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Volltext: Kirchliche Kunst (Gruppe XXIII), officieller Ausstellungs-Bericht

Kirchliche Kunft. 
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Nicht unerwähnt kann ich das in diefer Halle aufgeftellte heilige Grab 
von E. Zbytek aus Olmütz laßen. Es war diefs das Prototyp jener kirchlichen 
Ausftattung, welche von Mefsnern und Kirchenpröpften protegirt , von den 
fogenannten Kirchenftaffirern ausgeführt und von der gläubigen Landbevölkerung 
bewundert wird. 
Die glitzernden Glasftücke, von rückwärts beleuchtet, in einer dunklen 
Ecke der Kirche aufgeftellt, wirken myfteriös und erwecken ein gläubiges Grufeln. 
Leider werden folche Ausftattungen vom Clerus weit mehr als die wahre kirch 
liche Kunft, die dem Gefetze der Schönheit und Erhabenheit entfpricht, cultivirt. 
Es ift daher nicht zu verwundern, dafs Laien und Geiftliche , namentlich vom 
Lande , Nachfragen nach diefem Werke hielten und gewifs Beftellungen 
gemacht haben. 
Den mufivifchen Glasmalereien zunächft ftehen die Mofaiken, fowohl die 
antiken aus Marmor, als auch die moderneren aus Glasfchmelz. 
Wir können in diefer Richtung nur einen Ausfteller und feine Ausftellung 
allein nennen; freilich hat diefelbe einen wahrhaft internationalen Namen. Es ift 
diefs die Expofition von Dr. Salviati aus Venedig. 
Ganz Europa kennt feine Arbeiten, fchätzt fie hoch und Aufträge kommen 
aus aller Herren Länder nach Venedig, wo am Canal Grande feine Kunftanftalt 
liegt, zu welcher Murano das Material liefert. Der Kampf, welchen Salviati führte, 
um diefe beinahe verfchollene Kunftinduftrie wieder ins Leben zu rufen, war 
fchwer und langwierig, aber fiegreich wurde er ausgefochten, frifch fleht heute 
diefer Kunftzweig da, voll Anerkennung von Fachmännern und der gebildeten 
Laien weit 
Salviati greift zurück auf die älteften Vorbilder. Facsimile aus Katakomben 
von Torcelo zu Neapel, dem VI. Jahrhunderte angehörig, ein fchöner Fries und 
die Figuren von St. Nicolaus und St. Marco, aus der Santa Sofia in Conftantinopel, 
ein Fries aus Monreale in Palermo und aus Rom, eine Madonna aus der Capelle 
dei Mascoli zu St. Marco in Venedig, byzantinifche Arbeiten aus Ravenna, aber 
auch vorzügliche Arbeiten aus unferer Zeit bis zu den modernden, hatte Salviati 
in feiner intereflanten Expofition ausgeftellt. Die grofse Figur der Minerva im 
Veftibule der Kunfthalle nach Profeffor Laufberger’s Entwurf dürfte eine der 
letzten Arbeiten gewefen fein, die aus diefer Kunftanftalt hervorgegangen find. 
Mit ruhigem und ftolzem Bewufstfein kann Salviati auf fein jahrelanges, 
mühevolles Streben und Ringen zurückblicken, er hat keinen Rivalen, und hätte 
er einen, fo würde er doch immer den erften Platz einnehmen. An anderer Stelle 
wird noch Salviati’s hervorragendes Wirken feine Anerkennung finden, da aufser 
den Mofaiken auch die ganze fchöne Glasinduftrie, in welcher Venedig als 
Specialität einzig dafteht, in feiner Expofition in reichhaltigftem Mafse ver 
treten war. 
Die Mofaikarbeiten des Vaticans find verdienftvoll, reichen aber in monu 
mentalem Gröfsenumfang nicht an die Salviati’s. 
— Die kirchliche Plaftik. 
Einen weiteren, höchft wichtigen Zweig der. kirchlichen Kunft bilden die 
Metallarbeiten, zu welchen fowohl die aus Gold und Silber gefertigten Paramente, 
als auch jene aus Roh- und Gelbgufs, aus Zinn, Eifen und Blei gefertigten Arbei 
ten zu rechnen find. 
Vor Allem haben fehr beachtenswerthe Leiftungen der Wiener Kunft 
induftrie. zumeift die von Jofef Chadt gefertigten Emailplatten, welche die vom 
Prager Dombau-Verein ausgeftellten Reliquiare zieren, die Aufmerkfamkeit auf 
fich gezogen. Es waren diefs die gröfsten Emailplatten auf der Weltausftellung
	        
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