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Volltext: Der Zeichnen- und Kunstunterricht (Theilbericht der Gruppe XXVI), officieller Ausstellungs-Bericht

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J. Langl. 
vorzugehen, dnrchzuführen, zeigt fich allerorts in der erfreulichften Weile, und 
ift die Thätigkeit, welche die öfterreichifche Lehrerwelt im Schaffen von dies/ 
bezüglichen Vorlagewerkenentwickelt, rühmlich!! hervorzuheben. Zahlreiche Arbei 
ten, die, dem guten Principe folgend, im Wefentlichen wenig Verfchiedenheit 
zeigten, lagen neben den bereits publicirten noch in Handzeichnungen vor. Hie 
ltigmographifche Methode wird vielfach mit gutem Erfolge in der erften Stufe des 
Unterrichtes angewendet. 
Getheilter wird das Zeichnen an den Bürgerfchulen betrieben, wo bßfon 
ders in Böhmen an manchen Anftalten die Wahl der Vorlagen Vieles zu wün/chen 
übrig läfst. Dagegen lagen von den mährifchen, fchlefifchen und öfterreichifchen 
Anftalten diefer Kategorie gröfstentheils gute Arbeiten vor. 
An den Lehrer-Bildungsanftalten, wo in erfter Linie das Contourorhament 
zur Geltung zu kommen hat und Uebungen darin mittelft Tafelzeicbnens zu 
pflegen find, wird diefem auch meiftens in entfprechender Weife Bechnung 
getragen, nur find vielfach noch ältere Ornamentenfchulen ohne ausgefpro dienen 
Stil in Verwendung, und werden auch Köpfe im Schatten nach Julien und dergl. 
gezeichnet, was dem exadlen Formenftudium mehr Eintrag thut, als Nutzen fchafft. 
Mufterhaft hatte die deutfche Lehrer Bildungsanftalt in Prag den correden Lehr 
gang in ihren Schülerarbeiten dargeftellt. 
Die Realfchulen waren fall durchwegs mit vorzüglichen Lfiiftungen ver 
treten und obenan ftanden hierin die Anftalten von Wien felbft. Die Lehrmethoden 
fanden fich mit geringen Verfchiedenheiten, die eben aus den individuellen 
Anfchauungen der Lehrer und oft auch örtlichen Verhältniffen ier Schulen her 
vorgehen, fall überall gleich, und haben zum grofsen Theil fchon die neueren 
befferen franzöfifchen Vorlagewerke und die vom öfterreichifchen,Mufeum für Kunft 
und Induftrie publicirten Modelle etc. Eingang gefunden. In den böhmifchen 
Realfchulen, welche noch nach dem alten Syftem eingerichtet find, wird noch 
übermäfsig Bau- und Situationszeichnen getrieben. Im Freihand-Zeichnen waren 
die Refultate durchfchnittlich gut, nur wai es auffallend, dafs bei Zeichnungen 
nach Gypsmodellen mit zwei Kreiden faft durchwegs viel zu dunkle Papiere 
benützt werden, auf welchen die Formen nur hart und gequält dargeftellt werden 
können. In der Wahl der technifchen Mittel find für alle Welt die Franzofen noch 
immer muftergiltig. 
Viele Schulen und darunter vorzüglich die Prager hatten auch fehr klar 
den Lehrgang illuftrirt. Nur einige Anftalten des öftlichen und nordöftlichen 
Böhmens hatten den Zweck der Ausheilung verkannt und Schauobjedte geliefert, 
worunter theilweife die gewaltigften Verirrungen in Bezug auf Gefchmack 
und pädagogifche Erziehung des Formenfinnes vorkamen. Das ornamentale 
Zeichnen wird meift viel beffer betrieben als das figurale, was aber nur zu oft 
dem Mangel an guten Vorlageblättern zuzufchreiben ift. Es fehlen überall für die 
erfte Stufe, wie fchon oben erwähnt, naturaliftifch aufgefafste Contourftudien, 
durch welche der Schüler allmälig zu dem mafsvollen Schönen der Antike 
geführt würde. Der Weg durch Jul ien’s „Etudes d'apres l’Antique“ zeigt keine 
günftigen Refultate. Die Formen find an und für fich zu nüchtern, als dafs fie 
anregen würden und dann zu manierirt im Vortrag, als dafs ein Nutzen in diefer 
Hinficht erzielt werden könnte; und gerade der Vortrag mufs im figuralen 
Zeichnen nach gediegenen Muftern ftudirt werden, da er in fo viele Nuancen 
zerfällt, die durch die Empirie nur fchwerfällig, aus einer Befchreibung aber nie 
gelernt werden können. Wenn hie und da gute Handzeichnungen von den 
betreffenden Lehrern oder Photographien nach folchen benützt wurden, fo über- 
rafchten in der Regel die Erfolge. Der „Cours de dessin“ von Ch. Bargue, 
zweiter Theil, ift in Bezug auf das Vortragsftudium für die höheren Claffen der 
Mittelfchulen bis jetzt das Empfehlenswerthefte. 
In den Realgymnafien herrfcht im Zeichenunterricht noch grofse Ver 
fchiedenheit. An den Wiener Anftalten kommen die Erfolge denen der Unterreal-
	        
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