Baumwolle und Baumwoll-Waaren.
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der Schafwoll-Preife, welche dazu beiträgt, zwifchen Baumwolle und Schafwolle
wieder das richtige Verhältnifs herbeizuführen.
Werfen wir noch einen rafchen Blick auf die Wege, welche der Welthandel
in Baumwolle einfehlägt, fo liegt die wichtigfte feit der Parifer Ausftellung von
1867 eingetretene Veränderung in der neuen Strafse, welche die oftindifche
Baumwolle, um nach Europa zu gelangen, einfehlägt. Der gröfste Theil der
oftindifchen Ernten geht jetzt auf Schraubendampfern durch den Suezcanal, und
der dadurch erzielte Vortheil liegt nicht nur in leichterer und kürzerer Verbindung
und der etwas billigeren Fracht, fondern auch in dem Umftande, dafs die neue
Ernte nicht mehr, wie fonft bei dem Wege um das Cap, in der zweiten, fondern
jetzt in der erften Hälfte des Jahres auf die europäifchen Märkte kommt. Die
Verfchiffungen aus Oftindien nach Europa betrugen im Jahre 1872: 1,700.000 Ballen
(zu 360 Pfund englifch) im Werthe von 140 Millionen Gulden Ö. W. Silber und
fie richteten fich nach Liverpool, Havre, Barcelona, Marfeille, Trieft und Odeffa.
Von der Ernte der Vereinigten Staaten von 3,056.000 Ballen (zu 439 Pfund)
wurden im Jahre 1872: 1,099.000 Ballen im Inland verarbeitet, 1,454.000 Ballen
gingen nach England, 319.000 Ballen nach Deutfchland, Oefterreich, der Schweiz
und Rufsland und 184.000 Ballen nach Frankreich und theilweife nach der Schweiz.
Was Egypten betrifft, fo betrug die Ausfuhr aus diefem Lande im Jahre 1821
erft 964 Centner, im Jahre 1831: 186.675 Centner, im Jahre 1841: 193.507 Centner,
im Jahre 1851 348.439 Centner, im Jahre 1873 2.168.181 Centner. Die Verfendung
der egyptifchen Baumwolle, welche überall gefucht ift, wo über Nummer40 gefponnen
wird, erfolgte im Jahre 1872 nach folgenden Ländern:
Nach England
„ Frankreich . . .
„ Italien (Venedig)
„ Oefterreich . . .
„ Rufsland
„ anderen Ländern
1.667.385 Centner
186.426 „
143-964 „
91.140 „
62.676 „
16.590
2.168.181 Centner.
Aufser England ift die Schweiz der wichtigfte Verbrauchsplatz für egyptifche
Baumwolle ; ihr Bedarf erfcheint unter den Sendungen nach Frankreich, Oefterreich,
befonders aber nach Italien (Venedig) mit eingefchloffen.
Die Exporte Brafiliens, die im Jahre 1870—1871:1.920.000 Centner betrugen,
kommen in kleinen Ballen (zu 150 Pfund) nach Liverpool, Hamburg, Havre und
Barcelona.
Was endlich die Levante betrifft, fo werden von ihrer Gefammtprodudlion
von circa 300.000 Ballen (zu 385 Pfund englifch) nach Oefterreich circa 100.000
Ballen verfendet, 60.000 Ballen nach Spanien und 40.000 Ballen nach England,
40.000 Ballen nach Frankreich, während circa 60.000 Ballen im Inland
bleiben mögen.
Aus einer Zufammenfaffung diefer Daten geht fchon hervor, dafs England
im Baumwoll-Handel bei Weitem die erfte Rolle fpielt. Von 5.488.000 Ballen,
welche Europa im Jahre 1872 empfing, gelangten 3.880.000 Ballen, alfo weit über
zwei Drittel nach England. Von diefen wurden dann 743.000 Ballen im Wege
des Zwifchenhandels an den Continent abgegeben.
Für England hat diefe dominirende Stellung einen grofsen Werth, nicht nur
wegen der am Zwifchenhandel haftenden Profite, fondern auch weil es, indem der
Markt in England liegt, feinen Spinnern die erfte Auswahl und die befte Benutzung
der Conjundhiren fichert, weil es ferner feiner Schifffahrt Verdienfte zuführt und
feine eigenen Fabricate in Zahlung auch für die vom Continente verbrauchten
Baumwoll-Mengen dazwifchenfchiebt. Natürlich find diefs ebenfoviel Gründe Bil
den Continent, fich vom englifchen Zwifchenhandel loszumachen. Da aber England
durch Capitalkraft und befonders durch den grofsen Bedarf für die in England