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Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

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Dr. Emil Teirich. 
olivengrünem Grunde, wobei uns freilich das Ornament felbft für die kleine 
Fläche zu grofs erfcheint. Der mittlere Teller will uns da beffer gefallen, das 
gut in der Farbe geflammte Ornament ift fchön und ebenmäfsig auf der Fläche 
vertheilt. Weniger gut gelungen find die Imitationen alter Porzellane, fo der 
alten Wiener Waare Dunkelblau mit Goldrelief. 
Im Ganzen ift die Decorationsweife der hier ausgeftellten Porzellane, die 
mitunter alles Lob verdienen, durch das Streben gekennzeichnet, das coloriftifche 
Moment zu betonen und darum dem vielen, matt und kraftlos gehaltenen nament 
lich deutfchen Porzellane weitaus überlegen. Unter den Servicen fällt das mit 
mulberyrothem Saum und Golddeffinirung, Eigenthum des Erzherzogs Wilhelm, 
befonders auf. Wir vermögen demfelben jedoch keinen befondern Gefchmack 
abzugewinnen. 
Fifcher in Herend (Ungarn) ift feit den beiden letzten Weltaus- 
ftellungen fich felbft treu geblieben, und copirt nach Thunlichkeit, aber ziem 
lich ohne Auswahl, Porzellane jeder Provenienz und jeden Stils. 
Die Fertigkeit, zu der er es hiebei, wenigftens in einzelnen Stilrich 
tungen gebracht hat, ift bemerkenswerth, fein Streben dem Originale mit Bei 
behaltung aller Schwächen und Unvollkommenheiten abfolut gleichzukommen, 
alfo ein Facfimile zu liefern, hat aber künftlerifch gar keinen Werth. 
Wie ganz anders ftudiren beifpielsweife die Engländer den orientalifchen 
Stil und verwenden deffen Motive zu reizvollen, aber immer modernen, 
Schöpfungen. 
Was follen wir aber mit unvollkommen vieux Saxe- und noch minder 
gelungenen Sevres-Imitationen beginnen, denen ja doch der Reiz des echt 
Alten genommen ift, jener hiftorifche, wenn auch oft vielleicht nur eingebil 
dete Werth, den Sammler auf Antiquitäten überhaupt legen? 
Im Uebrigen hat Fifcher feit den letzten Jahren feiner Fabrication eine 
gröfsere Ausdehnung zu geben gewufst, und ift anzuerkennen, dafs er in 
Ungarn unter Verhältniffen zu arbeiten gezwungen ift, die Alles dort Erzielte 
als doppelt verdienftlich erfcheinen laffen. 
Die alte, beftrenommirte gräflich Thun’fche Fabrik zu Klöfterle hat 
auch diefsmal technifch fehr Vollendetes ausgeftellt. Die überaus fchwierigen 
Formen der Suppenterrinen und flachen koloffalen Fleifch- und Fifchfchüffeln 
werden die Anerkennung jedes Fachmannes finden. Weniger gelungen ift das Bis- 
quit. Ein blau mit Gold decorirtes Service und ein anderes mit buntem Renaiffance- 
Ornament auf fchwarzem Grund verdienen Erwähnung. Noch find alle diefe 
Leiftungen ein \ erdienft des um die öfterreichifche Porzellanmanufadlur fehr 
verdienten Direktors,'Venier, der namentlich fchon feit Langem als Ofenbauer 
und Pyrotechniker für die Einführung der Gasfeuerung thätig ift. 
Warum das Etabliffement nicht fo viel daran wendet, nach eigenen Zeich 
nungen zu arbeiten und die auf der Mufterausftellung gebrachten (und auch im 
Prater wieder erfchienenen) Decors von Haas & Czizek nach Haufer’s Zeichnungen 
theilweife imitirt, ift uns nicht recht erklärlich. 
Um endlich alle öfterreichifchen Porzellanfabriken zu nennen, die auf der 
Ausftellung vertreten waren, fei auch der Ellbogner-Fabrik, der Actien- 
Gefellfchaft für Porzellan- und Ste inkohlen-Induftrie Erwähnung 
gethan, deren grau decorirtes Porzellan, chinefifche Vafen und fonftigen Imitatio 
nen kaum das Mittelgut erreichte, und die in Form und farbiger Decoration noch 
manches nachzuholen hat. Einige grofse Kübel, Abdampffchalen für chemifchc 
Zwecke, Apothekergefchirr find weitaus beffere Leiftungen und auch das eigent 
liche Gebiet der Fabrication. 
Auch die FabrikD a 11 w itz bei Carlsbad (Franz v. Riedl) brachte, trotz 
dem auch fie die fchon erwähnten Mufter von Haas & Czizek fo gut als 
möglich zu imitiren trachtete, nichts Erfreuliches. Ift das Ellbogner Porzellan 
grau, fo ift diefes hier unfein und gelblich.
	        
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