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Perfien. 
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Frauen. Man braucht für Waaren immer, für Perfonen auch zumeifl die Karawanen, 
welche täglich durchfchnittlich an fünf deutfche Meilen zurücklegen, um in die 
Station (Manzil) zu gelangen. Gewöhnlich erfolgt die Reife bei Nacht, fo dafs 
man in den Frühftunden die Station erreicht, wo man den ganzen Tag verweilt. 
Dort finden fich an den Hauptrouten Karawanferais, wo man umfonfl ein Zimmer 
occupiren, Waaren und Thiere unterbringen kann. Häufig finden fich in diefen 
Gebäuden Ciflernen zur Wafferverforgung, doch thut man wegen der Verunreini- 
gung gut, fich desfelben zum Getränke nicht zu bedienen. Mit Ausnahme einiger 
weniger Gebiete in Arabiftan und Kurdiftan — früher auch in Choraffan — herrfcht 
eine abfolute Sicherheit der Wege, fo dafs man forglos die Reife machen kann. 
In den genannten Provinzen ifl es jedoch der Vorficht halber zweckmäfsig, fich 
einen Geleitfchein vom Gouverneur zu verfchaffen, oder einen feiner Diener als 
Begleitung mitzunehmen, befonders wenn man zu wiffenfchaftlichen Zwecken von 
der Hauptlinie fich entfernen und Streifzüge machen will. 
Vorbereitung zur Reife. Da man auf dem Karawanenpferde nur Pack- 
fättel vorfindet, fo mufs man einen feilen englifchen Sattel mitführen. Aufserdem ift es 
gut, fich mit folgenden Artikeln auszurüften: mit einem kleinen Teppich von etwa 
2 Meter Länge; einem dicken wafferdichten Flanell des Landes (Patu); einem 
leeren Strohfack zum Schlafen, den man immer in der Station mit Strohhäckfel 
füllen laffen kann; mit etwas perfifchem Infedlenpulver (welches nirgends im Lande 
zu finden und nur noch in Tiflis zu kaufen ifl) ; einem Zwerchfack, der haltbar und 
gut überall im Lande käuflich ift; einem Mantel, der immer Sommer und Winter 
am Sattel angefchnallt nie ins Gepäck gelegt werden darf, da bei Wechfel der 
Temperaturen zwifchen Tag und Nacht, Tiefe und Höhe leicht auch Erkältung, 
Wechfelfieber und Ruhr zugezogen werden können; einem Trinkbecher und einem 
kupfernen Napf, zwei Büchfen Fleifchextradl, etwas mageren Zwieback, etwas Thee 
und einer kupfernen Theekanne; einem Filzhut mit breiter Krempe und hirfch- 
ledernem Unterbeinkleid; einigen abgetheilten Dofen Chinin. In einer gröfseren 
Ortfchaft oder einem Städtchen angelangt, kaufe man einigen Mundvorrath für etwa 
2 bis 3 Tage, welcher mit anderen täglichen Gebrauchsgegenltänden im Zwerch 
fack mitgeführt wird. Da eine Karawane ihre beftimmten Ralttage und Stationen hat. 
fo nützen das Drängen und die Vorwürfe über Zeitverlufl gar nichts, man mufs fich 
daher refigniren und darauf rechnen, dafs etwa jeder dritte Tag verloren geht und 
man z. B. zu einer Diftanz von etwa 15 Tagreifen 20 bis 21 Tage braucht. Ver- 
theidigungswaffen mitzuführen, ifl unpraktifch, höchflens eine Flinte, wenn man 
Jäger ifl, um Wild für die Küche zu erlegen. Gegen das Aufreiten und Frattwerden 
bei ungeübten Reitern nützt eben ein knapp anliegendes ledernes Unterbeinkleid, 
das Wafchen der gerötheten Theile mit kaltem Waffer, dann Abtrocknen und Ein 
flreuen eines Pulvers von folgender Zufammenfetzung: feines Reismehl 3 Loth. 
Zinkoxyd 4 Gramm, Zinkfulfat 1 Gramm. Gegen Reizung der Haut durch ftarke 
Sonnenflrahlen dient der breitkrempige Filzhut und Einreiben von Glycerin, gegen 
Reizung der Augen in Schneeflächen eine Brille mit färbigem Glas, gegen Fieber 
Chinindofen vor dem Anfall, gegen Ruhr, die meifl im Sommer herrfcht, Zurück 
ziehen in die Berge und Genufs von faurer Milch. 
Reife mit Po ft. Im Falle, dafs die Zeit drängt und man auch an Strapazen 
gewohnt ifl oder durch mehrtägige vorläufige Ritte von mehreren Meilen fich dazu 
vorbereitet hatte, fo wählt man die Polt. Es beflehen nämlich von Seite der 
Regierung an den Haupt-Karawanenflrafsen Poflflationen, wo man für das Entgeld 
von 1/ 10 Ducaten per Thier und Farfach Pferde vorfindet. Man mufs immer einen 
Poflknecht zur Orientirung, aufserdem zum Tragen des leichten Gepäckes mit 
nehmen. Beim Poflritt find folgende Vorfichtsmafsregeln zu beobachten: 1. Man 
unternehme, wie erwähnt, nie denfelben, ohne fich durch mehrtägige Ritte vor 
bereitet zu haben. 2. Am erften Tage forcire man n i e den Ritt und mache höchflens 
zwei Stationen, alfo etwa 10 Meilen, während man die folgenden fchon an drei 
und nur bei fehr zwingender Nothwendigkeit vier alfo 20 deutfche Meilen per Tag
	        
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