MAK

Volltext: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

70 
Dr. Emil Teirich. 
demnach bald gefchritten. Die Thonplatte wird mit dem Deffin bedruckt und 
glafirt. Um die Täufchung vollftändiger zu machen, werden auch die Seiten der 
Platten mit Farbe fo behandelt, dafs die Dicke des eingelegten farbigen Thones 
daran fcheinbar erfichtlich ift. 
Auch folche Platten, welche natürlich nur zu Wandbekleidungen oder den 
in England vielfach beliebten Blumen-Jardini&ren dienen können, waren aus- 
geftellt. 
Zwei Ausfleller Spaniens, wo die Wandverkleidungs-Platten feit den 
Zeiten der maurifchen Cultur ftets eine bedeutende Anwendung zu architek- 
tonifchen Zwecken fanden, haben auch die Fabrication der enkauftifchen Platten 
dort eingeführt. 
No 11a in Valencia erfreut fich in diefer Fabrication bereits feit längerer 
Zeit eines begründeten Rufes. Im wefentlichen erzeugt er Mofaiktäfelchen in 
ähnlicher Weife wie die Engländer, wenn auch nicht ganz fo präcife und bei 
Weitem nicht fo gelungen in der Farbe, welche oft, wie beifpielsweife fein Blau, 
arg fleckig wird. Nichts deftoweniger bilden Nolla’s Mofaik-Fufsböden einen 
Exportartikel Spaniens nach den Eidlichen Häfen, und finden vor Allem in Italien 
und den füdamerikanifchen Ländern ein grofses Abfatzgebiet. Das Einlegen ver- 
fchiedener Thone in eine Platte behufs deren Deffmirung fcheint noch Schwierig 
keiten zu verurfachen, wenigftens übt Nolla diefes Verfahren nur feiten und nur 
zur Herftellung kleiner Eckflücke für die Bordüren feiner Mofaikpflafter. 
Eine zweite Fabrik, die von Llevat Reus in Catalonien arbeitet in ähn 
licher Weife. Ihre auf wenige Farben, wie Weifs, Gelblich, Braun- und Schwarz 
befchränkten Platten find jedoch vollkommen gleichtönig und recht forgfältig 
gearbeitet. An Härte werden fie von den Erzeugniffen Nolla’s entfchieden übertroffen. 
Dort, wo es gilt, Thongefäfse von befonderer Fettigkeit und Undurch 
dringlichkeit herzuftellen oder wo dem Einflüße eines kräftigen chemifchen 
Agens Widerftand geleiftet werden mufs, dort findet die ordinäre Steinzeug 
maffe eine zweckmäfsige und höchft fchätzenswerthe Anwendung. 
Mit den erhöhten Anforderungen unferer chemifchen Induftrie ffieg 
daher ebenfo die Erzeugung der Steinzeug-Gefäfse und Apparate, wie mit dem 
Fortfehreiten der modernen Bautechnik. Immer koloffaler werden die Säuren 
krüge, die Condenfationsapparate für die Säurenfabrication, die Durchmeffer der 
Rohrleitungen, welch’ letztere namentlich in jüngfter Zeit fehl* häufig und mit 
allerbeftem Erfolge die gemauerten Abzugscanäle erfetzen. Befonders find es die 
Eifenbahnen, welche zu ihren kleineren Durchläßen grofse Quantitäten von Röh 
ren alljährlich confumiren und welche beifpielsweife in Oberfchlefien eine nicht 
unbedeutende Induftrie mit deren Erzeugung befchäftigen. 
Die Glafur folcher Steinzeug-Waaren variirt meift mit den gebrauchten 
Rohmaterialien. 
Nicht feiten findet man anftatt der haltbaren und eigentlich für das Stein 
zeug fpecififchen Salzglafur eine bleihältige verwendet, die bei niederer Tempe 
ratur aufgebrannt wird. Durch Auftrag leichtflüffiger mit brauner Farbe auffchmel- 
zender Thone wird zudem oft eine tiefbraune, beim ordinären Steinzeug beliebte 
Farbe ertheilt. Solche Ueberzüge werden leicht riffig und fetzen den damit 
verfehenen Gegenftand dem leichteren Verderben aus. 
Der gewöhnlichfte Fehler, den viele der ausgeftellten Steinzeug-Waaren 
zeigten, liegt in der zu geringen Temperatur, bei der die Sinterung der Maffe vor 
genommen wird, deren Kern dann porös und unverbunden bleibt. In dem richti 
gen und gleichförmigen Brande, der gerade hinreicht, die ganze Materialflärke 
des Gefäfses zu durchdringen, ohne andere Theile deffelben fo zu erweichen, dafs 
eine Deformation eintritt, liegt die Hauptfchwierigkeit diefer Fabrication, welche 
im Uebrigen nur wenig Befonderes bietet. 
England dürfte heutzutage die gröfste Anwendung von Steinzeug-Waaren 
machen. Grofsartig eingerichtete Etabliffements befchäftigen fich entweder ledig-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.