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Volltext: Leder (Gruppe VI, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

Rauh- und Kürfchnerwaaren. 
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Befcheiden bewerkftelligte Herr Anton Sluinsky feine Ausftellung, aber 
was er zur Anfchauung brachte, zeigte den erfahrenen Meifter feines Faches, wie 
denn auch fämmtliche Gegenftände vortrefflich gearbeitet waren; ganz befonders 
fielen da prächtige Kalpak mit Reiherbufch, Kopfbedeckungen für ungarifche 
Magnaten und für öfterreichifche Generale der Cavallerie, ferner Bettvorlagen und 
Fufskörbe auf, welche von bunt gefärbten Lammfellen präcis zufammengefetzt, die 
fchönften Blumen und verfchiedene Landeswappen treu darftellten. 
Schliefslich kommen wir zur Ausftellung des Herrn J. Wopalensky, 
deffen vortrefflicher Gefchmack fich an den ausgelegten Waaren, namentlich bei 
den viel bewunderten eleganten Damenhütchen, glänzend bewährte; reizend 
fchön in der Montirung waren drei kleine Teppiche, je einer von weifsem, blauem 
und von Silberfuchs, ferner ein prachtvoller Muff von fibirifchen Zobeln und eine 
Decke von Weifsfuchs. 
Den hier befprochenen Vorzügen diefer Colledlivausftellung, welche eine 
folche Fülle des Vollkommenften bot, wie fie vereint noch nie gefehen ward, 
wollen wir aber auch beifügen, dafs bei einigen ausgeftellten Pelzen in dem Bemü 
hen, vorzüglich Schönes zu bringen, die Futter von Zobel, Bifam, Schuppen 
künftlich ausgelaffen waren; durch diefe mühfame langwierige Arbeit wird jedes 
Fell bedeutend länger und fchmäler, fein Rückenftreif tritt intenfiver hervor und 
gibt fo den vielen an einander gereihten Fellen eine fchönere, markirtere Zeichnung ; 
doch oft werden durch die vielen Nähte folche Futter fteifer, das Fell wird eher 
angeftrengt als gefchont und die viele Arbeit vertheuert den Gegenftand. So 
wollen wir beifpielsweife erwähnen, dafs wir in der öfterreichifchen Abtheilung 
in einem Karten zwei mit Schuppen gefütterte Pelze fallen, von denen der auf 
gewöhnliche Art gefütterte 80 11., der andere aber, der ein ausgelaffenes Futter 
hatte, 250 fl. koftele, welche Preisdifferenz in den unnöthig vermehrten Herftel- 
lungskoften zu fuchen ift. 
Freilich trifft diefe Bemerkung nur einzelne Stücke ; im Allgemeinen zeich 
nete fich diefe grofse Colledlivausftellung dadurch aus, dafs die Preife der Waaren 
bei ihrer Vorzüglichkeit und trotz der keineswegs günftigen Arbeitslöhne äufserft 
mäfsige waren, was dadurch erklärlich fein dürfte, dafs feines Pelzwerk, wie es 
me ift ausgeftellt war, in Wien, wenn auch fehr beliebt, doch nicht fo gang und 
<räbe ift, "wie z. B. in Rufsland oder in Frankreich; will nun der Wiener Kürfchner 
dennoch gröfseren Abfatz erzielen, und weil es ihm nur zu oft widerfährt, dafs 
wie immer befchaffene Pelzwaaren, feien fie auch von deutfchen oder amerikani- 
fchen Fellen angefertigt, * wenn fie nur von Rufsland oder Frankreich kommen, 
feinen bellen Erzeugniffen vorgezogen werden, da gewöhnlich alles Pelzwerk von 
Rufsland, alles Fafhionable von Frankreich flammend betrachtet wird, fo mufs er 
mit dem geringften Nutzen verkaufen, wie denn auch Fremde fehr häufig die 
billigen Preife der fchünen und foliden Wiener Pelzwaaren anerkennen. 
Zu den anderen Objedlen in der öfterreichifchen Pelzabtheilung übergehend, 
verzeichnen wir noch die von einem Wiener Separatausfteller gebrachten wenigen, 
aber ziemlich gut gearbeiteten Waaren, dann die von einem Prager Kürfchner 
ausgeftellten Pelze, Muffe und kleinen Phantafiegegenftände, welche mit viel Fleifs 
und Gefchicklichkeit gemacht waren; namentlich ein Reifepelz mit gallonirtem 
Schuppenfutter, nahm fich vortrefflich aus, kann aber nicht praktifch genannt werden, 
da er kaum den Anforderungen der Dauerhaftigkeit, die man an einem Schuppen 
pelz ftellt, entfprechen dürfte. 
Ferner brachte ein bedeutender Kürfchner aus Galizien, der in Krakau 
und Lemberg etablirt ift, eine grofse Menge der verfchiedenften Pelzwaaren, wie 
fie dort erzeugt und getragen werden. An diefen Erzeugniffen konnte man deut 
lich erkennen, dafs deren Abfatz in Galizien nicht an Mode oder befondere 
Gefchmacksentwicklung gebunden fei — da ftreicht fchon kalter nordifcher Luft 
zug, und der warme Pelz wird zum Bedürfnifs.
	        
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