reichen Kunstbesitzes bringen,
dessen Bestände an Umfang diejenigen der ersten
Versteigerung beinahe übertreffen.
Bei einem kurzen Ueberblick des Materials
muß an erster Stelle die reichhaltige Kollektion von
Gemälden alter Meister aller wichtigen
europäischen Schulen hervorgehoben werden; da
neben beanspruchen bedeutsame Werke der Pla
stik vom 14. bis zum 18. Jahrhundert besondere
Beachtung. Weiterhin werden auch diesmal wert
volle Textilien, dabei gotische Meßgewänder,
sowie Samte, Stickereien, Tapisserien und Teppiche
zum Ausgebot kommen, ferner sehr qualitätsvolle
Möbel aus drei Jahrhunderten. Unter dem alten
Kunstgewerbe sind vor allem Arbeiten in
Silber. Bronze und anderen Metallen, dann eine gute
Kollektion von Porzellanen, Fayencen und Limogen
zu nennen.
Ein reich illustrierter Katalog, der eine um
fassende Uebersicht über die Sammlung geben wird,
ist in Vorbereitung,
Das Oktober-Programm des Dorotheums.
Die Kunstauktionen des Dorotheums in Wien
setzen mit einer kleinenAuktion ein, die vom
5. bis 7. Oktober stattfindet und Oelgemälde alter
und neuerer Meister, Aquarelle, Miniaturen, Zeich
nungen, Skulpturen, Textilien, Einrichtungsgegen
stände, Glaswaren, keramische Objekte, Waffen und
Metallarbeiten sowie Vitrinenobjekte bringt.
Der Katalog ist bereits erschienen und wird In
teressenten über Wunsch gerne zugesendet.
Die erste große Auktion ist für den 24. bis
26. Oktober anberaumt. Es ist eine besonders inter
essante Versteigerung, da es sich um die Ausbietung
von kulturhistorisch und waffengeschichtlich bedeu
tenden Objekten handelt. Der erste Teil umfaßt Be
stände einer fürstlichen Jaigd- und Gewehrkammer,
der zweite nebst vielen Einzelbeiträgen charakteri
stische Vertreter einer kostümgeschicht
lichen Sammlung ersten Ranges,
Während die Gewehrsammlung nur Waffan-
sammlern und Liebhabern historischer Jagdgeräte
eine allerdings ganz erlesene Auswahl bieten wird,
ist der zweite Teil besonders hinsichtlich seiner
Kostüme von allgemeinerem Interesse.
Die geringe Aufmerksamkeit, welche mit Aus
nahme weniger deutscher Sammlungen bisher in
öffentlichen Museen der Kostümgeschichte und al
lem, was damit im Zusammenhang steht, gewidmet
wurde, bringt es mit sich, daß der Laie nur selten in
die Lage kommt, Kostüme, wie sie wirklich getragen
wurden, zu sehen; nur in Ausstattungsstücken im
Theater oder im Film ergibt sich manchmal Gele
genheit, kostümgeschichtliche Betrachtungen anzu
stellen. In dieser Versteigerung jedoch finden wir
neben kriegerischer Kleidung aus der Zeit des Drei
ßigjährigen Krieges Koller und Wamse aus Leder,
die noch dem 17. Jahrhundert angehören, ferner
kostbare Brokatröcke, Westen, Hosen und sonstige
Kleidungsstücke aus der Zeit Karls VI.. aus der
Jugendzeit Maria Theresias und aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, Kleider also, in denen
wir Mozart, Goethe, Kaiser Josef II. u, a. abgebildet
zu sehen gewohnt sind.
Etliche reich bestickte Fracks führen uns in die
Zeit des Wiener Kongresses und abenteuerlich ver
schnürte Ueberröcke in das 20, Jahrhundert, in die
Zeit des Auftretens der deutschen Burschenschaft
und der Freiheitsbewegung der Polen.
Von der JCunstauktionswocke in Cuzern.
Man schreibt uns aus Luzern:
Die von der Galerie Fischer veranstaltete
Kunstauktiomswoche hat Luzern in den Brennpunkt
des Interesses für die internationale Sammlerwelt
gerückt. Aus allen Richtungen der Windrose waren
Sammler, Museumsvertreter und Kunsthändler ge
kommen, um sich an den Auktionen zu beteiligen,
die in den schönen Räumen des Hotels National ab-
gebalten wurden.
Das Schwergewicht der Versteigerungen lag in
der Privatsamimlung L. (Lindpaitnerl Hitzlisberg/die
den Reigen eröffnete. Hier waren es insbesondere die
ausgezeichneten Möbel des 15, bis 18. Jahrhunderts,
die die Sammler enthusiasmierten. Um viele Stücke
entspannen sich denn auch heiße Kämpfe, die mit
nicht zeitgemäß hohen Preisen endeten. Unter den
aus dieser Sammlung stammenden Gemälden wäre
der Preis von 7000 Francs für ein Gemälde von Salo-
mon van Ruisdael hervorzuheben, wie denn
überhaupt die Niederländer starker Nachfrage be
gegneten. Denselben Preis (7000 Frcs] erzielten auch
die Porträts eines Kölnischen Patrizierehepaares von
Barthel B'r u y n dem Jüngeren in altem Rahmen, das
ehemals in der Galerie Schaffgott hing. Von den Ita-