DIE EXPOSITION DES AMATEURS. 499
Ueberficht zu befchreiben, zwingt uns, hier diejenige Betrachlungsweife zu wählen,
die das Bemerkenswerthe auffafst, wie es fich eben bietet.
In der öfterreichifchen Abtheilung der Expofition des Amateurs, wie be
merkt, der reichflen von allen, präfentirte fich gleich beim Eintritte ein Theil
der Collection des inzwifchen in Wien verftorbenen Baron Anfelm von Rothfchild,
des einzigen Sammlers, der in hervorragender Weife ausgeflellt hatte. Die
Sammlung Rothfchild ift ohne Frage die reichfle Privatfammlung von eigentlichen
Antiquitäten — Gegenftänden des Kunftgewerbes im weitern Sinne, — die Oefter-
reich und Deutfchland aufzuweifen hat, und ihre fonft nur von Wenigen gekann
ten Schätze waren da zum grofsen Theile zu fehen, freilich leider mit Ausnahme
der überaus herrlichen Holz- und Elfenbeinfchnitzereien, die man wohl mit gutem
Grunde den feuchten Niederfchlägen der Praterauen in den frifch aufgeführten
Gebäuden nicht ausfetzen wollte. Vor Allem zogen die Blicke zwei herrliche
Rüftftücke auf fich: das eine, eine prächtige italienifche getriebene Rüftung, aus
Sturmhaube, Brufbharnifch und rundem Schilde beflehend, das andere, ein runder
Schild, reich getrieben, mit überaus vollendeten Goldtaufchierungen vom Meifler
Giorgio Ghisi geziert, von dem wir eine Abbildung beigeben.
Die Kunft, das Eifen mit einer Art Incruflation von edlem Metall, Gold und
Silber zu verzieren, gelangte wahrfcheinlich vom Orient aus nach Italien, oder
kam wenigflens durch Anregung orientalifcher Vorbilder zu neuer Aufnahme,
denn fchon aus dem Altcrthume her — aus dem wir ja viele Beifpiele von
Silber- und Goldincruflation auf Bronze befitzen — mochte eine ähnliche tech-
nilche Tradition flammen. Die Behandlung der Bronze ift übrigens von der des
Eifens doch theilweife verfchieden. Lavoro della taufia, alla damaschina oder
all’ azzemina nannte man diefe Arbeit, die im Wefentlichen darin befteht, dafs
die Oberfläche des zu verzierenden Metalles (Eifens) durch ein fpitziges Inftrument
in engen Strichlagen feilenartig rauh gemacht, hierauf das Gold oder Silber in
Fäden und Plättchen auf diefer rauhen Fläche mittelfl des Schlages eines leichten
Hammers befeftigt, und fchliefslich mit einem Polierftahl oder ähnlichem Inftru-
mente niedergedrückt und geglättet wird. So einfach diefe Procedur ihrem
Wefen nach ift, fo erfordert fie doch zur vollendeten Leiflung eine grofse Uebung
und Gefchicklichkeit. Unter den italienifchen Künftlern werden uns als hervor
ragende Meifler diefes Faches genannt: Pilippo Negroli, Antonio Biancardi,
Bernardo Civo, u. a.; nur von einem von ihnen, von dem Venetianer Paulus,
dem nach feiner grofsen Gefchicklichkeit in diefer Kunft der Beiname Agemi-
nius beigelegt wurde, ift bisher ein authentifches Werk nachweislich (Gazette des
Beaux-Arts, IX, pag. 64) eine Caffette, die feine Namensbezeichnung trägt. Das
Gegenftück hierzu bildet der oben erwähnte Schild des Giorgio Ghisi von Mantua.
Unfer Künftler ift identifch mit dem berühmten Kupferftecher, der im Vereine
mit den übrigen Genoffen der Familie, der er angehört, die einfach-edle und
ftrenge Weife des Kupferftiches die Marcanton ausgebildet hatte, noch beinahe
bis gegen das Ende des 16. Jahrhundertes fortführte. Er wird uns auch als her
vorragend durch feine Arbeiten in der Taufchierkunft gepriefen. Der Maler und
Architekt Giovanni Batt. Bertano gedenkt in feinem Werke über die dunklen
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