MAK

Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

68 
Dr. Emil Teirich. 
find bedeutend und erfordern vielfache Erfahrung in diefer Richtung. Unter dem 
von England Ausgeftellten fand man aber geradezu Parforceflücke einer 
fchwierigen Ausführung. 
Der gelblich warme Ton des englifchen Parian ift lediglich eine Folge 
des Brennens im Oxydationsfeuer. Indem bei ungehindertem Luftzutritt gebrannt 
wird, oxydirt fich die kleine Eifenmenge im Thon zu rothbraunem Oxyd, während 
das Redudlionsfeuer unferes Bisquitofens nur Eifenoxydul Salze entliehen läfst, 
welche den Grund zu jener kalten, grünlich oder bläulich weifsen Farbe des 
Bisquits legen. 
Es war die Einführung der Parianmaffe ein grofses Verdienft Copeland’s, 
der fie als „ftatuary biscuit“ zuerfl in vollkommener Weife anwandte und auch 
heute noch das Belte und Delicatefte darin leidet. Seither hat fich deffen Erzeu 
gung, die anfänglich Geheimnifs blieb, auch auf dem Continent verbreitet und in 
vielen Fabriken wird mehr oder minder gutes Parian erzeugt. 
Eine Neuigkeit, welche am bellen nach Wedgewood’s gefmterten Halfen 
zu reihen und auch zu befprechen wäre, brachte V i 11 e r o y und B o c h aus 
Mettlach. Aehnlich wie bei den Henry-deux-Gefchirren legt diefer mehrfarbige 
Thone in eine, meid hellere Grundmaffe ein, aus welcher Vafen, Teller, meid aber 
Ziergeräthe geformt find. Die angewandte Technik, auf mecnanifchem Wege das 
Einlegen des Ornamentes auf beliebig gekrümmten Flächen vorzunehmen, id 
derzeit noch Geheimnifs der Fabrik, wie denn überhaupt das ganze Verfahren erd 
einige Monate alt id und die Erdlingsarbeiten nach demfelben fofort die Aus- 
dellung befuchten. Eigentlich id die Technik nichts als eine Vervollkommnung 
und Ausdehnung jener Methode, nach denen in Mettlach die bekannten Fufs- 
boden-Platten erzeugt werden. An den erwähnten Gefäfsen aus „neuer Made“ id 
das Ornament mit grofser Präcifiqn, oft in den feinden Linien ausgeführt, und im 
grofsen Ganzen gut in Zeichnung, welche zumeid dem Renaiffancedile angehört. 
Das Verdiend der Einführung diefes Verfahrens gebührt einem talentvollen und 
fehr drebfamen Kündler des Etabliffements. 
Eine eigentümliche Maffe, welche in neueder Zeit in immer gröfseren 
Mengen zu den fchon erwähnten Fufsboden-Platten verwendet wird, fchliefst fich 
an das neue Steinzeug-Gefchirre in ihrer Zufammenfetzung an. Es find diefs 
jene, die von Boch und Villeroy in Mettlach, dann in neuerer Zeit auch von 
Frings & Comp, in Sinzig am Rhein zu Fufsboden-Tafeln u. dergl. mit bedem 
Erfolge verarbeitet werden. Namentlich erdere Fabrik brachte uns davon eine 
reiche Ausdellung älterer und neuerer Müder, zum Theil von grofser Schönheit. 
Im Wefentlichen bedeht die Maffe aus einem fchwer fmternden Thone, welcher 
in feinen einzelnen Theilen durch Feldfpathflufs zufammengekittet id. Dünne 
Schichten verfchieden gefärbter Thone werden neben einandergeleijt, durch eine 
gröbere Hintermaffe vereinigt und auf die gewiinfchte Plattendicke gebracht. Das 
Ganze gefchieht unter hydraulifchem Druck in halbfeuchtem Zudande. Gebrannt 
w'erden diefe Steine im Porzellanfeuer in Kapfeln. 
Weniger reich, und auch minder vollkommen in der Farbengebung und 
namentlich weitaus fchlechter in der Zeichnung find die Platten der viel jüngeren, 
erd drei Jahre alten Fabrik von S i n z i g ; doch id auch hier das Material von 
gleicher Vorzüglichkeit und einer enormen Härte, die erlaubt, Stahlfunken 
daraus zu ziehen. 
Die angewandten Farben find zumeid etwas matt und an den deutfchen 
Fabricaten übrigens viel weniger brillant als die in England hervorgebrachten. Auch 
die Zeichnung, die ganze Ornamentirung, entfpricht nicht immer allen Anforderun 
gen, die wir an eine dilvolle Flächendecoration zu dellen berechtigt find. Dabei 
find an den deutfchen Fabricaten die Conturen noch lange nicht von jener Präci- 
fion wie an den englifchen, die freilich auch im Preife höher gehalten find, als 
jene. Immerhin wäre es wünfchenswerth in diefer Richtung auch fortzufchreiten 
und jene exadle Arbeit der Engländer zu copiren.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.