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Volltext: Der Unterricht in der Geschichte (Theilbericht der Gruppe XXVI), officieller Ausstellungs-Bericht

Der Unterricht in der Gefchichte. 
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Kunft und Literatur, Politik und Philofophie in feinen Bereich zieht, und von 
Privat Defchantel etFocillon gedacht. 
Auf Lectüre der Quellen fcheint kein befonderes Gewicht gelegt zu 
werden. Selten erfcheinen die Quellen in einem Lehrbuche angeführt. Es ift gewifs 
nicht Zufall, dafs diefs in Emile Belots hiftorie des Chevaliers Romains der 
Fall ift, denn gerade die römifche Gefchichte erfreut fich in Frankreich befon- 
derer Berückfichtigung. Schon im Lehrplane ift diefs erfichtlich, denn während 
die alte Gefchichte des Orientes und Griechenlands (in der fechften und fünften 
Claffe) nur täglich mit fünfzehn Minuten bedacht erfcheint, find der römifchen 
Gefchichte (in der vierten Claffe) wöchentlich zwei Stunden zugewiefen. Und wir 
brauchten blofs die franzöfifche Gallerie in der Kunfthalle durchzufchreiten, um zu 
derfelben Ueberzeugung zu gelangen. Unter den nicht zu zahlreichen hiftorifchen 
Bildern fielen jedem Beobachter G er o m e s Gladiatoren oder Ullmann’s Sulla 
und Marius auf. Die Erklärung für diefe Vorliebe der Franzofen zur römifchen 
Gefchichte ift unfchwer zu finden. Sie datirt aus der Zeit Ludwigs XIV., in der 
man die römifche Gefchichte und Literatur der Kaiferzeit mit Eifer pflegte, weil 
in Frankreich analoge Verhältniffe beftanden. M o n t e s q u i e u’s Werke wiefen 
wieder auf die römifche Gefchichte hin und die republikanifchen Beftrebungen 
am Ende des vorigen Jahrhundertes fanden in der Gefchichte der römifchen 
Republik Nahrung, bis das Empire wieder Cäfar und die Kaiferzeit zu Ehren 
brachte. 
Zum Schluffe fei eines Hilfsbuches noch gedacht. In Raffy’s lectures 
d’Hiftorie erblicken wir eine fyftematifche Sammlung von gefchichtlichen Lefe- 
ftücken über orientalifche, griechifche, römifche und franzöfifche Gefchichte, die 
theils Quellenwerken theils den beften franzöfifchen Hiftorikern entlehnt find. 
Es bietet diefes Werk Aehnliches, was Pütz’s Charakteriftiken aus der Welt- 
gefchichte oder Schöppner’s Gefchichtsbilder. 
Italien. 
Nur mit grofser Mühe war es möglich aus den maffenhaft aufgehäuften 
Büchern, Schriften, Bilderwerken und Zeichnungen das für den vorliegenden Zweck 
Geeignete hervorzufuchen, zumal fich weder eine Perfon, noch ein Katalog als 
Führer in der ungeordneten Fülle des Gebotenen vorfand. Doch im Allgemeinen 
war erfichtlich, dafs fich die erlangte Einheit der Apenninen-Halbinfel in dem 
Gefchichtsunterrichte ihrer Schulen abfpiegelt. Vorrherrfchend wird italienifche 
Gefchichte, zu welcher auch die alte römifche Gefchichte gezählt wird, gelehrt. 
In den Volksfchulen wird ausfchliefslich vaterländifche Gefchichte 
getrieben, zu welcher die biblifche Gefchichte die Vorftufe bildet. Neben einer 
Piccola ftoria d’ Italia, die in kurzer Ueberficht zufammenhängend die 
Gefchichte erzählt, ift auch die biographifche Methode vertreten. So enthält das 
für die Alumnen der fcuole elementari e fuperiori da Paolo di Paoli „II fanc iu- 
1 e 11 o w beftimmte biographifche Erzählungen aus der römifchen und italifchen 
Gefchichte, die von Cec. Macchi edirten „Racconti ftorici del medio Evo w 
Biographien hervorragender Perfönlichkeiten. Ebenfo die „Cento biografie di fan- 
ciulli illustriItaliani conbrevi cenni sulla storia d’Italia“ von 1000 bis 1867 p. Chr. 
von G. M. Bourelly, welchem Werkchen auch Abbildungen beigegeben find. 
Doch ift neben Italiens Gefchichte die des königlichen Kaufes nicht vergehen. 
Ein für die dritte und vierte Elementarclaffe beftimmtes Lefebuch enthält kurze 
Biographien der bedeutendften Regenten aus dem favoifchen Königshaufe „Storia 
della reale Cafa di Savoia“ von Profeffor T. Gallo. Wir dürften nicht irren, 
wenn wir annehmen, dafs diefes Lehrbuch hauptfächlich in der Provinz Sardinien 
im Gebrauche ift. 
Auch ein Hilfsmittel fei erwähnt, das zunächft für Volksfeinden beftimmt 
ift, um durch Anfchauung das Erlernen der einheimifchen Gefchichte zu unter-
	        
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