18
Buchbinderei.
es sich hier handelt, um die Vereinigung von Pracht und Würde.
Einzelne Anklänge an das Mittelalter, namentlich in den ein
gestickten Figuren, fanden sich wohl bei Gros & Fils in
Lyon und Denis in Brüssel, aber sie standen vereinzelt und
durften kaum als gelungen bezeichnet werden. Der einzige von
allen Ausstellern in Kirchenstoffen, der mit Entschiedenheit den
mittelalterlichen, und -wie schon gesagt, richtigen Weg betreten,
war Giani in Wien. Seine Fabricate konnten allein als ihres
Zweckes würdig betrachtet werden, wenn auch die Zeichnung
der Ornamente wie der Figuren noch ein besseres und freieres
Verständniss der mittelalterlichen Weise wünschen liess.
Bevor ich zu den Arbeiten in Glas und Thon übergehe,
will ich mit wenigen Worten einen Industriezweig erwähnen,
dessen Kunst hauptsächlich in der Flächendecoration besteht
und der sich somit in etwas an die gewebten Stoffe anlehnt.
Ich meine die Buchbinderei. Viel war nicht davon aus
gestellt und dies Wenige kam, mit einer einzigen Ausnahme,
von England. Die Ausnahme bildete der Zollverein, der Albums
und andere Einbände in ziemlicher Anzahl gesendet hatte. Diese
Arbeiten, die ohnehin von ganz gewöhnlicher moderner Orna-
mentation waren, hatten noch das Unglück, an der schlechten,
jahrmarktartigen Aufstellung, wie sie in der Abtheilung des
Zollvereins herrschte, theilnelimen zu müssen. Bei den englischen
Arbeiten, namentlich von Zähnsdorf in London und Cald-
w eil in Dublin, war mit Vergnügen wahrzunehmen, wie auch
hier der Geist der Reform sich zu regen anfängt, nur ruhte die
Neuerung mehr auf der Nachahmung der goldgepressten und
farbigen Ledereinbände des 16. und 17. Jahrhunderts, als auf
derjenigen des Mittelalters. Dies scheint mir auch vollkommen
richtig zu sein, da die schwerere, tiefgepresste Weise des Mit
telalters sich für unsere Art, die Bücher aufzubewahren, nicht
eignet und daher höchstens für solche Prachtwerke anwendbar
ist, welche zum Auflegen, aber nicht zum Einstellen be
stimmt sind.
Was das Glas betrifft, so schienen mir die Arbeiten in
diesem Material am glänzendsten den Erfolg der modernen Re
formbestrebungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie zu be-
thätigen. Dies gilt aber nur von den englischen Ausstellern,
nicht von den österreichischen, die allein zur Concurrenz auf
traten. Belgien hatte nur Fensterglas geschickt.
Die beiden österreichischen Aussteller standen vollständig
von Oesterreich. auf dem alten Standpunkt, was die künstlerische Seite ihres
Fabricats betrifft. Sie suchten ihre Stärke in dem farbigen
Glas, worin die böhmische Industrie sich alten Rufes erfreut,
Glas.
Farbipes Glas