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Dr. Emil Teirich.
find bedeutend und erfordern vielfache Erfahrung in diefer Richtung. Unter dem
von England Ausgeftellten fand man aber geradezu Parforceflücke einer
fchwierigen Ausführung.
Der gelblich warme Ton des englifchen Parian ift lediglich eine Folge
des Brennens im Oxydationsfeuer. Indem bei ungehindertem Luftzutritt gebrannt
wird, oxydirt fich die kleine Eifenmenge im Thon zu rothbraunem Oxyd, während
das Redudlionsfeuer unferes Bisquitofens nur Eifenoxydul Salze entliehen läfst,
welche den Grund zu jener kalten, grünlich oder bläulich weifsen Farbe des
Bisquits legen.
Es war die Einführung der Parianmaffe ein grofses Verdienft Copeland’s,
der fie als „ftatuary biscuit“ zuerfl in vollkommener Weife anwandte und auch
heute noch das Belte und Delicatefte darin leidet. Seither hat fich deffen Erzeu
gung, die anfänglich Geheimnifs blieb, auch auf dem Continent verbreitet und in
vielen Fabriken wird mehr oder minder gutes Parian erzeugt.
Eine Neuigkeit, welche am bellen nach Wedgewood’s gefmterten Halfen
zu reihen und auch zu befprechen wäre, brachte V i 11 e r o y und B o c h aus
Mettlach. Aehnlich wie bei den Henry-deux-Gefchirren legt diefer mehrfarbige
Thone in eine, meid hellere Grundmaffe ein, aus welcher Vafen, Teller, meid aber
Ziergeräthe geformt find. Die angewandte Technik, auf mecnanifchem Wege das
Einlegen des Ornamentes auf beliebig gekrümmten Flächen vorzunehmen, id
derzeit noch Geheimnifs der Fabrik, wie denn überhaupt das ganze Verfahren erd
einige Monate alt id und die Erdlingsarbeiten nach demfelben fofort die Aus-
dellung befuchten. Eigentlich id die Technik nichts als eine Vervollkommnung
und Ausdehnung jener Methode, nach denen in Mettlach die bekannten Fufs-
boden-Platten erzeugt werden. An den erwähnten Gefäfsen aus „neuer Made“ id
das Ornament mit grofser Präcifiqn, oft in den feinden Linien ausgeführt, und im
grofsen Ganzen gut in Zeichnung, welche zumeid dem Renaiffancedile angehört.
Das Verdiend der Einführung diefes Verfahrens gebührt einem talentvollen und
fehr drebfamen Kündler des Etabliffements.
Eine eigentümliche Maffe, welche in neueder Zeit in immer gröfseren
Mengen zu den fchon erwähnten Fufsboden-Platten verwendet wird, fchliefst fich
an das neue Steinzeug-Gefchirre in ihrer Zufammenfetzung an. Es find diefs
jene, die von Boch und Villeroy in Mettlach, dann in neuerer Zeit auch von
Frings & Comp, in Sinzig am Rhein zu Fufsboden-Tafeln u. dergl. mit bedem
Erfolge verarbeitet werden. Namentlich erdere Fabrik brachte uns davon eine
reiche Ausdellung älterer und neuerer Müder, zum Theil von grofser Schönheit.
Im Wefentlichen bedeht die Maffe aus einem fchwer fmternden Thone, welcher
in feinen einzelnen Theilen durch Feldfpathflufs zufammengekittet id. Dünne
Schichten verfchieden gefärbter Thone werden neben einandergeleijt, durch eine
gröbere Hintermaffe vereinigt und auf die gewiinfchte Plattendicke gebracht. Das
Ganze gefchieht unter hydraulifchem Druck in halbfeuchtem Zudande. Gebrannt
w'erden diefe Steine im Porzellanfeuer in Kapfeln.
Weniger reich, und auch minder vollkommen in der Farbengebung und
namentlich weitaus fchlechter in der Zeichnung find die Platten der viel jüngeren,
erd drei Jahre alten Fabrik von S i n z i g ; doch id auch hier das Material von
gleicher Vorzüglichkeit und einer enormen Härte, die erlaubt, Stahlfunken
daraus zu ziehen.
Die angewandten Farben find zumeid etwas matt und an den deutfchen
Fabricaten übrigens viel weniger brillant als die in England hervorgebrachten. Auch
die Zeichnung, die ganze Ornamentirung, entfpricht nicht immer allen Anforderun
gen, die wir an eine dilvolle Flächendecoration zu dellen berechtigt find. Dabei
find an den deutfchen Fabricaten die Conturen noch lange nicht von jener Präci-
fion wie an den englifchen, die freilich auch im Preife höher gehalten find, als
jene. Immerhin wäre es wünfchenswerth in diefer Richtung auch fortzufchreiten
und jene exadle Arbeit der Engländer zu copiren.