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Franz Kupelwiefer.
Soda oder kaufrifchem Natron im heifsflüffigen Zuftande befonders, wenn Waffer
dampf eingeleitet wird, oxydirt und verfchlackt, während diefs bei Blei nur in fehr
geringem Mafsftabe, bei Silber und Gold gar nicht ftattfindet. Der Procefs wird
in Eifenkeffeln durchgeführt, und die erforderliche Menge an Soda richtet fich
nach der Menge und der Schmelzbarkeit der von der Schlacke aufzulöfenden
Metalloxyde. Man braucht umfoweniger, je leichtflüffiger die entftandenen Verbin
dungen find. Eine eigenthiimliche Erfcheinung hat fich dabei gezeigt, es wird
gefchmolzenes kohlenfaures Natron durch Einleiten von Wafferdampf in kurzer
Zeit vollftändig in kauftifches Natron verwandelt.
Payen wandte diefen Procefs vorzüglich zur Reinigung griechifcher Bleie,
welche aus alten Schlacken erzeugt find und 6'5 Percent Antimon, 3 Percent
Arfen, 0 5 Percent Kupfer und 1 bis 2 Percent Eifen und Schwefel enthalten, an,
und hatte zur Zeit der Ausftellung fchon bei 3000 Centner folchen Bleies gerei
nigt, und nebenbei mit vielen anderen Bleien Verfuche im Grofsen durchgeführt
und zufriedenftellende Refultate erhalten. .
Die Arbeit wird zu Prado mit griechifchem Blei von der obenangegebenen
Zufammenfetzung in folgender Weife durchgeführt:
Eine Charge von 12.000 Pfund Blei wird in einem gufseifernen Reacfions-
keffel bis zur dunkeln Rothglüh-Hitze (400 bis 500 Grad Celfius) erwärmt und
viermal nach einander durch Zufatz von je 1000 Pfund Soda behandelt, wobei
das Blei durch einen Harken Strom von warmem Wind in Bewegung erhal
ten wird.
Die erfle Schlacke enthält beinahe den ganzen Gehalt an Arfen, Eifen und
Schwefel.
Die zweite und dritte Partie beinahe den ganzen Gehalt von Antimon und
den Reft von Arfen.
Der vierte Abzug an Schlacke den Reft von Antimon und etwas Kupfer.
Mit Hilfe diefer letzten Schlackenpartie würde man den ganzen Gehalt an Kupfer
mit Spuren von Blei entfernen können, man zieht es jedoch vor das Kupfer im
Blei zu laffen und fpäter mittelft Zink zu entfernen.
Diefe Arbeit dauert zwanzig Stunden, das Blei ift unter der vierten
Schlacke flüffig, und wird diefe letzte Schlacke bei der nächften Operation zur
Entfernung von Arfen benützt, wobei jedoch die Spuren von Antimon und das
Kupfer in das Blei übergeführt würden, während die erfte Schlacke' nur den
Gehalt an Arfen aufnimmt.
Die arfenikalifche Schlacke wird verkleinert in kochendem Waffer auf-
gelöft, filtrirt, und aus dem Filtrate kryftallifirt dreibafifch arfenfaures Natron aus,
welches Salz im kalten Zuftande in der concentrirten kauftifchen Lauge nur
wenig löslich ift. Auf diefe Weife kann man beinahe den ganzen Gehalt von
Arfen gewinnen.
Die Mutterlauge wird unter Zufatz von Soda eingedampft. Die antimon
haltende Schlacke wird zerkleinert und mit 6 Percent Kohlen ihres Gewichtes in
einem Keffel eingefchmolzen, wobei man 20 bis 30 Percent beinahe reines metal-
lifches Antimon erhält. Die von Antimon befreite Schlacke wird im Verhältnifs
von o-6 zu 0-4 mit neuer Soda gemengt wieder zur Durchführung des Proceffes
verwendet. Nach viermaligem Gebrauche enthält diefelbe jedoch fchon zu viel
Schwefel und Eifen, und mufs in Waffer gelöft, filtrirt und unter Zufatz von neuer
Soda eingedampft werden. Das erhaltene Antimon wird behufs der Reinigung
mit 10 Percent Soda und etwas Sand umgefchmolzen. Das Blei, welches noch
Kupfer und Silber enthält, wird auf die bekannte Weife mit Zink entfilbert. Das
Zink nimmt alles Kupfer und Silber und der erhaltene Schaum etwa '/ 30 des in
Arbeit genommenen Bleiquantums auf.
Das Blei enthält noch 0-002 bis 0 003 Zihk, welches durch Schmelzen
mit i bis 2 Percent Soda entfernt wird, fo dafs man beinahe chemifch reines
Blei erhält.