Türkei.
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phyfifchen Verhältniffe ein befonderes Ganzes, einen ftreng abgefchiedenen Theil
der europäifchen Türkei. Nur im Südoften ift es durch einen fchmalen Landftrich
mit den übrigen türkifchen Provinzen verbunden, während es im Often von Serbien,
im Süden von Montenegro, im Südweften von Dalmatien, im Nordweften und
Norden von Militärcroatien begrenzt ift. Der gröfste Theil des Landes ift von
der füdöftlichen Fortfetzung der dinarifchen Alpen erfüllt, welche, in der Kamm
höhe von 3000 bis 7000 Fufs mitten durch das Land hindurchziehend, dasfelbe
in zwei hydrographifche Gebiete theilen: in das nordöftliche, oder in das Save-
refpektive das Donaugebiet, welches das eigentliche Bosnien mit dem nordöft-
lichen Theile der Herzegowina umfafst, und in das füdweftliche, oder adriatifche
Gebiet, welches den gröfsten Theil der Herzegowina und einige weltliche Diftrikte
des eigentlichen Bosniens in fich begreift.
Das nordöftliche Gebiet ift waldig und rauh, das füdweftliche hat einen
ausgefprochenen Karftcharakter, und ein mehr füdliches Klima; es ift eigentlich
nur das politifch losgeriffene Hinterland Dalmatiens. Die wichtigften Flüffe des
eigentlichen Bosniens find: die fchiffbare Save an der Nordgrenze und ihre theil-
weife fchiffbaren Nebenflüffe Unna (mit der Sanna), Werbas, Bosna (mit der
Spretfcha und der Kriwaja) und die Drina (mit dem Lim). Von dem in die
Morawa fliefsenden Ibar kann phyfifch höchftens noch das weltliche Quellengebiet,
namentlich die Rafchka zu Bosnien gerechnet werden, während naturwidrigerweife
auch noch das mittlere Ibarthal, jenfeits der Rogosnitza-Planina politifch zu Bos
nien gehört. Der Hauptflufs der Herzegowina ift die leider erft an ihrer Mündung
(auf ölterreichifchem Gebiete) fchiffbare Neretwa oder Narenta mit ihren Neben-
flüffen Rama, Trebifchat und Krupa, welch’ letztere als die Fortfetzung der in die
Erde verfchwindenden Trebinfchitza zu betrachten ilt. Zwifchen diefen Flüffen
und befonders auch in den, an die Herzegowina grenzenden, weltbosnifchen
Diftrikten (Livno, Glamodfch, Kuprfs) gibt es viele Keffelflüffe ohne fichtbaren
Ausflufs.
Wie der allgemeine phyfifche Charakter der genannten zwei Hauptgebiete
verfchieden ilt, fo verfchieden ilt auch die Bodenproduktion in denfelben.
In der Herzegovina gedeiht die Olive, Maulbeere, Granate, Feige, der
Reis und der Weinltock, während im eigentlichen Bosnien keines diefer Gewächfe
fortkommt (der Weinftock nur in einem kleinen Bezirke Weftbosniens), dagegen
die Zwetfchke die Herrfchaft behauptet. Iiv der ganzen Provinz, welche 1144
Quadratmeilen umfafst, werden 523 Quadratmeilen auf Waldboden, 283 Quadrat
meilen auf Culturboden, 181 Quadratmeilen aufWeideboden und 157 Quadratmeilen
auf fterilen Boden gerechnet; an dem letzteren participirt die nur 203 Quadrat
meilen grofse Herzegovina mit 98 Quadratmeilen, wornach alfo nicht viel mehr,
als die Hälfte diefes Landes aus produktiven Boden belteht.
Ueberhaupt gehört Bosnien gleich Albanien unter die ärmeren Gegenden
der Türkei.
Man veranfchlagt die Produktion der ganzen Provinz Bosnien an Heu auf
ii bis 12 Millionen, an Zwetfchken auf mehr als 1 / 2 Million Centner, an V ein am
15.000 Eimer, an Tabak 50 bis 60.000 Oka, an Cerenalien auf 4 bis 5 Millionen
Centner, und zwar 3 bis 4 Millionen Centner Kukuruz (Mais), 230.000 Centner
Gerfte, 80.000 Centner Hirfe, 130.000 Centner Roggen, 30.000 Centner Weizen
und 2000 Centner Hafer, nebftdem 1200 Centner Reis, 10.000 Centner Bohnen
und 12.000 Pfund Hanf und Lein. Von den Getreidearten werden der Roggen
und Weizen nur in der Save-Ebene (Pofavina) und im Centrum des Landes, die
übrigen aber, namentlich der Kukuruz in allen Theilen der Provinz, am meiften
wieder an der Save, fowie an der Drina, der Unna und Sanna, dann auch in den
übrigen gröfseren Flufsthälern, und auf den Hochebenen von Livno, Glamotfch.
Skoplje, Serajevo, Lynbinje, Nevefmje, Sjubuska, Gatzko, Nikfitfch, in der
Papovopolje (an der Trebintfchlitza), endlich auch in den füdöftlichen Landes-
theilen (bei Novipafar) angebaut; der Reisbau ift auf das Thal des Trebifat in der