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Volltext: Der Zeichnen- und Kunstunterricht (Theilbericht der Gruppe XXVI), officieller Ausstellungs-Bericht

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J. Langl. 
fchiedenen Stilen; der Vortrag ift etwas hart. Die „Landfchaftsftudien“ von 
J. W. Schirmer (f 1863), herausgegeben von Vogelweider (Carlsruhe) find 
ausgezeichnet reproducirt und dürften auch für Kunftfreunde eine willkommene 
Gabe zur Erinnerung an den poefievollen Landfchaftsmaler fein. 
Preufsen. Wenn auch langfamer als im Süden Deutfchlands, fo beginnt 
denn doch allmälig auch fchon in den preufsifchen Volks und Mittelfehulender 
Zeichenunterricht eine breitere Bafis zu gewinnen. Schon in dem Normal-Lehrplan 
vom Jahre 1863 wurde die wohlwollende Fürforge für diefen Gegenfland dargelegt 
undbefonders die Pflege desfelben an den mittleren Schulen in’s Auge gefafst. Die 
den Realfchulen und Gymnafien zu Grunde gelegten Lehrpläne wurden zur Zeit 
von einer Commiffion, beftehend aus Künftlern und Schulmännern, ausgearbeitet 
und liefsen gewifs nichts als die nothwendige Zeit zu wünfchen übrig, um diefelben 
dem vollen Umfange nach auch durchführen zu können. Der Gegenfland wurde 
darin als allgemeines Bildungsmittel aufgefafst und daher als integrirender Theil 
des Lehrplanes aller höheren Schulen betrachtet. In der Realfchule hat diefen 
Normen nach das Zeichnen für die Technik und Kunfl vorzubereiten und mufs 
fleh die Aufgabe Hellen, die graphifchen Darflellungen auf die geometrifchen 
Grundoperationen zurückzuführen und durch praktifche Einübung der Projec- 
tionslehre, durch mathematifch begründete Perfpedlive, fowie durch fortgefetzte 
Zeichenübungen nach Gypsmodellen das Verfländnifs des Raumes und der Form 
zu vervollfländigen. An den Gymnafien. wo dann weniger die technifche, fondern 
mehr die aefthetifche Seite des Zeichnens hervorzukehren ift, wird der Unterricht 
in vier, an den Realfchulen in fünf Curfe oder Stufen abgetheilt, die unabhängig 
von dem Fortfehreiten der Schüler in den Claffen fleh nach deren Befähigung 
und deren Fortfehritten in dem Gegenftande felbft fondern. Es foll den weiteren 
Beflimmungen nach auf der erften Stufe mit der allgemeinen Formenlehre begonnen 
werden und zwar nach Wandtafeln oder Tafelzeichnungen; im zweiten Curfe hat 
dann das Zeichnen nach geometrifchen Modellen nebfl ornamentalen und figu- 
ralen Vorlagen fleh anzufchliefsen und im dritten und vierten Curfe das Gyps- 
zeichnen im Ornamente zu folgen mit fortgefetzten Uebungen des Figuralen, 
wobei in der Wahl der Vorlagen und Modelle befonders auf die Bildung und 
Veredlung des Gefchmackes Rücklicht zu nehmen ift. Dem Lehrer wird 
innerhalb diefer Grenzen in Bezug auf Methodik vollkommen freier Spielraum 
gelaffen und ganz richtig bemerkt, dafs Mancher mittelft der Methodik, nach 
welcher er felbft unterrichtet worden ift als Lehrer gute Refultate erreichen 
wird, während er unter dem Zwange einer, wenn auch an fleh belferen 
Methode, mit der er nicht vom Haufe aus vertraut ift, vielleicht nur Unzuläng 
liches leiften würde. 
Wenn den Wünfchen diefes Lehrplanes die Erfolge weder an den Gymnafien 
noch an den Realfchulen bisher entfprochen haben, fo hat diefs in erfter Linie 
feinen Grund darin, dafs, wie gefagt, dem Gegenftande zu wenig Zeit zugewiefen 
wurde. Mit zwei Stunden in der Woche ift es fchon durch die langen Intervalle 
fchwierig, die Fertigkeit im Tadle zu halten, gefchweige denn das Intereffe, welches 
vorzugsweife durch die Erfolge gefördert wird, anzuregen. Die königlich preu- 
fsifche Unterrichtsverwaltung hatte keine Schülerarbeiten der Mittellchulen vor 
gelegt, um daraus auf der Ausheilung ein Urtheil fchöpfen zu können. Es zeigte 
fleh jedoch bei dem Durchblättern der zahlreich vorhandenen Schulprogramme, 
wie in dem Gegenftande das gewünfehte Ziel an den meiften Anhalten entweder 
nicht erreicht oder derfelbe in einer Weile aufgefafst und gelehrt wird, welche 
mit den Intentionen des Lehrplanes nicht übereinftimmt. Vielfach ift das Zeichnen 
in den Gymnafien unter die Rubrik „Fertigkeiten“ geheilt und damit fchon die 
Stellung des Gegenftandes an den betreffenden Anhalten ausgefprochen. Dann 
finden fleh wieder C1 affenrapporte, wo auf der erften Stufe fchon mit dem Kopf-
	        
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