MAK

Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

42 
Dr. Emil Teirich. 
Anderen, die jüngfte Gründungszeit in eine Atfliengefellfchaft verwandelt, und 
nicht immer zum Betten der kimftlerifchen Seite der Produktion, die nicht nur in 
diefem Induftriezweige, fondern noch weit mehr in manchem anderen gelegentlich 
folcher Umwandlungen, Rückfchritte machte. 
Aehnliches fanden wir zudem an einem erfchrecklich gelb und fchwarz 
decorirten Ofen von Lübke& Hornemann, die fonft, was Schmelzkachel- 
Fabrication anlangt, wahrhaftig Gutes geleiftet haben. Hier wie fo oft fchadet die 
elende Formgebung und die oft befprochene Gefchmacksrichtung, deren aus 
gefahrenes Geleife fo fchwer zu verlaßen fein mufs. 
Die S t e 11 i n e r O f e n f a b r i k, vormals Keppler, erzeugt einen fchön 
weifsen Schmelz, der an den Kanten nur etwas zu ftark zufammenläüft. Hierin fleht 
die erftgenannte Magdeburger Fabrik wohl höher, doch war hier die Setzarbeit 
eine der Vollendetften unter allen ausgeftellten Arbeiten. Der ausgeftellt gewefene 
braune Kaminofen war technifch eine vorzügliche Leiftung, die der Fabrik 
manches Kopfzerbrechen gekoftet haben foll; ja felbft mit feinem kimftlerifchen 
Aufbau könnte man fich eher einverftanden erklären als mit dem ihm zur linken 
Seite flehenden, weifsen Kachelofen mit Zinnenbekrönung und den bunt gemalten 
Rittern. Solche Verbrechen am guten Gefchmack follten wohl nicht fo ungeftraft 
bleiben können. 
Die Oefen von Villeroy &Boch in Dresden find aus engobirter, 
feuerfefter Malle mit Steinzeug-Glafur hergeftellt und höchft verdienftliche fchöne 
Fabricate diefes überhaupt hochftehenden Etabliffements, das nunmehr nach etwa 
20jährigem Beftande, in jeder Hinficht Treffliches brachte. Eine Suite von 
recht gut und einfach decorirten Wandbelags-Platten aus demfelben Materiale 
wie die Ofenkacheln ift fehr hübfch ausgelegt. Ein hervorragendes Produci 
derfelben Firma find Fufsboden-Platten, deren wir anderen Ortes gedenken. 
Schroeder in Potsdam arbeitet eine gute Glafur und ift im Setzen von 
befonderer Präcifion. Weit mehr als den in der Farbe arg vergriffenen Majolica- 
ofen, deffen erftes beffer ausgefallenes Exemplar, ein Gefchenk des Landrathes 
Friedenthal an den Kronprinzen von Preufsen, wir im Kronprinzen-Palais zu 
Berlin zu fehen Gelegenheit hatten, konnten wir von der Fabrik zu Tfchau- 
fchwitz erwarten, deren Emailöfen ganz gute, ja befteMittelwaare abgeben. Der 
erwähnte Ofen gab keinen allzugünftigen Begriff von den Fortfehritten, welche 
diefes Etabliffement in letzter Zeit, feit es Aktiengefellfchaft wurde, machte. 
Erwähnen wir nur flüchtig noch der Oefen von S e i 11 e r in Baireuth, 
deren Kacheln etwas ungleich in der Farbe find, dann jener weniger guten, mit 
matter und zu dick aufgetragener Glafur von J. F. S c h m i d t in Weimar und der 
belferen von Fr. W. Schmidt in Nürnberg. 
Schmidt in München, eine bedeutende Ofenfabrik, hatte einen ganz ver 
unglückten, fchlecht blau glafirten und durch die kalte Verfilberung 0 vollends 
ungeniefsbar gemachten Ofen im Zopfftile ausgeftellt, der Steinmetz’s Zimmer- 
decoration in der Rotunde ruinirte. 
Viel gelungener waren die Nachahmungen altdeutfcher Oefen, welche von 
den Firmen aus Nürnberg gefandt wurden. 
Fleifchmann Hellte zwei bunt decorirte, altdeutfche Kachelöfen aus, 
verdienftlich nach alten Muftern copirt, mit reicher figuraler Plaftik und Archi 
tektur. Die Fabrik geniefst ihrer Specialität in Nachbildung archäologifch inter- 
effanter Gegenftände wegen, ein gewiffes Renommö. Fleifchmann hatte auch anderen 
Ortes in mehreren Ausführungen Töpferarbeiten nach Hirfchvogel und anderen 
alten deutfcheij Meiftern, meift Krüge, darunter die fogenannten „Apoftelkrüge“, 
und dergl. mit Glück imitirt und ausgeftellt. 
Lunz brachte einen recht gut modellirten, altdeutfchen, grün glafirten 
Kachelofen, ebenfo Schmidt aus Nürnberg. Auch diefe Beiden arbeiten wefentlich 
nach alten Vorbildern und imitiren meift Oefen der alten Nürnberger und Augs 
burger Meifter.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.