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Volltext: Türkei, officieller Ausstellungs-Bericht. Beiträge zum zweiten Bande

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Carl Sax. 
Wie England zur Unterftützung feiner Induftrie und der Abfatzfähigkeit 
feiner Produ&e in Indien mit grofsen Koften die alten indifchen Mufter für 
Möbel und Kleiderftoffe u. f. w. gefammelt und in feinen Mufeen zum Gebrauch 
der Induflrie aufgelegt hat, fo dürfte eine Sammlung von turkifchen Stötten 
gerade der öfterreichifchen Induftrie von grofsem Nutzen werden. Hier muis die 
nationalükonomifche Lehre vom Bedürfnifs und Befriedigung des Bedurfmffes 
praktifch werden. Bedürfnifs und Befriedigung find ja nichts Anderes als die 
allgemeine Bezeichnung des täglichen Bedarfes und der Förderung desfelben, der 
gegenüber eben die Induftrie mit ihren Aufgaben und Leitungen lieht. 
& & Was die Lederinduftrie betrifft, fo hatte das Vilayet Danube zahlreiche 
Pelze und Leder, das Vilayet C o n ft a m b o u 1 und E d i r n e gefärbte Maroquinleder, 
gefärbte Ziegenfelle und fchöne Schaffelle, dann gefärbte Pferdehäute ausgeftellt. 
Auch die aus diefem Leder erzeugten Gefchirre waren gut und fchön gearbeitet 
und hat der Export der anderen Staaten wenigftens in Leder und Fellen einen 
ganz achtbaren Concurrenteu im Lande felbft. Die Türkei führt felbft Pelze, 
Felle und Leder zumeift gefärbten Maroquin, in ganz bedeutenden Mengen aus. 
Wie bei der Textilinduftrie, fo hat fich auch bei der Metallinduftrie ein reicher 
nationaler Gefchmack und eine traditionelle Arbeitsart bis heute noch in Conftan- 
tinopel und Umgebung, im Vilayet Touna, in Erzerum u. f. w. erhalten. Die 
Arbeiten aus getriebenem Silber, die Wafchbecken und Gefäfse, wie üe Conftanti- 
nopel ausgeftellt, die eingelegten Scheeren und Meffer von Lofdja, dem Vilayet 
Diarbekir, die fchönen, eingelegten Waffen aus dem Vilayet Piffren, dann aus 
Widdin die fchönen Schmuckgegenftände aus Gold und Silber und aus Silber- 
gefpinnftenvonBruffa u. f. w., die Säbel aus dem Vilayet Sivas zogen die 
Aufmerkfamkeit der Befucher der Ausfüllung auf fich und gaben Zeugnifs von 
der Erhaltung alter Formen und Mufter, ebenfo wie von der Güte des benutzten 
Materiales. _ . , , TT ., . „ , 
Die Holzinduflrie wird als Hausinduftrie betrieben und Vilayet Danube, 
Coftamboul, vor Allen das Vilayet Salonichi hatten Flafchen, Trinkgefäfse, Löffel 
und Gabeln aus Holz, aus Horn und Bein gefchnitzt, eingefendet, ebenfo 
wie das Vilayet Bosna und man konnte daraus die nationale Richtung wohl 
erkennen. Die Arbeit ift einfach und nur die Zierlichkeit der Form zeichnet diefe 
Holzarbeiten ebenfo wie die Strohgeflechte, bei denen an Körbchen, Decken und 
Strohtellern die Feinheit der Arbeit anzuerkennen war, aus. Auch die Stein- und 
Thonwaaren-Induftrie gehört der Hausinduftrie an. Die Erzeugung von Pfeifen 
köpfen wird inConftantinope!, im Vilayet Diarbekir, Syrie u.f. w. in grofser Ausdeh 
nung betrieben. Wi dd in, Is!imil,.Adana, Tr eb i zo nt e u. f. w., insbefondere 
Tchanakale hatten eine grofse Sammlung von Krügen, Töpfen und Gefafsen 
ausgeftellt welche alle durch gefchmackvolle Form fich auszeichneten. Aus dem 
Vilayet A l’e p und Syrie waren irdene Gefäfse zur Anffcht gefchickt worden, welche 
die Kräftigkeit des Brandes, den Glanz der Farben und oft auch eingelegter 
Zierath auszeichnete. Die Kurzwaaren-Induftrie war durch zierliche Elfenbeinarbei- 
ten WohlgeruchbüchfenausFifchzähnen, Horn und Knochen, durch die bekannten 
türkifchen Rofenkränze (Tesbie) aus Sandelholz, Elfenbein und Knochen vertreten. 
Unter der Gruppe Papierinduftrie fand man die fchönen eingelegten und gravirten 
Papierfcheeren von Bitavia und Karahiffar und anderen Zierath,des Schreib- 
tifches y on ^ anderen Gruppen ift nur noch die Gruppe der mufikalifchen 
Inflrumente zu erwähnen, welche eine Menge von Pauken, Trommeln und Schellen, 
dann Flöten die Tamboura, den Dudelfack und die Pofaune brachten, wie fie in 
•den meiften Vilayets zumeift aber im Vilayet Aleppo, Bosnien und Syrien erzeugt 
werden In der Gruppe XVIII zog die Aufmerkfamkeit der Befucher der Ausftellung 
die ausgezeichnete plaftifche Darftellung des Bosporus, ausgeführt von Carl 
Straub unter Leitung des Ingenieurs L. Seefelder, und Baron Hirfch und Hofrat 1 
Schwegel gehörig, auf fich.
	        
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