Türkei.
17
Die Bevölkerung beträgt ungefähr 1,300.000 Seelen, zur Hälfte Türken, zur
Hälfte Bulgaren und Griechen.
Die bedeutendften Städte diefes Gebietes find: Die Vilayets-Hauptftadt
Salonik mit wenigftens 40.000 (zum grofsen Theile ifraelitifchen) Einwohnern,
und mit vielen Confulaten, der wiehtigfte Handelshafen der europäifchen Türkei,
jährlich von mehr als 800 Seefchiffen mit 200.000 bis 250.000 Tonnen und von
3000 Küftenfchiffen mit circa 60.000 Tonnen befucht, jetzt noch Mächtiger durch
die im Wardarthale gegen Uskup hinauf gebaute Eifenbahn, zugleich als Induftrie-
fladt ziemlich bedeutend durch Manufakturen in Seide und Baumwolle, fowie
durch die Erzeugung von Corduan- und Sachtianleder; V e r r i a oder K a r a f e r i a,
Landftädtchen im Wellen von Salonik, mit einem Jahrmärkte im Auguft; Janitza
oder War dar Je nid f che, mit einer grofsen Meffe im Mai; Wodena, Stadt
mit 6000 bis 7000 Einwohnern; dann öftlich von Salonik, ebenfalls im Innern
des Landes: Seres, Stadt von 20.000 bis 30.000 Einwohnern, mit einer Meffe
im Februar und mit wichtiger Baumwoll-Manufaktur; ferner Drama, kleinere
Stadt mit Leinwand-Fabrication, und Jenidfchk am Karafii, durch feinen Tabak
berühmtes Städtchen, dann das kleine Seeftädtchen C av al a, Exportplatz und
Lloydftation ; in den nördlichen Gebirgsgegenden die Städtchen M e 1 n i k m>t
einer Oftermeffe, und Nevrekop mit 3 Jahrmärkten. Endlich noch öftlicher im
thrakifchen Küflenlande liegt die Häufergruppe von D e d e agh atfch , wichtig
als der Punkt, wo die Adrianopler Eifenbahn das ägäifche Meer erreicht, wodurch
die Bedeutung des öftlicheren, feiner Sümpfe wegen verrufenen Hafenplatzes
E n o s als Echelle für Adrianopel wefentlich herabgemindert ift. — Deffenungeach-
tet fcheint auch Dedeaghatfch, welches jetzt Lloydftation ift, wegen feiner
ebenfalls ungefunden und auch fonft ungünftigen Lage keine grofse Zukunft
zu haben.
Salonik und die übrigen Häfen reguliren den Hauptverkehr diefes Gebie
tes, welches übrigens auch fahrbare Strafsen, namentlich von Salonik nach Seres
und nach Monaftir befitzt, die gröfste Wichtigkeit aber durch die Eifenbahn nach
Uskup (und in Zukunft nach Bosnien) erlangen wird.
Theffalien oder die Weftküfte des ägäifchen Meeres und das
Peneiosbecken.
Südlich vom Olympos mündet der Salambriaflufs, der Peneios der Alten,
in das ägäifche Meer, und von da an abwärts ift die Küfte bis zur Bucht von Volo
unzugänglich und von den hohen Gebirgen Kiffowo (Offa) und Pleffidi (Pelion)
eingerahmt. Hinter diefen Gebirgen, nur gegen die Bucht von Volo hin ziemlich
offen, liegt das bis zum Pindus und Zagros hin reichende, durchfchnittlich über
700 Fufs hohe Becken des Peneios, jetzt fammt der erwähnten Küfte zum Vilayet
von Janja gehörig, und zwar den gröfsten Theil des Sandfchaks von Tirhala bil
dend. Diefes Land gehört, obwohl nur 6 / 10 des Areals bebaut find, unter die
reichften Gegenden der Türkei. Es producirt jährlich circa 2,800.000 Kilk
Weizen 1,200.000 Kilk Gerfte, über 700.000 Ki\h Roggen, 2 bis 3 Millionen
Oka Tabak, 3 bis 4 Millionen Oka Oel, bei 400.000 Oka Baumwolle nnd faft
100.000 Oka Cocons, dann auch Wein. Der ergiebigfte Feldbau ift in der Mitte
des Beckens; der meifte Tabak wird bei Karditza, Farfala und Armyro, die meifte
Baumwolle bei Turnovo und Armyrö producirt; das Oel kommt ausfchliefslich
aus dem Diflrikle von Volo, wo die Bergabhänge mit Olivenwäldern bedeckt
find. Der Wein gedeiht hauptfächlich an den Küftengebirgen gegen das Binnen
land zu. Die Viehzucht liefert Schafwolle, Lammfelle, Ziegenhaare und Schlacht
vieh; die (fogenannte) Forftcultur: Breter, Pfoften, Schiffbau-Holz und Mafien;
der Bergbau: Chrom, Blei und Mangan-Eifenflein; aufserdem gibt es filberhältige
Bleierze in Pelion.