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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Preise (Additionelle Ausstellung Nr. 5), officieller Ausstellungs-Bericht

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Dr. Carl Theodor von Inama-Sternegg. 
mittlere Getreidepreis allerdings, wenn auch nicht vollkommen genau, fo doch 
annähernd entgegengefetzte Bewegungstendenzen zeigen. Wir erwähnen diefe 
Tabelle um fo lieber, als leider Frankreich gar kein Material für die Preis- 
gefchichte zur Ausftellung gefendet hat, und wir daraus doch erfehen, dafs auch 
dort die hervorragendften Statiftiker der Preisgefchichte ihr Augenmerk zuwenden. 
(Die Tabelle ift auch in der „Internationalen Ausftellungs-Zeitung“ vom 17. Auguft 
1873 abgedruckt.) 
Zu der Wahl des Thema’s felbft endlich, in feiner Befchränkung auf ein 
einzelnes Gut (Getreide), möchten wir noch bemerken, dafs über den Preis eines 
Gutes, aufser anderen Momenten, nicht nur das Verhältnifs von Angebot und 
Nachfrage diefes einen, fondern auch die fehr vieler anderen Güter entfcheiden. 
Die Relation zwifchen Erntemenge und Verkaufspreis wird auch defshalb immer 
verfchleiert werden durch die dazwifchentretende Macht der anderweitigen 
Bedürfniffe (aufser Getreide) und durch die allgemeine Geftaltung der Ein- 
kommensverhältniffe, welche auch bei fteigendem Preife fteigen, den Verbrauch 
zulaffen, wenn fie fleh günftig entwickeln. Uebrigens hat auch hier der Verfaffer 
feinem Thema in gewandter Weife manche intereffante Seite abzugewinnen ver- 
ftanden. Er wirft einen Blick auf die von dem Stande des Getreidepreifes fo ftark 
beeinflufste Privatwirthfchaft des Landwirthes und folgert aus der Incongruenz 
von Ernte und Preishöhe, dafs die Geldeinnahmen, welche der Landwirth aus 
einer gleichen Getreidefläche jährlich zieht, von fehr fchwankendem Betrage ift. 
während bei Neutraliflrung der Erntefchwankungen durch Preisänderungen jähr 
lich diefelbe oder doch eine nur allmälig mit dem Culturfortfchritte wachfende 
Geldeinnahme gezogen würde. „In den letzten Jahren nahmen die Geldertrags- 
fchwankungen zwar ab, weil die Ernten bei befferer Cultur heilerer und die 
Getreidepreife (labiler waren, nicht aber weil Preis und Erntemenge fleh beffer 
compenflrten. Bei ifolirten oder bei Getreide-Import bedürftigen Ländern mag 
es fleh anders verhalten, aber in einem auf dem Weltmärkte gelegenen Lande mit 
fo grofser Getreidedurchfuhr und Ausfuhr wie Böhmen, hört das Gedeihen der 
Landesernte auf, der entfeheidende Preisregent zu fein, und der Getreide 
bau wird zu einer recht veränderlichen Einnahmsquelle. Aber auch bei inten- 
flvem Landwirthfchafts - Betriebe gelingt es nicht, fühlbaren Schwankungen 
in den Jahreseinnahmen zu entgehen. Je induftriöfer folch’ ein Betrieb, defto 
ähnlicher wird er einem den Conjundluren unterworfenen Induftrieunter- 
nehmen.“ 
Noch gehörten in den Kreis der Prager Colletflivausftellung die Dia 
gramme der kaiferlichen Güterdirection in Prag 1. über die 
P r e i f e des Bieres, dann der zur Bierbrauerei erforderlichen wichtigfben 
Materialien, als: Gerfte, Plopfen, Holz, Steinkohlen, fowie der jeweilige Betrag der 
Verzehrungsfleuer von 1670 bis 1870; 2. die Preife der Steinkohlen an 
dem Bufchtiehrader Bergwerke im Vergleiche mit dem Aequivalente an gutem 
weichen Brennholze von 1772 bis 1872, wozu das Material in dem Schebek’fchen 
Cataloge mitgetheilt ift. Dasfelbe ift für den Bier- und Kohlenpreis, fowie für 
die Verzehrungsfleuer vollftändig der Domänenrechnung von Bufchtiehrad ent 
nommen; für Gerfte und Holz mufsten nur einige Daten von den angrenzenden, in 
ihren Local- und Culturverhältniffen fall ganz gleichen Domänen Swolenoves und 
Tachlowitz herbeigezogen werden, und nur der Hopfenpreis ift theilweife den 
Auszügen der Domänen Swolenoves, Plofchkowitz, Pölitz und Reichftadt ent 
nommen, welch’ letzterer Umftand feinen Grund darin findet, dafs der auf lammt - 
lichen Domänen erzeugte Hopfen zum gröfsten Theile zu eigener Verwendung, 
feiten aber zum Verkaufe gelangte. Die Preife find hier wie für die zweite Tafel 
aus der jeweiligen Währung einfach in öfterreichifche Währung umgerechnet; 
nur in den Jahren 1799 bis 1811 kam der Curs in Betracht, indem die rheinifche 
Währung nach der gefetzlichen Scala des Bankozettel-Curfes in öfterreichifche 
Währung umgerechnet wurde.
	        
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