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Johann Zeman.
Der Cocon-Opener, welchen wir in dem ausgeflellten Mafchinenfatz
fanden, erinnert in der Hauptfache an die Nappeufe der Kammgarn-Spinnerei. Es
werden auch hier die einzelnen Seidenfäden durch eine mit groben Befchlag garnirte
Trommel von der Zuführwalze abgenommen, wodurch fich nach und nach der ganze
Tambourbefchlag mit auf einander fich legenden dünnen Seidenvliefsen überzieht,
deren Fafern dabei durch eine Kratz- und Bürflenwalze glattgeflrichen werden.
Ifl die vorgewogene Auflage auf dem Tambour vollkommen aufgezogen, fo
reifst die Arbeiterin nach Abftellung der Mafchine und nach geringer Verfchiebung
der Trommel von der Zuführwalze das Vliefs quer auf und zieht es beim Riick-
dfehen der Trommel direcfl oder mit Hilfe eines Abzugtuches ab.
Auf der Fillingmafchine wird die Seidenwatte vom Opener oder die vor
gewogene Strufi — letztere zur erflen Bearbeitung — vorgelegt, um auf diefer
Mafchine durch fortgefetztes Auskratzen und Ausziehen die Knoten und Büfchel-
chen vollends aufzulöfen und die Fäden noch mehr zu entwirren und auch parallel
zu legen und dadurch das Material auf das Belle für das unmittelbar darauf folgende
Kämmen zuzurichten.
Den Haupttheil der ebenfalls ausgeflellt gewefenen Fillingmafchine
bildet ein Tambour mit regelmäfsigen, parallel zur Achfe liegenden, fperrrad-
ähnlichen Abflufungen am Umfang. Die nahezu radialen Stufenflächen find mit
normal zu denfelben aufflehenden, einreihigen Kammfläben befetzt, deren Nadeln
das durch zwei übereinanderliegende, endlofe Kratzbänder zugeführte Florett
material fucceffive ausziehen und den Tambour gleichförmig mit Seidenfäden über
ziehen. Die Seidenfäden werden durch eine oberhalb der Trommel gelegene Kratz
walze und Bürfte gehörig ausgeftrichen.
Ifl das vorgelegte Material aufgearbeitet, fo werden nach flattgehabter
Einftellung der Mafchine und geringer Verfchiebung des Tambours von der
Zuführflelle die Fäden von Kamm zu Kamm durchgefchnitten und durch eigen-
thümliche Holzklappen, allgemein unter der Bezeichnung Bücher gebraucht,
als fogenannte Seidenbärte abgenommen.
Wie es bei der gefchilderten Behandlung des Florettmateriales nicht
anders zu erwarten ifl, enthalten die von der Fillingmafchine abgezogenen Bärte
Seidenfäden von ganz verfchiedener Länge; angefangen von den langen, geraden
Fäden, welche von einem Kamm zum andern auf der Fillingtrommel fich erflreckt
haben, bis herab zu den kürzeflen, beim Stampfen und Wafchen, fowie durch
Kratzen entflandenen Fäferchen.
Um aber beim Verfpinnen möglichfl egales und fchönes Seidengarn zu
erzielen, ifl es vor Allem erforderlich, die Seidenfäden der Fillingbärte zufortiren
und nach gleichen Längen zufammenzubringen, hiebei alle Fäden, insbefondere
die doppelt gelegten oder zufammengefalteten gerade zu flrecken und parallel
zu legen und endlich allzu kurze Fafern, nicht minder alle Unreinlichkeiten und
Knötchen gänzlich abzufondern.
Diefe Aufgabe erfüllt nun die auch auf der Ausftellung befindlich gewefene
Kämmmafchine oder D r e ffi n gm afc h i n e, welche zuletzt bis 6 u. m. Sorten
von Kammzug zur Weiterverfpinnung zu Florettfeide abgibt, während die abfallende
kurzfaferige, unreine Putzmaffe zur Verwerthung in der Seidenwergfpinnerei gelangt.
Die Kämmmafchine befleht in der Hauptfache aus einer auf einem Wagen
ruhenden geraden und horizontalen Preffe, in welcher die Bücher mit den zur
Hälfte vorflehenden Fillingbärten eingefpannt werden, und aus einem über der Preffe
angebrachten endlofen Tuch, welches in paffenden Abfländen mit Kratzleiflen
befetzt ifl und langfam über alle nach einer Seite hingelegten Bärte hinflreicht.
Die einzelnen Bücher mit den Seidenbärten find nicht unmittelbar neben
einander, fondern unter Zuhilfenahme von Zwifchenleiflen correspondirend mit der
Länge des vorflehenden Bartes, in der Preffe oder — wie man fie auch nennt —
im Wagen eingefpannt, damit die Fäden zweier benachbarten Bärte nicht über
einander liegen können.