Die Thonwaaren-Induftrie. 95
Die meiften Erzeugniffe der Fabrik find gewöhnliche currente Waare, meift
Service, Tifchgefchirre jeder Art u. f. w.
Eine ziemliche Sammlung diverfer Decorationsmethoden und Ausführungs
weifen zeigten uns die in gröfserer Auswahl an der Ausftellung betheiligten Porzel-
lanmaler Wiens, die fich zum Theile zu einer Colledlivexpofition vereinigt hatten.
Wir muffen geftehen, dafs wir nur in geringem Mafse von diefen Leiftun
gen erbaut waren; wie wenig, wie fehl* wenig Gutes, ift darunter.
Die alte Technik der kaiferlichen Porzellanmanufachtr ift jetzt, wenige
Jahre nach deren Auflölung, bereits im Verfalle, keine der alten Traditionen, die,
wenn fie heut auch nicht mehr jene unumwundene Bewunderung finden würden,
der fie fich zu Anfang unferes Jahrhunderts erfreuten, die aber doch einen guten,
gefunden Kern einer tief künftlerifchen Auffaffung bargen, hat die alte Fabrik
zu überdauern vermocht.
J. Z a f c h e nimmt unter den Wiener Miniaturmalern wohl den hervorragend -
ften Rang ein, feine Technik erinnert an die fchon befprochene der Thüringer
Maler, denen er auch in Wahl des Sujets nahe kommt. Meift find es Pleiligenbilder
auf Porzellan oder Metall, zum Theile nach guten alten Vorbildern der Wiener
Gallerien, beftimmt, Hausaltärchen und dergl. zu zieren; auch die Blumenmalerei
wird von ihm fleifsig geübt. Bekannt find feine Alpenblumen-Bouquets, die mehr
ihres Colorits als der Compofition wegen genannt werden können Einige gute
feiler, Nachbildungen alter Wiener Porzellans, zeugen von einem Streben Zafche’s,
gelegentlich auch mehr als das Gewöhnliche zu leiften.
F. Hub 1, jetzt Lehrer in einer neu errichteten Fachfchule für Porzellan
malerei bei Carlsbad, ein erft vor Kurzem aus der Kunftgewerbe-Schule des öfter-
reichifchenMufeums gefchiedener Zögling derfelben, brachte einige decorirte Teller
im Stile der Renaiffance, mit Putten geziert, die, wie fall alle auf der öfterreichi-
fchen Ausftellung den Charakter der Geftalten des Laufberger’fchen Kinder-
friefes am Vorhänge des neuen Opernhaufes tragen. Compofition und Ausführung
haben vollkommene Aehnlichkeit mit Laufberger’s Manier und wir glauben auch
nicht zu irren, wenn wir hie und da an Hubl’s Tellern den Zug einer geübteren
Hand als der feinen zu erkennen vermeinen. Auch diefe Bemalung des Efs-
gefchirres mit Figuren und Rankenwerk dort, wo die reine Fläche zur Aufnahme
der Speife ausgefpart bleiben füllte, läuft unferen Begriffen über ftilvolle Decora-
tion zuwider. D’as Service ift auf Beftellung des bekannten Teppichfabrikanten
Haas angefertigt worden.
Wenn Hubl, dem jedenfalls noch viele Studien zu machen bleiben, in
feinem gewohnten Eifer fortarbeitet, fo ift künftig wirklich Bedeutendes von ihm
zu erwarten.
Miefsner, Porzellanmaler in Alt-Rohlau, brachte einen trefflichen männ
liehen Kopf, gute Blumenmalereien; Breitenfe 1 der Kinddrgeftalten, die frei
lich jenes Reizes entbehrten, den wir an franzöfifchen Ausführungen diefer Art zu
finden gewohnt find. Verdienftlich find die Leiftungen von K a d 1 e t z , Heiligen
bilder, BJumen und Imitationen von altem Wiener Porzellan. Roher in Contour
imd Farbe waren Jäckel’s Heiligenbilder, die gegen die fein* feine Manier von
Hille freilich ftark abftechen. F. Beck brachte fchwarzes, mit Gold decorirtes
Service für Thee und Kaffee, Wille rt hart gemalte Blumen. Traurig Iahen die
Platten von Gefswald aus.
Specialitäten von Porzellanblumen u. dergl., beftimmt zu der nicht feltenen
Anwendung in der Marqueterie und Ledergalanterie-Arbeit, erzeugen H i 11 e in
feiner feinen Weife und G. Heinz, ohne darin wefentlich Bemerkenswerthes
zu leiften. E. Weybora in Wien ftellte gut emaillirte Uhr-Zifferblätter und
Schrifttafeln aus.
J. Leth brachte eine ganz gelungene Reihe feiner eingebrannten Photo
graphien. Er beherrfcht fein Verfahren jetzt zufehends mehr als 'früher, doch
hat diefe, zudem nicht einmal befonders billige Art der Decoration des Porzellans