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Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

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Dr. Emil Teirich. 
IOOO Stück iS fl.; Blaamve harde Klinkers 26 fl.; Utrechter Typen je nach 
Farbe und Härte von 15—25 fl.; Gelbe Klinker, kleines tormat (15°- 7° -4° 
Millimeter) 7 fl. 
Hier wie bei den Mauerfteinen fanden wir ftets den Mafchinenziegel um 
circa einen halben bis einen Viertelgulden höher notirt, als den von 
Hand erzeugten, ein Beweis, wie fehr dort die Anfchauungen über die Qualität 
des Mafchinenfteines von den bei uns landläufigen differiren, die entfchieden 
immer noch gegen den Mafchinenftein gerichtet find. 
Bei Befprechung der ausgeftellten Thonwaaren Hollands darf deffen Pfeifen- 
fabrication nicht vergeffen werden, welche einen ganz eigenthümlichen und viel 
verbreiteten Induftriezweig darftellt, von dem uns Gödewagen in Gilda fehr 
fchöne Mufterfendete. Alle diefe langröhrigen Holländer Pfeifchen, welche zu kaum 
glaublich billigen Preifen mit ganz erftaunlicher Präcifion auf der Mafchine erzeugt 
werden, find aus einem nur wenig poröfen, fehr dichten, weifslichgelben, kalk 
haltigen Thone geformt, demfelben, welcher der Delftwaare zu Grunde liegt. Auch 
glafirte Pfeifen hat Gödewagen ausgeftellt. 
Vergeblich fuchten wir 11 aliens Terracotta-Induftrie, wie fie von Alters 
her dort gepflegt wurde und fo herrliche Anwendung gefunden hatte, auf der 
Wiener Weltausftellung. Faft möchten wir glauben, dafs die ganze Technik all- 
mälig in Vergeffenheit geräth, wenn wir nicht wüfsten, dafs Airaghi e Boni in 
Mailand Befferes zu leiften vermag, als er hier uns brachte. 
Bedauerlich ift die Uebung, durch Abfchleifen der Oberfläche der Figuren 
und Ornamente diefelben der wetterbeftändigen Oberfläche zu berauben und das 
Korn des Thones zu vernichten, die Form zu fchädigen. Solches gefchah mit 
der Venus, die fonft ganz gut modellirt war; fchlimmer aber noch ift es, 
wenn ein Anftrich des gelblichen, fteinähnlichen Materiales dazu dienen foll, 
rothe Terracotta zu imitiren, ein Verfahren, das nicht hart genug zu tadeln 
ift. Die Figuren Fifcherei, Bacchant und der Bernhardinerhund waren folcher- 
weife verunftaltet. Schon während der Ausftellungszeit zeigte fleh das Abblättern 
des rothenAnftriches an diefen Figuren Boni’s. Gut modellirt waren feine Pilafter- 
füllungen im Renaiffanceftil. 
Unter dem Wenigen, das unfere Aufmerkfamkeit hier noch feffelte, nahmen 
die Erzeugniffe vonT. Rondani in Parma einen relativ hervorragenden Platz ein. 
Einige Terracotten, Diaphragmen für elektrifche Batterien, diverfe Utenfilien für 
Filatorien, zuniTheile mit einer leichtflüffigen Bleiglafur überzogen, find wenigftens 
regelrecht ausgeführt und zeugen von einer Fabrication in gröfserem Mafse. 
Ueberrafchend albern und gefchmacklos war aber das aus einzelnen Keilftücken 
zufammengefetzte kegelförmige Säulenpoftament. 
A. S cap p ini in Civitavecchia imitirt griechifche Vafen mit netter Arbeit 
aber nicht recht gelungener Zeichnung. Chinaglia in Turin ftreicht feine 
fchlecht geformten Füllungen mit dicker, rother, wenig haltbarer Farbe an. 
Zu den ganz unbedeutenden Ausftellungen zählte auch jene von Ange 
le tti e Biscarini in Perugia; fie zeigte nur gutes, fehr hart gebranntes 
Materiale, das mit einigem Verftändnifs trefflich verwerthbar wäre. Etwas beffer 
waren die Figuren von P i e g aya in Lucca. 
Einige Ziegel, namentlich Dachplatten, wie fie in Italien fpeciell in Florenz 
üblich find, brachte Refigniani von Hand geformt, einige geprefste Dachziegel 
nach Art der Marfeiller, wie z. B. jene von E. Villain de Kergal in Brindifi 
boten wenig Aufsergewöhnliches. Einen guten Ueberblick über alle in Italien 
üblichen Baufteine, Dachziegel, Drainröhren u. f. w. gab die ziemlich vollftändige 
Colle&ion des Miniftero d’Agrico 11ura, Induftria e Commercio, 
leider ohne Angabe mancher wünfehenswerther Daten über die einzelnen Objedle. 
Meift find diefe Erzeugniffe übrigens äufserft billig, am preiswürdigften 
erfchienen uns aber darunter die koloffalen Orangenbaum-Töpfe von 4 Fufs im
	        
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