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Dr. Emil Teirich.
dunkelfchwarzblau emaillirtem Grunde zu malen. Das Sujet für die figuralen
Darftellungen als Friefe um den Bauch der Vafen find der altenglifchen
Gefchichte entnommen und ftellen Schlachtfcenen aus der Epoche der nor-
manifchen Invafion mit ganz befonderer Feinheit und Präcifion der Grifaille-
malerei dar. Die Cartons zu den in Rede flehenden Friesbildern find ein Werk
von Maclife.
Beachtenswerth, wenn auch nicht befonders fchön, ift die elfenbeinartige,
matt glafirte Parianmafle an den japanefifchen Gefäfsen, welche in grofser Zahl
und durchwegs gut im Stile ihrer Originale, ganz felbftftändig componirt find.
Dafs wir uns mit dem ganzen chinefifchen Stile des Porzellans nicht einver-
ftanden erklären können, und es weitaus vorgezogen hätten, fo viel Talent und
Gefchick auf die Ausführung gefälligerer, künftlerifch werthvollerer Formen ver
wendet zu fehen, kann nicht hindern, dafs wir der äufserft exadlen Technik alle
Bewunderung zollen, mit der diefe Gegenflände angefertigt find. An und für fich
ift fchon die Maffe für den Körper der Gefäfse, eine gute Compofition von Hadley,
ein äufserft reizvolles, warmes Materiale, das ganz die Wirkung des fchönften alten
Elfenbeines macht. Die Modellirung, abgefehen von Einwendungen gegen den
Stil überhaupt, ift trefflich, und vor Allem dort Bewunderung erregend, wo die
Gefäfse mit doppelten Wänden angefertigt werden, von denen die äufsere in
der zierliehrten Weife durchbrochen ift und den Eindruck der Elfenbeinfchnitzerei
macht. Solche Doppelwände haben befonders den Zweck, Gefäfse in der Hand
halten zu können, auch wenn fie mit fehr heifsen Flüffigkeiten gefüllt find. Die
Schwierigkeiten bei Herftellung einer fo delicaten Modellirung in ungebrannter,
und daher äufferft leicht zerbrechlicher Porzellanmaffe find erftaunliche, und
wurden zuerft in Siivres zu Louis Phillip’s Zeiten überwunden, wo derlei Gefäfse
zuerft als Imitationen orientalifcher erzeugt wurden. Heute finden wir ähnliches
bei verfchiedenen Ausftellern. wie beifpielsweife bei Fifcher in Herend, .welcher
fich eben diefe alten S^vresarbeiten zum Theile zum Vorbilde nahm, wenn auch
von geringerer Feinheit.
Von der Verirrung, welche dem Porzellan zumuthet, die Rolle derTerra-
cotta zu fpielen, indem es mit einer matten, braunen Erdfarbe überzogen erfcheint,
haben wir bereits gefprochen. Uns fcheint zudem die, für die Gewinnung benützte
blaue Glafurfarbe gleichfalls wenig gut zum Braun des Fleifches geflammt, aber
auch hier verdient die treffliche Modellirung der Figuren die lobendfte Erwäh
nung. Das ganze Genre mit feinem trüben Totaleindrucke dürfte, wie wir glauben,
überhaupt fich wenig Freunde auf der Ausftellung erworben haben.
Unter dem Vielen, das Worcefter als Beweis der hohen Gefchicklichkeit
feiner Mitarbeiter brachte, gefiel als ganz befonders fein ein delicat model-
iirtes, kleines Kaffeefervice mit Türkifen, auf genniftertem Goldgrund fehr
effektvoll decorirt. So fchön die Wirkung folcher Stücke ift, fo wenig fleht
dem Porzellan zu, gewiffermafsen die Goldfchmiede-Technik zu imitiren. Speciell
für den Zweck eines Gefäfses ift zudem eine folche Decorationsweife, welche den
praktifchen Gebrauch von vorne herein ausfchliefst, kaum zu empfehlen. Als tech-
nifche, präcife Leiftting find übrigens diefe Stücke „jewel porcelain“ von Bedeu
tung. Das ganze Service wurde vom Earl of Dudley zu fehr hohem Preife erworben.
Eine Reihe von fehr gut ausgeführten, befonders in der Malerei gelun
genen Stücken, Vafen, Taffen und anderen Gegenftänden, meift decorative Zwecke
verfolgend, vervollftändigte die Expofition, deren reich decorirte Porzellan-
fervice, Teller und dergl. von dem Einfluffe der tüchtigen artiftifchen Leitung
Mr. Binn’s Zeugnifs gaben, der eine Reihe äufserft gefchulter Kräfte zu vereinen
wufste. So nennen wir hierBejot für das japanefifche Genre, Callowhitte als Thier-
und Blumenmaler, Rufhton für Figuren, und könnten die Zahl diefer hervor
ragenden Künftler noch um einige vermehren.
Das, was diefe Worcefter Fabrik diefsmal zur Expofition brachte, zeigte von
einem ganz befonderen Fleifse und einer forgfältigen, umfichtigen Wahl der Vor-