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Franz Kupelwiefer.
gebührt das Verdienft, in Oefterreich zuerft Bandagen ohne Schweifsung her-
geftellt zu haben. Ueberhaupt geht diefe Hütte, wenn es fich darum handelt,
etwas Neues zu verfuchen und einzuführen mit lobenswerthem Eifer vor; ebenfo
ftand z. B. auf diefer Hütte auch der erfte Danks’fche Puddlingsofen etc.
Walzwerk- und Beffemerftahl-Fabrications-Gefellfchaft
in Ternitz ift gegenwärtig die gröfste Beffemerftahl-Hütte Oefterreichs. Im
Jahre 1868 wurde die erfte Hütte mit zwei Convertern, im Jahre 1870 die
zweite und Ende 1872 die dritte Hütte in Betrieb gefetzt, fo dafs jetzt fechs
Converter arbeiten. Die erzeugten Ingots werden theils in Ternitz auf Schienen,
Bandagen und Achfen, fowie auch auf der Hütte von Zwifchenbrücken ebenfalls auf
Schienen verarbeitet. Aufserdem befitzt die Gefellfchaft eine ältere Puddlings-
und Walzhütte, welche Stabeifen und Schwarzbleche, und zwar zufammen jähr
lich etwa 140.000 Centner erzeugt. Ausgeftellt find fehr fchöne Bruchftücke
roher Ingots, Schienen in fechzehn verfchiedenen Profilen, welche im Laufe
der Jahre dafelbft erzeugt wurden. Als Qualitätsproben find ausgeftellt Schienen
von 24 Fufs Länge, kalt, fchraubenförmig verdreht, welche auf die angegebene
Länge neun Windungen haben. Bandagen bis zu den grölsten Dimenfionen,
Achfen, kalt gebogen, geknüpft, verdreht. Fertige Räderpaare, in der eigenen
Räderfchmiede hergeftellt, in fechs verfchiedenen Fa^onen, fehr fchöne Schmiede-
ftücke, naturharte Beffemerftahl-Walzen etc. feuerfefte Materialien.
Nicht zu leugnen ift, dafs diefe Ausftellung zu den fchönften und zu
gleicher Zeit zu den inftruöHvften gehört, indem man bemüht war, die Quali
tät der Produkte nicht nur durch Bruchproben, fondern auch durch vollftändige,
von Profeffor Baufchinger in München durchgeführte Feftigkeitsproben
darzuthun, deren Refultate hier der Hauptfache nach angeführt werden follen. *
Wie rafch fich diefes Etabliffement entwickelt hat, kann aus folgender
Tabelle entnommen werden, welche die Betriebsrefultate feit demBeftande desfelben
enthält. Die Betriebsjahre enden mit Juni.
1868/69 1869/70 1870/71 1871/72 1872/73
Erzeugung an Stahl . . . 64.917 142.868 260.815 494.712 800.000
Verkauft an fertigen Producfen,
und zwar:
an Stahlblöcken .... 3-6 75 1-8 75 360 20.934 2.000
„ Schienen ...... II.212 61.993 167.707 306.158 540.000
_ Lafchen und Platten . . — 10.218 8.683 7.545 10.000
„ Bandagen . - . . . 6.515 21.602 23.879 33-968 48.000
„Achfen 75 7 8.509 10.242 16.423 24.000
„ Schmiede-und Fagonftücken 2.663 2.834 4-588 6.837 7 000
„ Mercantilftahl . . ■ ■ 3-924 2 -966 3.426 3.117 3.000
Summe in ZollcentnerrT^ 28.746 109.997 218.885 394-981 634.000
Ternitz hat die Schienenfabrication aus Beffemerftahl zuerft im grofsartigen
Mafsftabe betrieben und der Verwendung von Beffemerftahl-Schienen Eingang
verfchafft, da die Qualität das Vertrauen der Bahnen zu diefem Materiale erweckte.
Berthold Fifcher’s Weicheifen- und S t a h 1 g i e f s e r e i in Traifen
(teilte fehr fchönen getemperten Gufs fWeichgufs) in feiner mannigfaltigften
Anwendung für Mafchinenbeftandtheile. Schiffseinrichtungen, Wagen- und Waag-
beftandtheile aus. Die Qualität des Weichguffes wird fowohl durch viele Biege
proben, fowie auch durch ausgeführte Feftigkeitsproben, deren Refultate beigegeben
find, gezeigt. Nach Profeffor Jenni’s Angaben foll derfelbe erft bei einer Belaftung
von 348 Centner per Quadratzoll reifsen.
Ebenfo haben die Erfte Neu-Oettinger W e i c h g u f s - W a a r e n-
fabrik, fowie Brevillier & Comp, in Neunkirchen (Quergallerie 10 a) fehr
fchönen Weichgufs ausgeftellt-
* Siehe die folgenden Tabellen.