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J. Langl.
„E f c u e1a normal central“ zu Madrid, in welchen die Formenlehre, geome-
trifche Ornamente, Bau- und Mafchinentheile behandelt waren.
Es ift ganz begreiflich, dafs bei dem Mangel einer bedeutfamen Kunft-
indultrie im Lande das künftlerifche Zeichnen eine geringe Pflege findet und mehr
Gewicht auf das Technifche gelegt wird, welchem in den nothwendigen modernen
Bauten von Eifenbahnen, Häfen, ftrategifchen Werken etc. ein reiches Feld
geboten ift.
Es zeigte fich auch in fämmtlichen Werken, die über den Zeichen
unterricht Vorlagen, dafs das Technifche überall vorwiegend betont ift. Wir heben
befonders M. Borrell’s Werk „Tratado teörico y pratico de dibujo“ in Anwen
dung auf die Künfte und die Induftrie hervor, da dasfelbe fleh durch die vor
zügliche Ausführung der Tafeln (in Kupferftich) und eine treffliche Anordnung in
Bezug auf den fortfehreitenden Stufengang auszeichnet. In den erften Theilen
wird die Geometrie, Projedlionslehre, das geometrifchb Ornament, angewandt
auf die Baukunft, Schattenlehre etc. behandelt, gleichzeitig aber im Freihand
zeichnen aus den geometrifchen Grundformen das Ornament entwickelt, welchem
das Acanthusblatt zu Grunde gelegt ift. Fortgefetzt wird dann das Linearzeichnen
an architektonifchen Objecten, wobei vorzugsweife griechifche, römifche und
gothifche Denkmäler zum Mufter genommen find. Der Text mit fehr fchön aus
geführten Holzfchnitten erklärt die hiftorifche Entwickelung der Stile, und ift,
mit befonderer Berückfichtiguug des Erwähnten, als Gefchichte der Baukunft zu
betrachten.
Borreil ift Profeffor des Zeichnens am Inftituto de San Ifidoro in Madrid
und arbeitet gegenwärtig noch an der Vollendung feines Werkes, von welchem bis
jetzt fechs Theile erfchienen find.
Für conftructives Zeichnen, befonders im Mafchinenfach, find noch
N. V al d e’s „Manual del Ingeniero y Arquitecflo“ und Artemis P e r e z’s „Academia
de Artileria“ (Madrid 1868) als bedeutendere Leiftungen unter dem Ausgeftellten
zu erwähnen.
Für Situations- und Kartenzeichnungen gibt das fehr fchön ausgeftattete
Werk „Dubujo topografico“ von M. Rindavaets eine treffliche Anleitung. —
Von den höheren technifchen Schulen fanden fich nur Schülerarbeiten aus der
„Efcuela de Ingenieros industriales de Barcelona“ vor. Es waren faft ausfchliefs-
lich Mafchinenzeichnungen, die in jeder Beziehung als vorzüglich zu bezeichnen
waren.
Von einem Lehrer des genannten Inftitutes D. Joaquin M a t a war auch
ein Werk unter dem Titel „Curso de dibujo induftrial“ ausgeftellt, in welchem die
Geometrie und ihre Anwendung auf Bau- und Mafchinenkunde fehr fchön durch
geführt war; weniger empfehlenswerth könnte der Theil des Freihand Zeichnens
genannt werden — wo einfach ältere franzöfifche Originale copirt erfchienen.
Was noch weiter für das Linearzeichnen vorlag, war älteren Datums und
von geringer Bedeutung, fo dafs es füglich hier übergegangen werden kann.
Portugal. Weit mehr als Spanien hatte fich das kleine Land Portugal
darum angenommen, fein Unterrichtswefen auf der Weltausftellung zu repräfen-
tiren; wenn auch hier wieder der Vorwurf gemacht werden mufs, dafs für die
Auskünfte über das Vorhandene äufserft mangelhaft geforgt war und Bericht
erftatter manchen vergeblichen Gang zu machen hatten.
Portugal hatte fein Schulhaus auf der Ausflellung und darin neben den
gebräuchlichften Unterrichtsmitteln auch diverfe Schülerleiftungen ausgeftellt.
Der Eindruck des Ganzen war ein befriedigender; nur mangelten zu näherer
Orientirung die ftatiftifchen und fonftigen gefetzlichen Anhaltspunkte, welche
anderwärts entweder in Brochuren aufgelegt oder in Tafeln erfichtlich gemacht
wurden. Der Berichterftatter konnte nur aus der in Liffabon erfcheinenden