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Volltext: Der Zeichnen- und Kunstunterricht (Theilbericht der Gruppe XXVI), officieller Ausstellungs-Bericht

Der Zeichen- und Kunftunterricht. 
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Aus einer höhern Zeichenfchule, welche wieder in drei Fachclaffen zerfällt; 
nämlich : 
Für figurales Zeichnen und Malen; 
für architektonifches und ornamentales Zeichnen ; 
für figurale und ornamentale Plaftik. 
Hiezu kommt die Abtheilung für Xylographie. 
Als Ergänzung des praktifchen Unterrichtes dienen die Vorträge über 
Anatomie, defcriptive Geometrie, Perfpeötive, Schattenlehre, Kunftgefchichte und 
andere Fächer. Zur Fortbildung im Zeichnen für Gewerbetreibende, welche tags 
über durch ihren Beruf in Anfpruch genommen werden, dient der regelmäfsige 
Abendcurs. 
In der Vorbereitungsclaffe werden nur folche Schüler aufgenommen 
welche die Unterrealfchule, das Untergymnafium, eine Bürgerfchule oder eine 
höhere Volksfeinde mit genügendem Erfolg befucht haben. Zur Aufnahme in eine 
der Fachclaffen ifl erforderlich, dafs der Schüler entweder die Vorbereitungs 
claffe der Anftalt oder die Volkslehrer-Präparandie oder eine der obigen Staats- 
anflalten mit gutem Erfolge befucht, aufserdem aber im Freihand-Zeichnen bereits 
eine entfprechende Fertigkeit erlangt habe. 
Die an diefer Anftalt vom Staate ftipendirten Zeichen Lehramts-Candi- 
daten (zur Zeit 13, mit jährlichen 300 Gulden) haben aufser der Vorbereitungs 
claffe einen dreijährigen Lehrcurs mit vorgefchriebenem Studienplan zu abfolviren, 
worauf diefelben einer Lehrerprüfung unterzogen werden, und je nach dem 
Erfolge der Prüfung ein Befähigungszeugnifs erhalten. 
Die Unterrichtsrefultate, welche von der Schule ausgeflellt waren, können 
als fehl* befriedigend bezeichnet werden; fie zeigten durchwegs eine gediegene 
Auffaffung und im Vortrag eine freie, künfllerifche Behandlung, was in Bezug auf 
die kurze Zeit des Beftehens der Anftalt um fo anerkennenswerther ift. Defs- 
gleichen waren die Arbeiten der Architekturabtheilung (im Linearzeichnen) mufter- 
haft zu nennen. 
An den Realfchulen mangelt es im Allgemeinen, wie erwähnt, eben noch 
an gefchulten Lehrkräften; eine Ausnahme hievon conflatirten übrigens die 
Leitungen der Pefter und Ofner Anftalten. In erfter Linie ift hierin die Buda- 
Pefter ftädtifche Ober-Realfchule zu nennen. Die Arbeiten, obfehon fpeciell für 
die Ausftellung gewählt, zeigten einen feften, richtigen Lehrgang, eine forgfältige, 
vom künftlerifchen Verftändnifs geleitete Wahl der Originale und ein fach 
kundiges Handhaben der technifchen Mittel. Im Linearzeichnen waren leider zu 
viele Ausftellungsblätter vorgelegt, aus welchen wenig Einficht in den Lehrgang 
und die Methodik gewonnen werden konnte. Die Zeichnungen waren, befonders 
im Mafchinenfach, brillant — aber nur zu brillant in der Farbe und in für die 
Schule übermäfsiger Ausführung. 
Auch an der königl. Ofner Ober-Realfchule ift der Lehrgang ganz corredt ; 
doch mufste es zweifelhaft erfcheinen, ob die vorgelegten Arbeiten in der That 
als Refultate des Unterrichtes zu betrachten waren, oder ob damit blofs der Lehr 
gang gezeigt werden follte. Dasfelbe mufs vom geometrifchen Zeichnen gefagt 
werden, wo nach den noch beftehenden Einrichtungen auch Situations-, Bau- und 
Mafchinenzeichnen repräfentirt wurde, aber in einer Weife, dafs es für das Alter 
der Schüler bewunderungswürdig genannt werden müfste. 
Durch ganz gediegene und angemeffene Arbeiten war auch die Pefter 
Staats-Oberrealfchule vertreten ; defsgleichen waren die Modellirungen von beiden 
Pefter königlichen Anftalten recht lobenswerth. 
Von den übrigen Schulen des Landes leuchteten die Leiflungen der Prefs- 
burger Oberrealfchule am vortheilhafteften hervor; auch an der Kafchauer und 
Graner Realfchule wird nach gutem Syfteme gearbeitet, nur zeigte fich an der 
letztgenannten Anftalt wie an den meiften anderen der Provinz noch ein auffal 
lender Mangel an guten Originalen; dasfelbe gilt auch von den meiften Anftalten
	        
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