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Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

Die Thonwaaren-Induftrie. 
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Ungarn hat in diefer Richtung gleichfalls noch fehr wenig gethan, um feine 
Naturfchätze, von denen uns die Sammlungen der k. ungarifchen geologifchen 
Reichsanftalt, und die des Chemnitzer Bergbau-Diftriktes Kunde geben, zu heben; 
das Gleiche gilt von Kroatien, Slavonien und dem ganzen Orient, der noch völlig 
abhängig von Oefterreich, Deutfchlaad und England bleibt. Erft in letzterer 
Zeit wurden wenigftens einige Lager von feuerfeften Thonen in Kroatien entdeckt, 
unter denen jenes von C. v. Czegel ganz befonders vorzüglich zu fein fcheint. 
Die gräflich P o t o c k i’fchen Gruben von Miröw bei Krakau in Galizien ftellten 
gleichfalls, und zwar einen fehr fchön weifsgrauen Thon und daraus fabricirte 
Ziegel aus. 
F rankreich hatte nur zwei Ausfteller in diefem Zweige der Induftrie auf 
zuweifen Bousquet & Comp, in Lyon brachten Gasretorten von bekannter voll 
endeter Fabrication; die Campagnie parifienne du gaz in Paris gute 
Retorten, feuerfefte Steine, die uns jedoch den belgifchen an Dichte und Güte 
nachzuftehen fcheinen. Es fehlt das fefte fchöne Anfehen der Waare, die voll 
von Haarriffen fleh zeigte. Die Gefellfchaft arbeitet zumeift für eigenen Bedarf, 
ähnlich der Wiener Fabrik. 
Auch Frankreich bezieht einen grofsen Theil feines Bedarfes von Belgien, 
Deutfchland und England. Noch weit weniger cultivirt Italien, das übrigens 
Mangel an derlei geeigneten Rohprodukten leidet, diefe Induftrie. Biagi und 
Settimelli in Florenz nebft zwei anderen Firmen, von deren Produkten die Aus- 
ftellung jedoch nichts zeigte, mögen die einzigen Erzeuger feuerfefter Waare auf 
der appeninifchen Halbinfel fein. 
In Spanien, und zwar in recht verdienftlicher Weife, hat Pablo 
Cucurny in Barcelona die Fabrication feuerfefter Produkte aus heimifchem 
Materiale begonnen und auf eine Hohe gebracht, die einen nicht unbedeutenden 
Export nach den franzöflfehen Häfen und jenen des Mittelmeeres bis Con- 
ftantinopel zuläfst. Gasretorten, feuerfefte Steine, Muffeln und Cupolöfen find 
feine Erzeugniffe, alle von anerkannter, vielfach belobter Qualität. Aus einem 
eigenthümlichen, ftark glimmerhältigen Thone erzeugt Zamora in Oporto feuer 
fefte Schmelztiegel, von denen man verfichert, fle hielten die höchften Temperaturen 
aus. Die Maffe ift fett und hält fehr gut die Form. 
Ja felbft inBrafilien beginnt diefe Induftrie Boden zu faffen, wenigftens 
ftellte die Fabrica de Luca National in Rio Janeiro Schmelztiegel und 
Muffeln aus, die in der Vorftadt St. Chriftofle der Hauptftadt aus dort gegrabenem 
Thone recht gut angefertigt find. Die gröfste und bedeutendfte Fabrik dafelbft ift 
jedoch die von E s b e r a r d, welche recht gelungene feuerfefte Muffeln und Tiegel 
anfertigt. Die Anregung zu diefer Fabrication, fowie zu jener der Diaphragmen 
ging von dem verdienten Profeffor de Capanema aus, dem Direktor des braflliani- 
fchen Telegraphenwefens. 
Die übrigen Länder brachten in diefer Richtung fo gut wie gar nichts. Diefs 
wundert am meiften von Schweden, deffen Induftrie jährlich enorme Quantitäten 
refraktärer Erzeugniffe confumirt, die, wenn auch England den Bedarf meift deckt, 
doch auch in anfehnlicher Menge im Inlande fabricirt werden. 
Die feuerfeften Waaren, deren Qualität durch eine äufserliche Befichtigung 
nur zum geringften Theile geprüft werden kann, eignen fleh eben gar wenig zum 
Ausftellungsobjekte. 
Nichts deftoweniger waren durch die gefchehenen Einfendungen die modernen 
Beftrebungen in diefem Induftriezweige gut charakteriflrt und unferen öfterreichi- 
fchen Fabrikanten vor Augen geführt worden. 
Im Allgemeinen fahen wir die Handarbeit dem Formen durch die Mafchine 
vorgezogen. Das Gemenge von Thon mit vieler Chamotte oder Quarzfand läfst fleh 
eben durch Druck allein, felbft durch den einer hydraulifchen Preffe, nur fchwer
	        
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