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Alexander Poppovic.
Gefchmack, genügende und gefimde Nahrhaftigkeit, fchliefslich verläfsliche Auf-
bringbarkeit in grofsen Mengen und in kurzer Zeit im Falle des Bedarfes.
Das k. k. Reichs-Kriegsminifterium hat nach ausgebreiteten Erhebungen
und Proben manche Artikel gefunden, welche als Koftfurrogat für die Normal-
Verpflegung mit gutem Erfolg verwendet werden können, fo verfchiedeneFleifche
und Gemüfe, dann präparirte Leguminofen, Conferven.
Die in diefem Zweige der Nahrungsmittel gemachten Erfahrungen haben
jedoch zur Wahrnehmung geführt, dafs der häufig wiederholte Genufs folcher
Surrogate widerfteht und daher nur mit Abwechslung unter folchen Artikeln und
mit deb regelmäfsigen Menagekoft zweckmäfsig und vornehmlich nur dann zu ver
wenden ift, wenn ein regelmäfsiges Abkochen nicht ftattfinden kann.
Nun bot die Ausstellung eine reiche Auswahl.
England und die britifchen Kolonien boten diverfe Fleifchconferven von
Rind- und Schöpfenfleifch in gepöckeltem und luftgefelchtem Zuftande, dann
gekocht und roh in Büchfen, ferner Fleifch mit Gemüfe oder Suppe und Fleifch-
extradle, harte oder getrocknete Erbfenfuppe (condenfirte Erbfen) u. f. w. —
Spanien und Frankreich hatte Fleifch- und Gemüfeconferven in Büchfen; die Schweiz
condenfirte Milch und die fogenannte Quilletfpeife (zufammengefetzt aus Fleifch,
Gemüfe und mehligen Stoßen); Dänemark präfervirte Butter in Büchfen, Pökel-
fleifch in Fäffern und Selchfleifch in Blafen; Italien verfchiedene Nahrungsmittel-
Conferven, Teigwaaren und Salami; Deutfchland Fleifch- und Gemüfeconferven,
Fleifch-Suppenmehl, präparirte Mehle aus Hülfenfrüchten, geprefstes trockenes
Gemüfe aller Gattungen u. f. w. — Oefterreich und Ungarn Fleifch, und Fleifch
mit Gemüfe in Büchfen, Selchfleifch-Fabricate, Salami, Efsfpeck und Mehlfpeis-
Fabricate; Rufsland Bouillon und Gemüfeconferven, Amerika Speck, Schinkenu. f.f.
Bei der Ueberficht diefer Objecte wurden fo viele und verfchiedene Artikel
geboten, als dafs eine Ordnung, was davon für die Feldfpitäler und Ambulanzen,
was für die operirende Armee und was mehr nur für Feilungen am zweckmäfsigften
ift, getroffen werden könnte.
Es würde zu weit führen, wenn die einzelnen Artikel bezüglich ihrer
Anwendbarkeit fpeciell befprochen werden wollten, es wird nur beifpielsweife
jener Vortheile gedacht, welche das Mehl aus Hülfenfrüchten gegenüber den lange
Zeit für die Zubereitung erfordernden Körnern gewährt.
Demjenigen, der die Vorftellung von den maffenhaften Erforderniffen hat,
welche die Armee im Felde braucht, bietet diefe mannigfaltige und reiche Aus
wahl nur dann einige Beruhigung, wenn er auch die Gewifsheit hat, im Momente
des Bedarfes die erforderliche Menge zur Stelle zu haben.
Die hauptfächlich ins Auge gefafsten Conferven aus Fleifch, dann Fleifch
mit Gemüfe und das Mehl aus Hülfenfrüchten werden als gewöhnlich gangbares
Nahrungsmittel entweder defshalb nicht gefucht, weil fie koftfpieliger find, oder
weil die Bevölkerung daran noch nicht gewohnt ift, wefshalb hievon wenig erzeugt,
auch gröfsere Vorräthe auf dem Lager nicht gehalten werden.
Die Einrichtung einer fabriksmäfsigen grofsen Erzeugung befteht demnach
bei uns nicht, und diefe erft im Bedarfsmomente ins Leben zu rufen, dürfte wohl
zu fpät fein. Gebrannte Kinder fürchten das Feuer und der Berichterftatter hat in
diefer Richtung unerfreuliche Erfahrung gemacht.
Da es aber nicht angeht, fich auf eine Verpflegungsbafis zu verlaffen, deren
Saugewurzeln bis in die entfernteften Länder reichen, fo dürften Mafsnahmen
nöthig erfcheinen, welche im eigenen Lande die für die Kriegsführung der Armee
beinahe unentbehrlich gewordenen Conferven an Nahrungsmitteln in gröfserem
Mafse fichern: diefe Mafsnahmen dürften darin gefunden werden, dafs gewiffe, für
die Armeeverpflegung gewählte Conferven auch im Frieden zeitweife als Koft-
portionen verabfolgt werden, wodurch es möglich wäre, einen gröfseren Vorrath
zu unterhalten, beziehungsweife umzufetzen, welcher für die erfte Dotirung der
operirenden Armee genügen würde, anderfeits aber Induftrielle in die Lage zu