Kirchliche Kunft.
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Nicht unerwähnt kann ich das in diefer Halle aufgeftellte heilige Grab
von E. Zbytek aus Olmütz laßen. Es war diefs das Prototyp jener kirchlichen
Ausftattung, welche von Mefsnern und Kirchenpröpften protegirt , von den
fogenannten Kirchenftaffirern ausgeführt und von der gläubigen Landbevölkerung
bewundert wird.
Die glitzernden Glasftücke, von rückwärts beleuchtet, in einer dunklen
Ecke der Kirche aufgeftellt, wirken myfteriös und erwecken ein gläubiges Grufeln.
Leider werden folche Ausftattungen vom Clerus weit mehr als die wahre kirch
liche Kunft, die dem Gefetze der Schönheit und Erhabenheit entfpricht, cultivirt.
Es ift daher nicht zu verwundern, dafs Laien und Geiftliche , namentlich vom
Lande , Nachfragen nach diefem Werke hielten und gewifs Beftellungen
gemacht haben.
Den mufivifchen Glasmalereien zunächft ftehen die Mofaiken, fowohl die
antiken aus Marmor, als auch die moderneren aus Glasfchmelz.
Wir können in diefer Richtung nur einen Ausfteller und feine Ausftellung
allein nennen; freilich hat diefelbe einen wahrhaft internationalen Namen. Es ift
diefs die Expofition von Dr. Salviati aus Venedig.
Ganz Europa kennt feine Arbeiten, fchätzt fie hoch und Aufträge kommen
aus aller Herren Länder nach Venedig, wo am Canal Grande feine Kunftanftalt
liegt, zu welcher Murano das Material liefert. Der Kampf, welchen Salviati führte,
um diefe beinahe verfchollene Kunftinduftrie wieder ins Leben zu rufen, war
fchwer und langwierig, aber fiegreich wurde er ausgefochten, frifch fleht heute
diefer Kunftzweig da, voll Anerkennung von Fachmännern und der gebildeten
Laien weit
Salviati greift zurück auf die älteften Vorbilder. Facsimile aus Katakomben
von Torcelo zu Neapel, dem VI. Jahrhunderte angehörig, ein fchöner Fries und
die Figuren von St. Nicolaus und St. Marco, aus der Santa Sofia in Conftantinopel,
ein Fries aus Monreale in Palermo und aus Rom, eine Madonna aus der Capelle
dei Mascoli zu St. Marco in Venedig, byzantinifche Arbeiten aus Ravenna, aber
auch vorzügliche Arbeiten aus unferer Zeit bis zu den modernden, hatte Salviati
in feiner intereflanten Expofition ausgeftellt. Die grofse Figur der Minerva im
Veftibule der Kunfthalle nach Profeffor Laufberger’s Entwurf dürfte eine der
letzten Arbeiten gewefen fein, die aus diefer Kunftanftalt hervorgegangen find.
Mit ruhigem und ftolzem Bewufstfein kann Salviati auf fein jahrelanges,
mühevolles Streben und Ringen zurückblicken, er hat keinen Rivalen, und hätte
er einen, fo würde er doch immer den erften Platz einnehmen. An anderer Stelle
wird noch Salviati’s hervorragendes Wirken feine Anerkennung finden, da aufser
den Mofaiken auch die ganze fchöne Glasinduftrie, in welcher Venedig als
Specialität einzig dafteht, in feiner Expofition in reichhaltigftem Mafse ver
treten war.
Die Mofaikarbeiten des Vaticans find verdienftvoll, reichen aber in monu
mentalem Gröfsenumfang nicht an die Salviati’s.
— Die kirchliche Plaftik.
Einen weiteren, höchft wichtigen Zweig der. kirchlichen Kunft bilden die
Metallarbeiten, zu welchen fowohl die aus Gold und Silber gefertigten Paramente,
als auch jene aus Roh- und Gelbgufs, aus Zinn, Eifen und Blei gefertigten Arbei
ten zu rechnen find.
Vor Allem haben fehr beachtenswerthe Leiftungen der Wiener Kunft
induftrie. zumeift die von Jofef Chadt gefertigten Emailplatten, welche die vom
Prager Dombau-Verein ausgeftellten Reliquiare zieren, die Aufmerkfamkeit auf
fich gezogen. Es waren diefs die gröfsten Emailplatten auf der Weltausftellung