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Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

Die Thonwaaren-rnduflrie. 
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reitzvollflen Studienmateriales, das wir hier nur flüchtig betonen und leider nicht 
eingehender würdigen können. Welche Variationen in der Technik, welche 
Durchbildung der Formen ! 
Doch beginnen wir mit dem Plervorragendften : 
Mint o ns in Stocke upon Trent (Staffordfhire) haben diefsmal mehr und 
Hervorragenderes ausgeftellt als je. In vieler Hinficht ift ihr Wiener Debüt ein 
glänzendes geworden. Diefs gilt vor Allem hinfichtlich ihrer Fayencetechnik, in 
der fie unerreicht daftehen. 
Mintons haben durchaus keine fogenannte currente Waare gebracht, ja fie 
erzeugen eine folche eigentlich gar nicht. Stets geht ihr Streben dahin, die 
künftlerifche Decoration in den Vordergrund zu ftellen und jedem Stück ihrer 
Fabrication den Stempel der Individualität aufzudrücken. Die Mannigfaltigkeit 
ihrer Technik, das Complicirte mancher Verfahrungsweifen erfchwert zudem in 
unglaublicher Weife die getreue Wiederholung einer und derfelben Waare. Wie 
rafch geht, wenigftens auf einige Zeit, nicht ein oder da:- andere Verfahren 
verloren. 
So konnte beifpielsweife gerade während der Weltausftellung keine 
Beftellung auf die fo fehr gefchätzte neue Plumcoloured-Waare aufgenommen werden, 
da die Fabrik momentan aufser Stande war, ähnliche Nuancen wie die ausgeflellten 
nochmals zu erzeugen. Die Proceffe und chemifchen Vorgänge in der keramifchen 
Induftrie find eben höchft fubtile, von taufendfältigen Zufälligkeiten beeinflufste 
Vorgänge, die fich in ihrer Wefenheit oft noch völlig einer fcharfen Controle 
durch die Theorie entziehen. 
Faft reizvoller, jedenfalls aber auch vom commerciellen Standpunkte bedeu 
tender als die Porzellanausftellung war jene von Minton’s Fayencen und Majoliken 
mit all’ ihren weit veräfteten Genres, welche mehr oder minder vollkommen von 
dem Etabliffement geübt und verflicht werden. 
Der Körper der Minton’fchen Waare ifl entweder weifs. vielfach fchwach 
gelblich gefärbt, oder, wie diefs bei vielen feiner Waaren der Fall, verwendet er 
durch die Maffe gefärbte Thone, mit denen er die fchönflen Erfolge durch Com- 
bination erreicht. Wir erinnern an einige Stücke auf dunkel Siena bis chokolade- 
braunem, fehr dichtem Körper, fo an die trefflichen Teller von Moufille’s Hand mit 
prächtig naturaliftifchen Blumen- und Vogelgruppen in brillanten, neuen Deck 
farben keck fkizzirt und flüchtig, aber mit grofsem Effedle ausgeführt. Weniger gut 
gelungen find ihm die gröfseren, flach gehaltenen, langgeftreckten Gefäfse, die mit 
allzu grofsem Blattwerk in höchft unüberfichtlicher Weife geziert find. Alle diefe 
Malereien find unter einer äufserft glänzenden Glafur aufgetragen, welche das 
Feuer derfelben ganz wefentlich erhöht. Schöne und bedeutend grofse Stücke 
find zwei modellirte Vafen, weifs, grau und gold decorirt von befter Wirkung. 
Ausgezeichnet und in technifcher Hinficht befonders bemerkenswert!! fanden wir 
zwei Blumentöpfe in derfelben braunen Maffe mit griechifchem Palmettenorna 
ment geziert, das mittelft ejnes durchaus neuen Umdruckproceffes decorirt wurde. 
In diefem Falle werden Stahlplatten gravirt und dienen zum Druck. Nur mit 
diefem Verfahren ift der gleichförmige und fatte Farbenauftrag möglich, der diefe 
Stücke charakterifirt. Die Details diefes Verfahrens, mit dem Minton diefsmal 
zuerft hervortrat, find noch Fabriksgeheimnifs. Im Uebrigen wendet Minton das 
in England übliche Umdruckverfahren von der Kupferplatte oder dem Stein recht 
häufig an. 
Was Minton’s Ausftellung vor allen anderen anszeichnete und neben der 
ganz vorzüglichen Modellirung faft aller feiner Erzeugniffe diefen den höchften 
Reiz verlieh, das war die Pracht und Fülle feiner Farbenpalette, die er uns auf 
jeder Ausftellung reicher und vollkommener vorführt. Es bedarf eines eingehen 
den Studiums, die einzelnen Farbentypen, mit denen Minton vorzugsweife und 
zum Theile ganz allein arbeitet, genau kennen und würdigen zu lernen. Greifen 
wir darunter einige der auffallendeften heraus und übergehen wir dabei die vielen
	        
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