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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Preise (Additionelle Ausstellung Nr. 5), officieller Ausstellungs-Bericht

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Dr. Carl Theodor von Inama-Sternegg. 
Zwecke derWiffenfchaft und des Lebens; freilich, dafs hier der Rohftoff überwog, 
läfst fich nicht leugnen, aber diefe Erfcheinung hat ihren natürlichen Erklärungs 
grund darin, dafs eben diefe Richtung geiltiger Production erlt begonnen wurde 
und dafs die Arbeiter auf diefem Gebiete Einficht und Gewilfenhaftigkeit genug 
befafsen, um fich von einer voreiligen Verarbeitung und von dem trügerifchen und 
täufchenden Vorführen von Scheinrefultaten fern zu halten. Wird ja doch auf 
dem Gebiete der Statiftik, welchem fich in weiterem Sinne auch die Preisgefchichte 
einreiht, ohnehin durch voreilige Schlüffe aus unfertigem Material fo viel gefün- 
digt, dafs wir es nur mit Freuden begrüfsen können, wenn wir hier eine durch 
greifende Achtung vor der Wiffenfchaft und vor dem Urtheile der Welt wahr 
nehmen, welche man weder zu mifsbrauchen, noch zu täufchen verfuchte. 
Die additioneile Ausltellung der Preisgefchichte gleicht in diefem Punkte 
den Ausheilungen jener Länder, welche von der Cultur erlt entdeckt, auch 
weniger durch induftrielle. als durch Naturprodukte, weniger durch Fabricate, als 
duich Stoffe fich hervorthaten, ohne dadurch in ihrer Werthfehätzung für die 
Gefammtbefriedigung menfchlicher Bedürfniffe verkürzt, als werth- oder intereffe- 
los beifeite gefetzt zu werden. Sind nur die Hände rültig, welche diefen Boden 
uibai machen, und die Köpfe hell, welche der Produktion ihre Richtung vorzeich 
nen follen, verlteht man es nur, die natürlichen Vortheile der Produktion auszu 
nützen und die Bedingungen lebhafter Beziehungen zu anderen Produktionsgebieten 
herzuftellen, fo mag ein folches Land feiner Ökonomifchen Erhebung mit Zuverficht 
entgegenfehen; und wir haben damit ein Bild der Preisgefchichte, wie fie ilt und 
wie fie fich hoffentlich bald zu einem ebenbürtigen Zweige der grofsen Wiffen 
fchaft vom Volksleben emporarbeiten wird. 
Das auf der Ausltellung vorhanden gewefene preisgefchichtliche Material 
in unverarbeiteter Form gehörte ganz überwiegend den Ländern d e u t f c h e r 
Zunge an, die böhmifchen Elaborate eingerechnet, welche fämmtlich in 
deutfeher Sprache abgefafst waren. 
An hervorragender Stelle, wie fie eine folche auch im Pavillon des Welt 
handels eingenommen haben, mufs hier die wirklich grofsartige Collectivaus 
ltellung von Beiträgen zur Gefchichte der Preife, ausgeltellt 
von der Handels- und Gewerbekammer in Prag, genannt werden, 
welche in einer grofsen Reihe Itattlicher Bände, in fchön gearbeitetem Glas- 
fchranke aufgeltellt, unfer Intereffe erweckte. Ihr gebührt das Verdienlt, die von 
der kaiferlichen Commiffion gegebene Anregung in ihrer vollen Bedeutung 
erkannt, mit bewundernswerther Energie und verltändnifsvoller Hingabe ergriffen 
und verfolgt und mit grofsen Mitteln und Opfern zu fchönlter Verwirklichung 
gebracht zu haben. 
Der Secretär diefer Kammer Herr Dr. Edmund S c h e b e k , von welchem 
auch der Gedanke der Collektivausltellung ausging, hatte zum Zwecke einer 
möglichlt ausgedehnten Betheiligung und eines gleichmäfsigen Vorgehens bei 
den Arbeiten im März 1872 ein Programm entworfen, welches das Special 
programm der kaiferlichen Commiffion ergänzte, an Staats- und Gemeindebehör 
den, Domänen- und Gutsbefitzer, Induftrielle und Gelehrte, Zeitfchriften und 
ftatiftifche Bureaux verfendet und durch mehrere folgende Inftructionen vervoll- 
ftändigt wurde. 
Mit richtigem Verftändniffe der Schwierigkeiten, welche noch immer einer 
wiffenfchaftlichen Ausbildung der Preisgefchichte entgegenftehen, hatte diefes 
Programm von vornherein das Schwergewicht auf die Auffindung und Sammlung 
der Daten über die Preife und die zu ihrer Erklärung dienenden Verhältniffe 
gelegt und in diefer Richtung hat auch die Collektivausftellung ihre gröfsten 
Erfolge erzielt. Der von Dr. S c h e b e k redigirte Special k a t a 1 o g, welcher 
durch feine umfaffende und forgfame Bearbeitung, feine werthvolle Einleitung und 
feinen Beilagen, fowie durch feine fchöne Ausftattung an fich fchon ein würdiger 
Ausftellungsgegenftand war, wies 31 verfchiedene Quellenwerke auf, darunter
	        
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