Der Zeichen- und Kunftunterricht.
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Aus einer höhern Zeichenfchule, welche wieder in drei Fachclaffen zerfällt;
nämlich :
Für figurales Zeichnen und Malen;
für architektonifches und ornamentales Zeichnen ;
für figurale und ornamentale Plaftik.
Hiezu kommt die Abtheilung für Xylographie.
Als Ergänzung des praktifchen Unterrichtes dienen die Vorträge über
Anatomie, defcriptive Geometrie, Perfpeötive, Schattenlehre, Kunftgefchichte und
andere Fächer. Zur Fortbildung im Zeichnen für Gewerbetreibende, welche tags
über durch ihren Beruf in Anfpruch genommen werden, dient der regelmäfsige
Abendcurs.
In der Vorbereitungsclaffe werden nur folche Schüler aufgenommen
welche die Unterrealfchule, das Untergymnafium, eine Bürgerfchule oder eine
höhere Volksfeinde mit genügendem Erfolg befucht haben. Zur Aufnahme in eine
der Fachclaffen ifl erforderlich, dafs der Schüler entweder die Vorbereitungs
claffe der Anftalt oder die Volkslehrer-Präparandie oder eine der obigen Staats-
anflalten mit gutem Erfolge befucht, aufserdem aber im Freihand-Zeichnen bereits
eine entfprechende Fertigkeit erlangt habe.
Die an diefer Anftalt vom Staate ftipendirten Zeichen Lehramts-Candi-
daten (zur Zeit 13, mit jährlichen 300 Gulden) haben aufser der Vorbereitungs
claffe einen dreijährigen Lehrcurs mit vorgefchriebenem Studienplan zu abfolviren,
worauf diefelben einer Lehrerprüfung unterzogen werden, und je nach dem
Erfolge der Prüfung ein Befähigungszeugnifs erhalten.
Die Unterrichtsrefultate, welche von der Schule ausgeflellt waren, können
als fehl* befriedigend bezeichnet werden; fie zeigten durchwegs eine gediegene
Auffaffung und im Vortrag eine freie, künfllerifche Behandlung, was in Bezug auf
die kurze Zeit des Beftehens der Anftalt um fo anerkennenswerther ift. Defs-
gleichen waren die Arbeiten der Architekturabtheilung (im Linearzeichnen) mufter-
haft zu nennen.
An den Realfchulen mangelt es im Allgemeinen, wie erwähnt, eben noch
an gefchulten Lehrkräften; eine Ausnahme hievon conflatirten übrigens die
Leitungen der Pefter und Ofner Anftalten. In erfter Linie ift hierin die Buda-
Pefter ftädtifche Ober-Realfchule zu nennen. Die Arbeiten, obfehon fpeciell für
die Ausftellung gewählt, zeigten einen feften, richtigen Lehrgang, eine forgfältige,
vom künftlerifchen Verftändnifs geleitete Wahl der Originale und ein fach
kundiges Handhaben der technifchen Mittel. Im Linearzeichnen waren leider zu
viele Ausftellungsblätter vorgelegt, aus welchen wenig Einficht in den Lehrgang
und die Methodik gewonnen werden konnte. Die Zeichnungen waren, befonders
im Mafchinenfach, brillant — aber nur zu brillant in der Farbe und in für die
Schule übermäfsiger Ausführung.
Auch an der königl. Ofner Ober-Realfchule ift der Lehrgang ganz corredt ;
doch mufste es zweifelhaft erfcheinen, ob die vorgelegten Arbeiten in der That
als Refultate des Unterrichtes zu betrachten waren, oder ob damit blofs der Lehr
gang gezeigt werden follte. Dasfelbe mufs vom geometrifchen Zeichnen gefagt
werden, wo nach den noch beftehenden Einrichtungen auch Situations-, Bau- und
Mafchinenzeichnen repräfentirt wurde, aber in einer Weife, dafs es für das Alter
der Schüler bewunderungswürdig genannt werden müfste.
Durch ganz gediegene und angemeffene Arbeiten war auch die Pefter
Staats-Oberrealfchule vertreten ; defsgleichen waren die Modellirungen von beiden
Pefter königlichen Anftalten recht lobenswerth.
Von den übrigen Schulen des Landes leuchteten die Leiflungen der Prefs-
burger Oberrealfchule am vortheilhafteften hervor; auch an der Kafchauer und
Graner Realfchule wird nach gutem Syfteme gearbeitet, nur zeigte fich an der
letztgenannten Anftalt wie an den meiften anderen der Provinz noch ein auffal
lender Mangel an guten Originalen; dasfelbe gilt auch von den meiften Anftalten