Beiträge zur Gefchichte der Preife.
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haltigen Sammlung geliefert wurden, welche freilich auch an {ich fchon von hohem
Werthe und gröfstem Intereffe find, aber als Bearbeitung an fpäterer Stelle berück-
fichtigt werden müffen.
Nur eine einzige Arbeit aus dem Deutfchen Reiche bot namhaftes preis-
gefchichtliches Material, Dr. Johann Falke’s „Beiträge zur Gefchichte der Preife
im Königreiche Sachfen iboo bis 1700“, welche in der fächfifchen Unterrichts
abtheilung eine ganz verlorene Stelle einnahm, wie es überhaupt zu bedauern
war, dafs den im Folgenden zu nennenden preisgefchichtlichen Werken ihre Stelle
nicht da angewiefen wurde, wo fie hingehörten, im Pavillon des Welthandels,
fondern dafs fie faft durchgängig in fchwer auffindbaren Winkeln oder gar in den
Bureaux der einzelnen Landescommiffionen verborgen lagen. Falke hat der
Preisgefchichte feiner Heimat fchon manch’ wichtigen Dienft geleiflet und ift
unermüdlich thätig, der von ihm mit Vorliebe gepflegten „gefchichtlichen Statiftik“
neues Material zuzuführen. In feiner „Gefchichte des Kurfürften Auguft von
Sachfen in volkswirthfchaftlicher Beziehung i868, u welche mit dem Preife der
Jablonowski’fchen Gefellfchaft ausgezeichnet wurde, lieferte diefer Forfcher
für die Münzgefchichte, wie nicht minder für die Gefchichte der Waarenpreife und
Löhnungen in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhundertes fehr werthvolle Beiträge ;
theils vorwärts dringend, theils die nachfolgenden Perioden heranziehend, reihte
er an diefe Arbeit feine Beiträge zur fächfifchen Münzgefchichte 1444 bis 1500 (in
den Mittheilungen des fächfifchen Alterthumsvereines XVI bis XVIII), und die
gefchichtliche Statiflik der Preife im Königreiche Sachfen von der zweiten Hälfte
des XV. Jahrhundertes bis zum Schluffe des XVI. Jahrhundertes (Hildebrand’s
Jahrbücher XIII und XVI), wozu ihm vornehmlich die Amts-Rechnungsbücher der
fächfifchen Ftirften als Quelle dienten.
Unmittelbar an diefe Arbeiten reiht lieh nun das ausgeftellte Elaborat,
welches die Gefchichte der Preife im Königreiche Sachfen von 1600 bis 1700
weiterführt, und zwar für die Periode 1600 bis 1640 Durchfchnittspreife für die
wichtigften Körnerfrüchte, in gleichzeitiger Währung und jetzigem Gelde auf
Dresdner Scheffel umgerechnet, enthielt, von 1641 bis 1699 vollständige Jahres
reihen der Preife von Feld- und Gartenfrüchten, Obfl und getrocknetem Gemüfe;
ferner Preife von Stroh und Heu, Gewürzen, Zucker und Honig, Südfrüchten,
Getränken, Vieh und Viehzuchtsprodudten, Forft- und Bergbau-Produdte, Kleidungs-
ftoffen und Handwerks-Erzeugniffen, Unzengold und Silber, Waffen, Schreibmateria
lien und ausführliche Lohnangaben. Vorgelegt wurde nur das einfache Ziffern
material, während wir von Falke gewöhnt find, dafs er auch flets eine wenigftens
erfle Bearbeitung und Gruppirung desfelben verflicht und auch die zum Verftänd-
niffe der Geldpreis-Angaben nothwendigen münzgefchichtlichen Unterfuchungen
nie vernachläffigt, die ihm nun freilich für das XVII. Jahrhundert ganz befondere
Schwierigkeiten bereiten dürften. Jedenfalls verdient Falke unter den deutfchen
Forfchern auf dem Gebiete der Preisgefchichte an hervorragender Stelle genannt
zu werden, und der auf die Ausftellung gelieferte Beitrag, durch welchen die
Preisgefchichte von Sachfen fo wefentlich gefördert und zu einer der beftgekann-
ten unter den deutfchen Staaten erhoben ift, bürgt wohl dafür, dafs der gelehrte
Verfaffer auch künftig mit derfelben Ausdauer und demfelben Verftändniffe feiner
fchönen und grofsen Aufgabe nachgehen werde. Ift er ja doch felbfl von der
Nothwendigkeit einer Gefchichte der Volkswirthfchaft als Grundlage exadter
nationalökonomifcher Unterfuchung durchdrungen. „Die Entwicklung der Volks
wirthfchaft aber in auf- und abfteigender Linie Hellt fleh wefentlich in Zahlen
reihen dar. Zwar die Zahlen geben nicht Alles, und auch die Familien- und Volks
wirthfchaft enthalten Lebenselemente, die fleh ftatiftifch in vollftändig decken
der Weife nicht darlegen laßen. Da aber die Mittel der Wirthfchaft im
Wefentlichen zählbare Güter find, fo bezeichnet die höhere oder niedere
Zahl auch den Auf- und Niedergang derfelben. Eine Gefchichte der Volks
wirthfchaft ohne gefchichtliche Statiftik ift ein Körper von Fleifch ohne
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