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Carl Sax.
theils fehr fruchtbaren Ebenen und Thälern wird Getreide, Gemüfe, Krapp, Baum
wolle, Wein, Sefam, Tabak, etwas Hanf und weiter im Innern auch viel Mohn
cultivirt; besonders die Halbinfel von Smyrna erzeugt viel Rofinen. Die Zucht des
Maulbeer-Baumes und der Seidenraupe hat fehr abgenommen. Bienenzucht kommt
in Afien nach unferen Begriffen eigentlich nicht vor, aber die Biene ift fehr häufig
im Lande und liefert immerhin Wachs und Honig. Auch die Viehzucht ift nicht
unbedeutend, es werden Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, Efel und Kameele
gezüchtet, der Viehftand kann aber nicht ziffermäfsig angegeben werden.
Von den Getreidearten erntet man jährlich ungefähr i 3 / 4 Millionen Kile
Weizen, i MillionGerfte, Mais nur 70- bis 80.000 Kile, dann vonTabak 120.000
Oka, Opium 4- bis 5000 Oka, Rofinen 200.000 Centner, Oel über 200.000,
Krapp 60- bis 70.000, Valloneen 5- bis 600.000, Lakrizenfaft 50.000, Baum
wolle 240- bis 250.000 Centner (70- bis 80.000 Ballen).
Der Bergbau liefert blofs Schmirgel, indem die anderen Mineralfchätze des
Landes bisher nicht ausgebeutet werden. Die Induftrie ift fehr bedeutend in
Teppichen (Werth jährlich 9 Millionen Francs) und auch ziemlich ftairk in ordi
nären Baumwoll-Zeugen.
Die Bevölkerung des ganzen Landes beträgt ungefähr 1 bis 1 1/4 Millionen
Seelen (wenigftens), wovon über die Hälfte Türken und Turkomanen, ein Drittel
Griechen (diefe befonders an der Küfte und in den Thälern), und der Reft Arme
nier, Juden und Franken. Die ftädtifche Bevölkerung dürfte etwa die Hälfte
ausmachen.
Die wichtigften Orte find: an der Küfte von Norden nach Süden:
Edremit, Städtchen von 7 bis 8000 Einwohnern, in der Nähe des gleich
namigen Golfes; Aiwalik mit angeblich 20-bis 30.000 durchaus chriftlichen
(griechifchen) Einwohnern, einemgrofsen aber am Eingänge zu feichten natürlichen
Hafen, wichtig durch Produdtion und Export von Seife, Wein, Maftix-Branntwein
und Oel, Sitz eines Handelsgerichtes; Dikely, kleine Ortfchaft mit einem guten
Hafen, Tranfitplatz für Bergama; Fotfcha oder Fokia mit gutem Hafen und
Salinen; dann am innerften Ende eines grofsen Golfes Smyrna oder Ismir
(türkifch), die Hauptftadt des Vilayets Aidin mit angeblich über 100.000 Ein
wohnern, worunter ungefähr die Hälfte Griechen, ein Drittel Türken, und der
Reft Juden, Armenier und Franken, mit vielen Confulaten, Porten, mit einem
gemilchten Handelsgerichte, mit ziemlich bedeutender Baumwoll-Induftrie (jährlich
6-bis 70o.oooStück gedruckte Baumwoll-Tücher) und mehrerenMafchinenfabriken,
befonders wichtig aber als Haupt-Exporthafen für das weltliche und mittlere
Kleinafien, durch zwei Eifenbahnen mit den Binnenftädten Maniffa und Kaffabä
einerfeits, und Aidin anderfeits verbunden, mit einer jährlichen Schifffahrts-
Bewegung von 6- bis 700.000 Tonnen, einer Einfuhr im Werthe von 30 bis 36
Millionen und einer Ausfuhr im Werthe von 36 bis 50 Millionen, unter welch’
letzterer befonders die Baumwolle, dann Opium, Valloneen, Schafwolle, Rofinen,
Oel, Feigen, Häute und Teppiche die gröfsten Werthe repräfentiren, dann die
kleine Ortfchaft Tfchefsmd mit einem guten Hafen und bedeutender Rofinen-
ausfuhr; das Städtchen, Scala- nuova oder Kufch- Adaffy an der Srnyrna-
Aidiner Eifenbahn, mit einem guten Ankerplätze; Budrun, das alte Halikarnaffos,
im Golfe von Kos, jetzt von geringer Bedeutung; endlich M e rmeridfche, kleines
Städtchen mit einer bequemen Rhede, gegenüber von Rhodos.
Dann imlnnern: Bergama oder P e rg am o s mit bedeutender Baumwoll-
Cultur; Akhiffar mit wahrfcheinlich 8 bis 9000 Einwohnern und einigem Schaf-
woll- und Baumwoll-Handel; die Kreis-Hauptftadt Maniffa oder Magniffa
(Magnefia), deren Einwohnerzahl auf 25- bis 60.000 (!?) angegeben wird (worunter
der gröfsere Theil Türken), Eifenbahn-Station, wichtig durch Baumwoll-Manu-
fadlur und Baumwoll-Handel; das Städtchen Kaffabä, Endpunkt der Smyrna-
Eifenbahn; Menemen, induftrielles Städtchen mit Baumwoll - Manufadlur;
Gördes, eintürkifches Städtchen im Gebirge, mit bedeutender Teppichfabrication