23
durch die Ausstellung von Mint on im österreichischen Museum
hinlänglich bekannt geworden. Bestimmt für Fussböden, Wände,
Lambris und Friese, für Oefen und Kaminbekleidungen, findet
es bereits in England eine ausgedehnte Anwendung und wird
sie sicherlich auch bei uns erringen. Ausser Minton hatten
noch andere englische Fabriken derartige Fliesen ausgestellt.
Endlich findet noch eine dritte Gattung älterer Thonwaaren Majoliken.
Nachahmung, die sogenannten eigentlichen Majoliken. Die Nach
bildner waren aber nur Italiener und Belgier; die Engländer
scheinen sich weniger darauf eingelassen zu haben, weil diese
Waare ein blosses Luxusgeräth war und auch wohl bleiben wird.
Was das eigentliche Porcellan Englands betrifft, so zeigte Englisches Por-
sich auch dieses vielfach zu ornamentalen Neuerungen geneigt. ceIlan '
In der Form erkannte man mehrfach das Bestreben, die über
lieferten Rococo- und chinesischen Formen zu verlassen und,
so weit dies thunlich ist, auf die Renaissance und wohl richtiger
noch auf die antiken Gefässe zurückzugehen. Letzteres aber ist
doch grösstentheils bis jetzt mehr Spielerei, indem es sich zu
meist auf Luxusgeräth beschränkt und zugleich die ganze figür
liche Omamentation mit auf das Porcellan überträgt. Viel klarer
und entschiedener tritt die Neuerung in der Zeichnung des
Ornaments auf, indem sie die naturalistische Weise zu verlas
sen sucht, welche bis jetzt so übermässig das moderne Porcel
lan beherrschte und rücksichtslos überdeckte, ohne sich viel
um die Gestalt des Gefässes und seine Gliederung zu beküm
mern. Statt dessen fängt man an, einerseits die Pflanzengebilde
zu stilisiren und andrerseits auch das Ornament der Gestaltung
des Gefässes anzupassen und es an seine Gliederung anzu-
schliessen. Besonders zeichnete sich hierin durch vernünftige
Anordnung, durch Feinheit und Geschmack die bereits genannte
Fabrik von Philipps aus, während Minton mehr durch die
Vielseitigkeit, den Reichthum, die Pracht und die Kunstfertig
keit seiner Werke glänzte.
Noch eine an sich nicht bedeutende Neuerung will ich
nicht unerwähnt lassen, da ich sie hier in Wien noch nicht ge
sehen habe. Das ist in Form wie in Farbe die Nachahmung der
grauen Limosiner Emailgefässe des 16. Jahrhunderts. Diese
Nachbildung, die sich als ziemlich gelungen zeigt, ist vielleicht
dem Porcellan nicht unangemessen, jedenfalls wird dadurch eine
Reihe schöner Gefässformen für diesen Stoff gewonnen. Ich
mache zugleich darauf aufmerksam, dass gerade im österreichi
schen Museum sich eine vorzügliche Anzahl solcher Limoges
arbeiten befinden.