Kupfer- und Stahlftich-Druck.
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eine „Gefellfchaft für vervielfältigende Kunft“ umzuwandeln. Der Theilnahme der
Genoffenfchaft der Wiener Künfller, die die Mitglieder der neugebildeten Gefell
fchaft durch den freien Eintritt in ihre Ausftellungen heranzog, fowie der auf
opferungsvollen Hingabe des Vorftandes der jungen Gefellfchaft, unterflützt von
der thätigen Sympathie der Freunde graphifcher Kunft, ift es zu danken, dafs nach
kaum zweijährigem Beftehen heute fchon die Einnahmen fich vervierfacht haben.
Das junge Unternehmen zeigt uns nun in feiner Ausftellung unter einer Fülle
kleinerer Albumblätter, worunter viele anziehende, leichte Radirungen und fchon
kleinere durchgebildete Stiche find, auch fchon in gröfserem Format in einem
Stich Sonnenleit ner’s, von dem au ch das Blatt nach Knaus „die jungen Kätzchen“
herrührt, Proben feiner Leiftungsfähigkeit,—Proben, die fich den guten Arbeiten
der franzöfifchen Ausftellung würdig an die Seite ftellen lallen.
Bei dem ftetigen Wachfen feiner Mittel konnte fich auch das Programm
des Vereines erweitern und die Inangriffnahme bedeutender Arbeiten gibt uns
die erfreuende Zuverficht, dafs mit der Pflege diefes Kunftzweiges auch der Sinn
für diele und für die Kunft im Allgemeinen verbreitet werde.
Können wir uns auch nicht des angenehmen Gefühls der Befriedigung
erwehren, die Radirung Unger’s bei uns ausgeftellt zu fehen, fo dürfen wir leider
deffen verdienftvollen Verleger Seemann in Leipzig und A. W. Sythof in Leiden
nicht mit in den Kreis der bei uns wirkenden, Arbeit hervorrufenden, heimifchen
Kräfte einbeziehen.
Nicht unerwähnt darf es bleiben, dafs feit Jahresfrift der Kunfthändler
P. Kaefer in Wien einen Verlag von Kupferftichen unternommen und gleichzeitig
eine Kunftdruckerei etablirt hat, die fchon zu einem brennenden Bedürfnifs
geworden war.
Wir erfehen nun aus diefer kurzen Revue, dafs wohl der Samen gefäet,
das Pflänzchen aber der forgfamften Pflege noch bedarf. Die Kunft hat, um über
haupt zur Exiftenz zu gelangen, die befprochenen Fadloren nöthig! Ebenfo, wollte
man die von ihm abhängigen und beinflufsten Induftriezweige aufser Acht laffen,
wäre fle mit bleiernen Schwingen geboren.
Sie kommt durch den Druck erft felber zur Erfcheinung und wird dadurch wie
der von ihr abhängig. Stete und vielfeitige Uebung konnten nur zu fo glänzenden Re
fultaten führen,wie fle C h a r d o n aine in der franzöfifchen Abtheilung uns präfentirte.
Was Wunder, dafs neben einer fo hohen Entwicklung der Kunft fleh, den
Bedürfniffen derfelben angemeffen, eine Induftrie erzeugte, die heute nicht blofs
uns, fondern die ganze Welt von fleh abhängig und tributpflichtig gemacht hat:
ich meine die Fabrication von Kupferdruck-Papier.
Alle Anläufe dazu find bis jetzt bei uns entweder ungenügend ausgefallen
oder gänzlich gefcheitert, und je mehr in den letzten Jahren diefe Kunft bei uns
fleh gehoben, je mehr müffen wir diefes nothwendigfte Materiale dem Auslande
abkaufen und die Druckereien feiern fehen, wenn, wie bei der eben durchlebten
Kriegsepoche der Transport auf Hinderniffe ftöfst.
Auch Holland hat eine vortreffliche Fabrik in Amfterdam, van Geldern,
und liefert ausgezeichnetes Schöpfpapier, das freilich fehr hoch im Preife ift.
Gleichzeitig verwenden wohl alle Druckereien ein befonders zartes und
für den Druck geeignetes Papier, das aus China und Japan bezogen wird. Der
fehr unreine Zuftand diefes Papieres hat wiederum in Frankreich zu der Erzeugung
einer fehr brauchbaren Nachahmung geführt.
Gegen den Bedarf von Papier ift der von Werkzeugen und Utenfllien ver-
fchwindend gering. — In erfter Linie fleht da wieder in Frankreich die Fabrik
von Renard, die leider nicht ausgeftellt hat. Fall alle Schweizer Fabriken, die
Inftrumente für die Uhrenfabrication herftellen, liefern folche auch für den Kupfer-
ftich. Auch in England find verfchiedene Fabriken, die den Fachmann verforgen.
C. Ward und Payne in Sheffield hatten ausgeftellt.