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Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

am Gardasee, zu dem der Künstler zu seiner Genesung gezwungen war, 
brachte wieder die Farben der Umwelt in Grafs Bilder; das tiefe und starke 
Blau des Wassers und der Himmel, das Weiß der Segel und der Wolken, 
das kraftvolle Grün der Bäume und das Ocker der hellen Strandstreifen. 
In vollen Akkorden ordnete der Maler die oft bis zu eigenwilligen Heftigkeiten 
gesteigerten Farben und baute die Bilder in großen Plänen als den reinsten 
Ausdruck seiner Verehrung der Natur. In den allerletzten Jahren vor dem 
Tode, die den immer mehr für sich als im Lichte der Öffentlichkeit Schaffenden 
noch stärker der allgemeinen Aufmerksamkeit entrückten, trat die öster 
reichische Landschaft wieder stärker hervor. Der Maler wandte sich zu 
intimem Maß. Ein Ausschnitt genügte ihm, ein Wiesenhang, ein Baum, ein 
Bach, um sich künstlerisch zu offenbaren. 
Ludwig Ferdinand Graf starb am 17. November 1932. Durch sein ganzes 
Leben ist er dem Lichte nachgegangen, der Farbe im Licht, ob sie in der 
Sonne leuchtete oder in den bunten Lampen der nächtlichen Großstadt auf 
strahlte. Die Farbe im Licht war das eigentliche Problem seines Schaffens, das 
nicht müde ward, die Kraft der Farbe und den Klang der Farbe zu umkreisen 
und immer wieder neu zu gestalten. Durch den nie ruhenden Drang, dem Ge 
heimnis des im Lichte lebenden Farbigen nahezukommen, erhielt sidi Grafs 
Malkunst in unaufhörlichem Fluß. Sie erstarrte nidit. Die Motive blieben,aber 
sie wurden künstlerisch gewandelt durch das reifende Können. Der Künstler 
blieb jung. Er verstand sich auch selten kameradschaftlich mit der Jugend. Er 
ging bis in sein Alter immer mit ihr und zollte zugleich den Schöpfungen der 
großen alten Kunst alle Verehrung und Dankbarkeit. Ludwig Ferdinand Graf 
selbst hat die schönen Worte geschrieben, die menschlich und künstlerisch den 
Inhalt seines Daseins bedeuteten und über der Arbeit seines Lebens wie ein 
Leitstern standen: „Wir anerkennen das Überlieferte, wir schätzen und lieben 
es, aber wir klammern uns nicht daran. Wir huldigen dem Fortsdiritt, wir 
suchen die Kraft, aber wir leben nicht der Sensation. Wir stehen bei der 
Jugend und wollen durch sie jung bleiben. Die Jugend in Ewigkeit!” 
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Bruno Grimschitz
	        
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