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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Ausstellung zu Dublin

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heren darauf einzugehen und ich will nur bemerken, dass zwei 
Teppiche dieser Art in Smyrnaer Technik, der eine mit indi 
schem Muster von Barton in Kidderminster, der andere mehr 
türkisch von Lapworth in Wilton bei weitem die schönsten 
Gegenstände ihres Genres in der Ausstellung waren. Ferner 
will ich an einer Bemerkung nicht vorübergehen, welche mir 
der Fabrication nützlich zu sein scheint. In England, Frank 
reich, Belgien und jetzt auch in Oesterreich (Phil. Haas 
& Söhne) ahmt man vielfach die türkische sogenannte Smyr 
naer Teppichweberei in der Technik nach, geht dabei aber von 
der orientalischen Art der Ornamentation ab und setzt an ihre 
Stelle die gewöhnliche moderne oder das Rococo. Dabei ergibt 
sich aber ein grosser Uebelstand. Da diese Technik mit sehr 
grossen Tupfen zu arbeiten hat, so ist es schwer, eine compli- 
cirte Zeichnung darin durchzuführen, ja bei kleiner Musterung, 
wie z. B. vielfach bei Blumen, geht sie völlig zu Grunde und 
es bleiben nur Farbenflecke übrig. Der Orientale hat daher 
hier die Zeichnung so gut wie aufgegeben und erstrebt nichts 
weiter als eine schöne harmonische Yertheilung meist zahlreicher 
Farben über den gegebenen Raum. Die moderne Fabrication 
sollte sich dieses vor Augen halten und nur eine solche Zeich 
nung zu Gi’unde legen, welche sich nach der Beschaffenheit 
der Technik auch gut durchführen lässt. 
Um die Kritik der gewebten Stoffe zu schliessen, gedenke 
ich an dieser Stelle noch der Stoffe für Kirchengewänder. 
Es ist bekannt, dass sich hierin seit einigen Jahren eine Reform 
bemerklich macht, welche in strengerer Stilisirung nach dem 
Vorbilde des Mittelalters und in kräftigerer Färbung besteht. 
Ohne Zweifel wird diese Reform, die vom Rhein ausgegangen 
ist und dort sowohl bei der Geistlichkeit wie bei der Fabri 
cation feste Wurzel gefasst hat, überall zum Siege gelangen, 
weil sie ebensowohl die katholische Geistlichkeit von ihrer bis 
herigen geschmacklosen und unwürdigen Paramentik befreien 
hilft, als sie sich mit der ganzen heutigen Geschmacksumwand 
lung in Einklang befindet. Der grösste Theil dessen aber, was 
in Dublin an Kirchenstoffen ausgestellt war — viel war es über 
haupt nicht und die Rheinländer fehlten ganz dabei — zeigte 
sich von der Reform noch nicht ergriffen. Das meiste, nament 
lich französische und belgische Fabricat (auch von Martini 
in Mailand), unterschied sich kaum von gewöhnlichen seidenen 
Möbelstoffen, so sehr trug es die naturalistische Blumenorna 
mentik oder jene grossen Barockschnörkeln aus der Zeit Lud 
wigs XIV. Auch die Farbengebung zeugte wenig von einem 
edleren Geschmack oder von dem Bewusstsein dessen, warum 
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Kirchen- 
gewänder«
	        
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