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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Ausstellung zu Dublin

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Buchbinderei. 
es sich hier handelt, um die Vereinigung von Pracht und Würde. 
Einzelne Anklänge an das Mittelalter, namentlich in den ein 
gestickten Figuren, fanden sich wohl bei Gros & Fils in 
Lyon und Denis in Brüssel, aber sie standen vereinzelt und 
durften kaum als gelungen bezeichnet werden. Der einzige von 
allen Ausstellern in Kirchenstoffen, der mit Entschiedenheit den 
mittelalterlichen, und -wie schon gesagt, richtigen Weg betreten, 
war Giani in Wien. Seine Fabricate konnten allein als ihres 
Zweckes würdig betrachtet werden, wenn auch die Zeichnung 
der Ornamente wie der Figuren noch ein besseres und freieres 
Verständniss der mittelalterlichen Weise wünschen liess. 
Bevor ich zu den Arbeiten in Glas und Thon übergehe, 
will ich mit wenigen Worten einen Industriezweig erwähnen, 
dessen Kunst hauptsächlich in der Flächendecoration besteht 
und der sich somit in etwas an die gewebten Stoffe anlehnt. 
Ich meine die Buchbinderei. Viel war nicht davon aus 
gestellt und dies Wenige kam, mit einer einzigen Ausnahme, 
von England. Die Ausnahme bildete der Zollverein, der Albums 
und andere Einbände in ziemlicher Anzahl gesendet hatte. Diese 
Arbeiten, die ohnehin von ganz gewöhnlicher moderner Orna- 
mentation waren, hatten noch das Unglück, an der schlechten, 
jahrmarktartigen Aufstellung, wie sie in der Abtheilung des 
Zollvereins herrschte, theilnelimen zu müssen. Bei den englischen 
Arbeiten, namentlich von Zähnsdorf in London und Cald- 
w eil in Dublin, war mit Vergnügen wahrzunehmen, wie auch 
hier der Geist der Reform sich zu regen anfängt, nur ruhte die 
Neuerung mehr auf der Nachahmung der goldgepressten und 
farbigen Ledereinbände des 16. und 17. Jahrhunderts, als auf 
derjenigen des Mittelalters. Dies scheint mir auch vollkommen 
richtig zu sein, da die schwerere, tiefgepresste Weise des Mit 
telalters sich für unsere Art, die Bücher aufzubewahren, nicht 
eignet und daher höchstens für solche Prachtwerke anwendbar 
ist, welche zum Auflegen, aber nicht zum Einstellen be 
stimmt sind. 
Was das Glas betrifft, so schienen mir die Arbeiten in 
diesem Material am glänzendsten den Erfolg der modernen Re 
formbestrebungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie zu be- 
thätigen. Dies gilt aber nur von den englischen Ausstellern, 
nicht von den österreichischen, die allein zur Concurrenz auf 
traten. Belgien hatte nur Fensterglas geschickt. 
Die beiden österreichischen Aussteller standen vollständig 
von Oesterreich. auf dem alten Standpunkt, was die künstlerische Seite ihres 
Fabricats betrifft. Sie suchten ihre Stärke in dem farbigen 
Glas, worin die böhmische Industrie sich alten Rufes erfreut, 
Glas. 
Farbipes Glas
	        
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