Als bemerkenswerte Ankäufe älterer Kunstwerke macht der Bericht besonders
namhaft ein holländisches Messer mit graviertem SilbergriE, XVI. Jahrhundert; zwei
vasenförmige Trinkbecher, Silber, vergoldet, XVII. Jahrhundert; Wiener Silberarbeiten,
XIX. Jahrhundert, Anfang; zwei Kaffeeservice, k. k. Wiener Porzellanfabrik 1798 und 1800;
desgleichen eine Kaffeetasse um 1800; Suppenschale, Frankenthal, XVIII. Jahrhundert;
einen böhmischen Stangenpokal vom Jahre 173g; und sieben Seidenstoffe aus dem XVI.
und XVII. Jahrhundert, auf der Auktion Baron Walterskirchen erworben. Über die auf
der Pariser Ausstellung erworbenen modernen kunstgewerblichen Objekte wurde in Nr. 8
des IV. Jahrganges der Museumszeitschrift ausführlich berichtet. Von den im Museum
veranstalteten Ausstellungen ragten die Winter-Ausstellung und die Walter Crane-
Ausstellung in die Berichtsperiode herein. Am 24. Februar wurde die Ausstellung von
Arbeiten des Hokusai, am 8. April die Ausstellung von Arbeiten k. k. kunstgewerblicher
Fachschulen, am 12. Mai die Ausstellung von Arbeiten der Kunstgewerbeschulen Wien
und Prag, am 16. Mai eine Ausstellung von Arbeiten des Pariser Kunstkeramikers
E. Lachenal, am 23. November die Winterausstellung 1901,10: des Österreichischen
Museums eröffnet.
Seine Majestät der Kaiser geruhten am 17. April um l Uhr mittags die Ausstellung
von Arbeiten k. k. kunstgewerblicher Fachschulen im Österreichischen Museum und am
17. Dezember die Winterausstellung zu besichtigen. Die beiden Ausstellungen wurden
ferner von den meisten der hier weilenden Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses mit
Besuchen beehrt.
Die Beteiligung an der Winterausstellung war im Berichtsjahre eine besonders rege.
Es haben an dieser Ausstellung 248 Kunstgewerbetreibende - davon 208 in Wien,
40 in der Provinz - teilgenommen. Die Gesarntverkäufe, welche die Aussteller im
Museum während des Kalenderjahres 1901 bis zum Schlusse der Ausstellung zu ver-
zeichnen hatten, werteten 40.746 K 22 h.
In nachstehenden Provinz-Städten wurden über Ersuchen der betreffenden Museen
Ausstellungen moderner kunstgewerblicher Objekte veranstaltet, beziehungsweise die
Veranstaltung historischer Ausstellungen durch Überlassung von Sammlungsgegenständen
unterstützt: Graz, Jägerndorf, Prag, Reichenberg, Salzburg. Ferner wurden die Kunst-
gewerbeschule in Prag, einzelne k. k. Staatsgewerbeschulen und eine grosse Zahl von
Fachschulen in den Kronländem mit Mustern und Vorbildern versehen. Eine ausgewählte,
600 Nummern umfassende Kollektion der auf der oben erwähnten Ausstellung der
k. k. kunstgewerblichen Fachschulen exponiert gewesenen Objekte wurde nacheinander
den Kronlandsmuseen in Brünn, Troppau, Eger, Budweis, Chrudim, Linz als Wander-
ausstellung zur Verfügung gestellt und gelangt im Jahre 1902 noch nach Linz, Graz
Lemberg, Czemowitz, Prag, Pilsen, Salzburg, Innsbruck.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Sammlungen des Museums seitens der
Industrie und Gewerbekreise in sehr intensivem Masse in Anspruch genommen werden,
und zwar gilt dies vor allem von den Abteilungen der Textil- und Metall-, sowie der
keramischen und der Möbelindustrie. Wie in früheren Jahren hat der bescheidene der
Museumsleitung zur Verfügung stehende Vorschussfond diese in die Lage gesetzt,
Künstlern und Kunsthandwerkem die Ausführung mancher Aufträge zu ermöglichen, die
ihnen nur auf diesem Wege gesichert werden konnten.
Die illustrierte Monatsschrift des Museums „Kunst und Kunsthandwerk" vollendete
ihren vierten Jahrgang.
Die Büchersammlung erhielt im abgelaufenen Jahre neben den Fortsetzungen
zahlreicher Lieferungswerke und der Zeitschriften einen Zuwachs von 3x2 Werken. Ihr
Bestand belief sich Ende xgox auf 12.9ox Nummern. Die Zahl der Bibliotheksbesucher
betrug im Jahre xgoi 15.179. Die Verleihungen von Büchern und Vorlagen nach auswärts,
an Schulen, Kunstgewerbetreibende und Private in Wien und in den Provinzen erreichten
die Höhe von 1756 Posten.