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Dr. J. E. Polak.
ein Compafs mit der Windrofe vorhanden gewefen, für deffen Erfindung und
Anwendung bekanntlich die Orientalen die Priorität beanfpruchen.
XV. Gruppe.
Von mufikalifchen Inftrumenten waren nur eine Cymbel (Santur), eine vier-
faitige (Metallfaden-) Guitarre mit Refonanzbogen aus Pergament (Tar) eine zwei-
faitige Geige mit Bogen (Kamandfcheh), zwei Handpauken und ein Tamburin aus-
geftellt, welche auch die jetzt im Land üblichen mufikalifchen Inftrumente
erfchöpfen.
XVI. Gruppe.
Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswefen. Wenn jede Na-
tion das Befte an Produkten, Induftrie, Kunft und Bildungsmitteln eingefendet, fo
mufste Perfien darauf bedacht fein, die Werke feiner grofsen Autoren, die für
immer den Stolz des Landes bilden, feine fchönfte Blüthe repräfentiren und deren
Studium bis auf die neuefte Zeit den Grund der guten Erziehung ausmacht,
für die Weltausftellung einzufchicken. Es wurden nebftbei auch Exemplare gewählt,
die durch die ausgezeichnete Schrift, den eleganten Einband, Rand und Titelblatt,
Verzierung, Vergoldung, Papier, eingelegte Miniaturbilder und Einrahmung als
Unica daftehen. Mit Ausnahme von Ferdufi und den Hiftorikern waren didaktifche
und epifche Poefie, Mathematik, Philofophie, Medicin und Lexikographie durch
die heften Mufter vertreten. Die Schreibekunft, als wichtiger Zweig der Erziehung,
deren elegante Ausführung die fleifsige Uebung von vielen Jahren erfordert, wurde
durch Mufterblätter erfter Meifter dargeftellt. Unter Anderem waren auch vier kalli-
graphifche Tableaux mit blumiger Schrift eingefchickt, welche durch künfllerifche
Stellung der orientaiifchen Buchftaben und ihrer Ausfchmückung mit Blumen
gewinden fich hervorthaten.
Additionelle Ausftellung.
Um die Reihe der orientaiifchen Bauten zu vervollftändigen, oder viel
mehr um eine Idee der Ausfchmückung des perfifchen Palaftes nach jüng-
ftem Gefchmack zu bieten, wurde der perfifche Pavillon gebaut. Wir wol
len hier nur von der Decoration fprechen, da nur fie fpecififch dem Lande
angehört, während der ganze Bau mehr dem europäifchen Gefchmack adaptirt
war. So z.B. findet fich im ganzen Reiche keine einzige Treppe (mit etwaiger Aus
nahme derer, die zum Palafte von Perfepolis führen), die fo kunftgerecht und
bequem ausgeführt wäre, als die des Pavillons. Die Fagade des Rifalits, durch
ein Hark ausgelegtes Hauptgefims gekrönt, war reich mit facettirtem Spiegelglas,
Ornamenten, abwechfelnd mit prächtig in Gyps ausgearbeiteten Arabesken, Car
tuchen und Medaillons gefchmückt. Die Medaillons waren von der gefchickten Hand
des Malers mit lieblichen Blumenfträufschen bedeckt. Eine Marquife fchützte die
Fagade vor Regen und grellem Sonnenfehein. Letzterer wurde aufserdem noch
durch einen kräftigen, hohen und belaubten Baum gemildert. Ueber dem Haupt
gefims erhob fich ein arkadenartiges, von zwei trappenartigen Vögeln flankirtes
Medaillon, worin das Staatswappen (Löwe mit aufgehender Sonne) fichtbar wurde.
Die Flügelfagaden waren einfach gehalten, fie dienen theils zur Ergänzung, theils
um den Uebergang zur Hauptfagade in decorativer Beziehung zu vermitteln.
Selbftverftändlich wurde die gröfste Sorgfalt auf die Ausfchmückung des
Empfangsfalons verwendet. Der Plafond, in ähnlichem Styl wie die Fagade, nur
reicher, war aus Spiegelfacetten gebildet, die durch ihre Anordnung in verfchiedenen
geometrifchen Figuren und Rofen fich auszeichneten, zwifchen denen Gewinde,
Arabesken und Blumen in zarter Arbeit fich fchlangen. Rings um die Mitte war ein
Kreis von glatten Spiegelflächen, auf denen verfchiedene colorirte Fifche dem